Franz Schuh liest zur Erwin Wurm-Ausstellung

Maxvorstadt · Liebe, Macht und Heiterkeit

Der Taschenfabrikant, 2003, von Erwin Wurm. 	Foto: Erwin Wurm VG Bild-Kunst Bonn, 2009

Der Taschenfabrikant, 2003, von Erwin Wurm. Foto: Erwin Wurm VG Bild-Kunst Bonn, 2009

Maxvorstadt · Zum Thema Liebe, Macht und Heiterkeit liest Franz Schuh aus seinen Büchern anlässlich der Ausstellung von Erwin Wurm: am Freitag, 13. November, 19 Uhr im Kunstbau München, Zwischengeschoss des U-Bahnhofes Königsplatz. Wenn Erwin Wurm eine Form aus der unerschöpflichen Asservatenkammer des Gegenständlichen herausgreift und zum Gegenstand seiner Bildnerei macht, dann wird dieses Ding zu etwas anderem und trägt fortan einen weiteren, besonderen Sinn mit sich.

Autos, Kartoffeln, Gurken, Kleidung, um nur einige Objekte aus der Welt des Realen zu nennen, hat er in seinen Skulpturen »behandelt«, sie in ihrem Sinn verdreht und so neue Bilder gewonnen. Der Gedanke des Performativen spielt dabei eine wesentliche Rolle. So verwandelt er scheinbar banale Situationen, Gesten oder Handlungen in »One Minute Sculptures« zu Ausdrucksformen einer »verfestigten Zeit«. Allein einen Gestus über eine Minute lang auszuhalten, verdeutlicht Sinnbezüge, die in der Geschwindigkeit des »normalen« Ablaufs verloren gehen.

Fotografien helfen, die plastischen Situationen zu bannen und in Bildern zu verdichten. Ähnliches kann sich auch in Filmen ereignen: Ein Mann steht unbeweglich von Sonnenaufgang bis -untergang und wird so durch die eingefangene Dauer zur Skulptur, fester, konstanter als die Sonne, die während dessen ihren Bogen zieht. Autos werden unter dem scharfen, auch ironischen Blick des Bildhauers zu »schrägen« Objekten, indem sie sich verbiegen, seitlich neigen, an der Wand lehnen, oder wie im Film zu sehen ist, Hauswände emporfahren und das Lot- wie Waagrechte verkehren. Von all dem wird die Ausstellung im Kunstbau »bebildert« sein.

Der vielfältige Umgang mit »Skulptur« soll dabei zur Anschauung kommen, in einem ungeschiedenen Nebeneinander der Ausdrucksmöglichkeiten, die Wurm insbesondere in den letzten sieben Jahren entwickelt hat. Hierzu zählen neben den genannten plastischen Formen auch Texte, einfache Sätze und Behauptungen, die auf plakative Weise populistische Gedanken zum Ausdruck bringen. Wurm begreift diese Sprüche als eine Form »sozialer Plastik«, die den Widerspruch in sich birgt. So wird es einen Katalogbeitrag geben, in dem Wurm die an ihn gerichteten Fragen mit Fragen beantwortet.

Nächste Kuratorenführung ist am Dienstag, 15. Dezember, 12.30 Uhr, mit Dr. Matthias Mühling, Sammlungsleiter am Lenbachhaus. Öffentliche Führungen durch die MVHS finden immer samstags, 16 Uhr, statt. Und die nächsten Führungen für Kinder: samstags, 14. November, 12. Dezember, jeweils 15 bis 16.30 Uhr.

Artikel vom 10.11.2009
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