Nach fünf Monaten »Zwangspause« in Poing jetzt Winterquartier gefunden

Poing · Zirkus Hansa zieht weiter

Die Poinger Alexandra Sewald (l.) und Mutter Alisa (r.) brachten Levinia Riedesel (Mitte) Futter für die Tiere des gestrandeten Zirkus Hansa.	Foto: pt

Die Poinger Alexandra Sewald (l.) und Mutter Alisa (r.) brachten Levinia Riedesel (Mitte) Futter für die Tiere des gestrandeten Zirkus Hansa. Foto: pt

Poing · Happy End für die Geschichte der kleinen Zirkusfamilie, die in Poing gestrandet war. Nach fünf Monaten nicht ganz freiwilligen Aufenthalts in der Gemeinde und schließlich drohender Zwangsräumung hat der Zirkus nun ein Winterquartier gefunden. Im Juni war der Zirkus Hansa nach Poing auf ein Betriebsgelände an der Gruberstraße gekommen, um im Ort und dann weiteren Landkreisgemeinden Jung und Alt seine Künste zu zeigen.

Der kleine Familienbetrieb besteht aus Zirkusdirektor Wolfgang Ried­esel, Tochter Levinia und Sohn Ricardo. Das Programm gestalten zwei Hunde, einige Ponys und Pferde; Ziegen und der Esel bilden die Attraktion der Tierschau, ein Muss für kleine Zirkusbetriebe, erklärt Levinia. Während die bildhübsche 18-Jährige ihre akrobatischen Künste am Boden, Trapez und Drahtseil zeigt, hat sich Bruder Ricardo auf Clownereien aller Art spezialisiert. »Wir sind praktisch im Zirkus geboren«, so Levinia. Ein anderes Leben können sich die Riedesels gar nicht vorstellen. Vater Wolfgang führt den Zirkus in der achten Generation und auch alle seine sieben Geschwister haben einen eigenen kleinen Zirkus.

Doch das Leben wird für sie immer schwerer. »Es ist nicht mehr so wie früher. Ohne Löwen, Tiger und Elefanten ist ein Klein-Zirkus nicht mehr interessant«, schilderte Levinia. So kam es, dass aus der zweiwöchigen genehmigten Verweildauer fünf Monate wurden. »Wir haben keine Plätze mehr in anderen Gemeinden bekommen«. Auch war der Sommer nicht gerade sehr ertragreich für die Zirkusfamilie. »Es gab zu viele Veranstaltungen. Deshalb hat niemand unsere Vorstellung besucht«, so Vater Wolfgang. Schließlich erhielt Zirkus Hansa eine Räumungsklage. Verzweifelt suchte die Familie ein Winterquartier, das jedoch nicht so weit sein sollte, denn das Benzin würde sonst nicht reichen, um die Wagen zu versetzen.

Auch Bürgermeister Albert Hingerl machte sich Sorgen um die Zukunft des kleinen Zirkus. In der jüngsten Gemeinderatssitzung erwog er, die Vereine zu mobilisieren, um den Zirkus wieder an seinen angestammten Platz in Baden-Württemberg zurück zu bringen. Kein einfaches Unterfangen. Denn für die zehn Wagen ist Vater Wolfgang der einzige Fahrer. Das Schicksal der kleinen Zirkusfamilie schlug Wogen. So brachten ortsansässige Bürger Essen für die Familie und Futter für die Tiere. Auch die Medien wurde aufmerksam. Dadurch erfuhr ein Privatmann aus Olching von der Not. Nun haben Mensch und Tiere auf seinem 17.000 Quadratmeter großen Grundstück ein schönes Winterquartier gefunden und Zeit gewonnen, die nächste Tour zu planen, die vielleicht auch wieder in den Landkreis Ebersberg führt, wie Levinia verriet. P. Tränkel

Artikel vom 10.11.2009
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