Die Schwabinger »Trampelmuse« spielt auch Präventionstheater für Kinder

Schwabing · Tabus ein Gesicht geben

Das mobile Theater von Christl Feiler und Stefan Stefinsky mit Sitz an der Isabellastraße greift auch Themen wie Drogen und Gewalt auf. 	Foto: ko

Das mobile Theater von Christl Feiler und Stefan Stefinsky mit Sitz an der Isabellastraße greift auch Themen wie Drogen und Gewalt auf. Foto: ko

Schwabing · Die Hand der Puppe auf der Bühne färbt sich rot, sobald ein Kind »betatscht« wird. Im neuen Theaterstück des Schwabinger »Trampelmuse«-Ensembles »Lassmich Fassmich – Fassmich Lassmich« geht es um sexuelle Übergriffe unter Kindern. Seit 1991 greifen die Mitbegründerin des Figuren-Personen-Theaters, Christl Feiler, und Musiker und Schauspieler Stefan Stefinsky für Kinder und Jugendliche auch Themen wie sexuellen Missbrauch, Drogen und Gewalt in ihren Stücken auf.

Den Rock hochheben, die Tür zur Umkleide des anderen Geschlechts aufreißen, in die Genitalien kneifen – »das ist nicht cool, sondern gemein«, lautet die Botschaft des neusten Stücks der Trampelmuse. Für die sprachlose Hilflosigkeit der Kinder in solchen Situationen wird mit den sensiblen Erzählungen auf der Bühne eine Brücke geschlagen, sich anhand der dargestellten Situationen zu äußern. Kinder, die diese sexuellen Übergriffe selbst noch nicht erlebt haben, können ohne Panik im Theater mit dem Thema umgehen, somit wirkt die Aufführung außerdem präventiv.

Die Kinder können während der Vorstellung mitwirken, Lösungen vorschlagen oder ihre Meinung sagen – was für Feiler und Stefinsky ein wichtiger Bestandteil ihrer Darbietung ist. Denn so bekommen sie das Feedback der Kinder: Ob alles verstanden worden sei oder ob etwas fehle. Bei »Lassmich Fassmich – Fassmich Lassmich« etwa haben die Protagonisten erfahren, dass die Kinder »auf der Bühne sehen wollten, wie ein Erwachsener die Szene stoppt«, sagt Christl Feiler. Die Premiere findet am Montag, 7. Dezember, um 19.30 Uhr im »Kleinen Theater Haar« statt. Danach tourt das Trampelmuse-Ensemble mit dem Stück durch ganz Bayern.

Die Stücke zu »Tabu-Themen« werden an Schulen aufgeführt und diese Theateraufführungen sind eingebettet in ein Projekt: Denn vor dem Schauspiel gibt es ein Gespräch mit den Lehrern zum jeweiligen Inhalt und einen Elternabend. »Es sind schwierige Themen«, sagt Christl Feiler. Daher müssten Erwachsene darüber diskutieren und Kinder reflektieren. Für das kommende Jahr liebäugeln Feiler und Stefinsky damit, ein weiteres soziales Thema auf die Bühne zu bringen: Kinderarmut, passend zum Europäischen Jahr der Armut 2010. »Wir müssen abwarten, ob wir Gelder dafür bekommen«, sagt Feiler. Sponsoren seien immer gerne willkommen.

Das mobile Theater »Trampelmuse« gibt es in Schwabing seit 23 Jahren. Christl Feiler, die bei der Gründung noch als Ingenieurin gearbeitet hat, war von jeher von der Kombination aus Figuren, Masken und Schauspielern auf der Bühne fasziniert. Somit besteht das Trampelmuse-Ensemble bis heute aus Menschen und etwa Stab-, Groß- und Flachfiguren. Gerade bei den sensiblen Stücken zum Beispiel über sexuellen Missbrauch sei die Verwendung der Figuren von Vorteil, sagen Feiler und Stefinsky. Man könne mit einer Puppe eine Seite des Problems abspalten. »Durch das Mischtheater gibt es mehr dramaturgische Ebenen«, erklärt Stefinsky.

In Schwabing stehen die Schauspieler der Trampelmuse bald wieder auf der Bühne: Am Freitag, 27. November, spielt das Ensemble ab 18 Uhr sein Stück »DiriDari LiraFari«, frei nach dem Märchen von Ludwig Bechsteins »Ein Sack voller Lügen« in der neu eröffneten KreativGarage am Rosa-Aschenbrenner-Bogen 9. Der Eintritt ist frei. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 24.11.2009
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