Rückkehr der Löwen-Bundesligisten aber eher unwahrscheinlich

Giesing · Stadionerhalt sicher

Die Löwenfans können zumindest teilweise aufatmen, denn die Zukunft des Sechzger-Stadions scheint vorerst gesichert zu sein. 	Foto: Anne Wild

Die Löwenfans können zumindest teilweise aufatmen, denn die Zukunft des Sechzger-Stadions scheint vorerst gesichert zu sein. Foto: Anne Wild

Giesing · Für die Zukunft des Städtischen Stadions an der Grünwalder Straße zeichnen sich immer klarere Konturen eines langfristigen Erhalts ab. Kurz vor der wohl endgültigen Entscheidung des Münchner Stadtrates Anfang Dezember sprachen sich jetzt auch die beiden Bezirksausschüsse Obergiesing-Fasangarten und Untergiesing-Harlaching für die aufwändige, rund 10,2 Millionen Euro teure Sanierung und Modernisierung der Traditionsspielstätte aus.

Haken nur: Die, von einer eigenen Projektgruppe Stadionzukunft des TSV 1860 forcierte Rückkehr der Zweitligisten-Fußballer auf Giesings Höhen scheint endgültig vom Tisch zu sein. Nach den Plänen der Stadt und mit Zustimmung der beiden Stadtteile soll das Sechzger-Stadion künftig auf ein Fassungsvermögen von lediglich 12.000 Zuschauer begrenzt sein. Neben den Amateur- und älteren Nachwuchsteams der beiden Großclubs TSV 1860 und FC Bayern soll dann auch die Fußball-Bundesligamannschaft der Frauen des FC Bayern im runderneuerten Grünwalder Stadion agieren.

Ein Hauch von Bundesliga wird also auch das Grünwalder künftig umwehen – allerdings kaum jener, den die Befürworter einer Rückkehr der Löwen-Profis so sehnlich herbeisehnen. Immerhin wichtig für die vielen Fürsprecher eines Erhalts des Baudenkmals Grünwalder Stadion: Die Arena soll nach den Plänen der Stadt zumindest mittelfristig nach der Sanierung bestandsgesichert sein: »10 + X Jahre« nennen jene Vertreter der Kommune, welche das Stadion bis vor kurzem sogar noch abreißen wollten, jetzt als Bestandsgarantiezeitraum.

Details und Argumente

Wichtig ist die Würdigung des eigentlichen Erhalts schon allein deshalb, weil bis vor Jahresfrist bereits gedankliche Totengräber des Grünwalder Stadions in großer Zahl auch entlang der Rathauskorridore aktiv waren. Doch die Lautsprecher von einst, die für einen Abriss der Traditionsspielstätte und eine anschließende Umwidmung oder den Verkauf des Terrains trommelten, ruderten mittlerweile kräftig zurück. Denn weder konnte eine geeignete Ersatzspielfläche für eines der deutschlandweit meist bespielten Stadien gefunden werden, noch konnte die Frage der Nachnutzung geklärt werden. Vielmehr sprach sich ein stetig wachsender Chor der Fürsprecher für den Erhalt des Stadions aus. Dem trägt die Stadt jetzt Rechnung. Für 10,28 Millionen Euro soll das Stadion vom kommenden Frühjahr an und bis zum avisierten Projektende 2014 bei – während der meisten Umbauphasen – laufendem Betrieb umfangreich saniert werden.

Dies bestätigte Josef Tress als Vertreter des für das Terrain zuständigen Stadtschulreferates jetzt auch während der Sondersitzung der örtlichen Bezirksausschüsse. Wesentliche Eckpfeiler des mehrteiligen Sanierungsplans sind umfangreiche Tribünen- und Dachsanierungsarbeiten, eine Verbesserung der technischen und energetischen Infrastruktur mitsamt neuer Flutlichtanlage, sowie Arbeiten im Sanitärbereich. Zudem soll auch der Spielfeldbereich überarbeitet werden. »Wir wollen das Stadion nicht plattmachen, sondern offerieren hier vonseiten der Stadt ein hochdotiertes Angebot«. Ein programmatisches Umdenken, das bei den Stadionbefürwortern wie etwa den »Freunden des Sechzgerstadions« durchaus auf fruchtbaren Boden fiel.

Ausdrücklich dankte deren Vorsitzender Roman Beer der Stadt für das Engagement – warb aber gleichzeitig auch für eine mögliche Rückkehr der Löwenprofis auf Giesings Höhen. »In anderen Städten wie Hamburg-St. Pauli oder Berlin wurde Derartiges auf städtischem Grund schon vorexerziert«, so Beer. Das sei auch an der Grünwalder Straße möglich. Bei den Löwen hat man dafür sogar eine eigene Projektgruppe Stadionzukunft ins Leben gerufen. Deren Vorsitzender, TSV-1860-Aufsichtsratsmitglied Christian Waggershauser, argumentierte auch in der Sondersitzung für die Möglichkeit einer solchen Rückkehr. »Wir sind keine Träumer, natürlich gibt es viele Probleme – aber unüberwindbar sind die nicht«, zeigte er sich überzeugt.

Als Hauptkriterien nannte er den Brandschutz, die Sicherheit, Verkehrs- und Parkplatzfragen rund um das Stadion. Zudem müsse der FC Bayern einem Auszug der Blauen aus der Allianz-Arena zustimmen. »Unsere Finanzsituation ist miserabel«, warnte Waggershauser. »Langfristig sind wir ohnehin nur mit eigenem Stadion überlebensfähig«. Der ebenfalls in der Sitzung anwesende FCB-Finanzvorstand Karl Hopfner erwiderte kühl: »Wenn jemand etwas von uns will, dann muss er auch das Gespräch suchen!« Bisher sei der TSV 1860 in der Auszugsfrage noch nicht an die Bayern herangetreten. Hopfner indes lobte die aktuellen Pläne der Stadt, das Traditionsareal für die Nachwuchsteams und jetzt auch für die Frauenbundesliga zu erhalten. Darf man Stadtvertreter Tress glauben, wird mehr auch nicht zu erreichen sein.

»Das Stadion ist baulich und funktionell sowie aufgrund der Lage im dicht bebauten wie verkehrsreichen Umfeld für eine Nutzung mit Fassungvermögen von 30.000 bis 35.000 Plätzen nicht geeignet«. Zudem sei dann ein Neubau notwendig, so Tress. »Für den gibt es aber anders als bei der Stadionerhaltung keinen Bestandsschutz mehr«. Die Pläne der Projektgruppe nannte er schon aufgrund der mittlerweile rigiden Lärmschutzauflagen »illusorisch«.

Zudem warnte auch der in der Sitzung ebenfalls anwesende Leiter der Polizeiinspektion 23, Ludwig Schmöller, »vor massiven Auswirkungen« bei einer möglichen Profirückkehr auf Giesings Höhen. Gegen diese Stoßrichtung sprachen sich dann auch die beiden Bezirksausschüsse aus. Die Sanierungsvorlage der Stadt wurde vonseiten des Untergiesing-Harlachinger Stadtteilgremiums einstimmig, vonseiten der Vertreter aus Obergiesing-Fasangarten gegen eine Stimme abgenickt.

Auch vor dem Hintergrund der nahen und endgültigen Stadtratsabstimmung Anfang Dezember dürfte auch der jüngste Vorstoß von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) Makulatur sein. Per Fax hatte der OB erst kürzlich der Projektgruppe eine weitere Frist für die Prüfung ihres Anliegens bis März 2010 eingeräumt.

Doch der Zeitkorridor ist aufgrund der Sicherheitsmängel und zeitlich wie inhaltlich eng gefasster Vorgaben des Verbands und der Ligaspitze eng gefasst. Zudem wäre eine Rückkehr der Löwen-Profis nur in einer neuen und erweiterten Arena möglich. H. Hettich

Artikel vom 01.12.2009
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