Diskussionen um den Frauenbadetag reißen nicht ab

Giesing/Harlaching · Streit um Frauenbadetag

Giesing/ Harlaching · Der seit 2003 im Klausener-Bad stattfindende, münchenweit einzige Fraubadetag im Hallenbad an der Klausener Straße schlägt weiterhin hohe Streit-Wellen. Nachdem sich der örtliche Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching bereits vor zwei Jahren umfänglich mit dem umstrittenen Frauenbadetag (immer Mittwochnachmmittag) auseinandergesetzt hatte, ebbt der Strom von Beschwerden offenbar auch in diesem Herbst nicht ab.

Während früher der Fokus vor allem auf die Veranstaltung an sich gerichtet war, stehen aktuell vor allem Abfälle im Mittelpunkt des Disputes – Abfälle, welche die Besucherinnen des Frauenbadetages nach Beobachtungen von Anwohnern regelmäßig im und vor allem um das Bad herum reichlich hinterlassen. Der BA jedenfalls sprach sich nach langer Diskussion für ein ganzes Forderungspaket aus: entsprechend eines Antrags der örtlichen Grünen, der um einige Punkte der CSU-Fraktion erweitert wurde und deutliche Mehrheiten fand, ist vor allem die Stadt gefragt: denn nach dem BA-Forderungswillen sollen künftig zu den Spitzenzeiten des Frauenbadetages mehr Personalkapazitäten aufgefahren werden – zugleich soll mit Blick auf den Frauenbadetag auch die »interkulturelle Kompetenz« der Mitarbeiter entscheidender Faktor vor Ort sein. Denn wie berichtet, wird das Angebot vor allem auch von Frauen und Kindern aus dem muslimischen Kulturkreis wahrgenommen, welchen es unmöglich ist, aufgrund ihrer Religion gemischtgeschlechtliche Badetage wahrzunehmen. Unabhängig vom Klientel soll nach dem weiteren Willen des BA künftig auch wieder verstärkt auf die Einhaltung der Hausordnung und hygienischen Vorschriften in und um das Bad geachtet werden. Zudem sprach sich das Gremium dafür aus, auch in weiteren Münchner Bädern einen solchen Frauenbadetag einzuführen, um die Situation in Harlaching zu entzerren. Dagegen hat sich die Stadt allerdings erneut ausgesprochen.

Bei der Stadt will man ohnehin aus dem neu aufflackernden Problemthema die Schärfe nehmen. So setzt der Bereich Gleichstellung der Stadt seit geraumer Zeit auch solche Helferinnen ein, die der türkischen und arabischen Sprache mächtig sind, um in beide Richtungen besser vermitteln zu können. Bei den Stadtwerken, deren Bäderbetriebe auch für den Nasstempel an der Klausener Straße verantwortlich zeichnen, spricht man zudem in Person von Bäderchefin Christine Kugler von einer verbesserten Situation während der letzten Jahre. »Erhebliche Verschmutzungen« habe es lediglich in der Einführungszeit gegeben – doch der verstärkte Personaleinsatz habe die Situation vor Ort deutlich verbessert. Keine Mehrheit im BA fand die Formulierung einer Bürgerin in ihrem Schreiben an das Stadtteilgremium. Die Dame hatte darin insbesondere die vermehrte Ablagerung von Abfällen im Umkreis des Bades an den Frauenbadetagen kritisiert und in ihrem Brief explizit vom »Frauenbadetag der Moslems« geschrieben.

Davon distanzierte sich der Bezirksausschuss einstimmig. Tenor: durch bloßen Augenschein könne keinesfalls die Religionszugehörigkeit festgestellt werden. Eine detaillierte Ortsbeschau indes hatten auch in Person von Thomas Schwindel (CSU) und Sebastian Weisenburger (Grüne) der BA-Chef selbst und der Grünen-Fraktionssprecher vorgenommen. Eine Stunde lang, so die beiden Stadtviertelpolitiker, hätten sie während eines Frauenbadetages das Gelände im Umgriff sondiert. »Mitteleuropäische Kleidung« hätte bei den ein- und ausgehenden Badegästen vorgeherrscht – »keine an die islamische Kleiderordnung gebundene, streng religiöse Muslima« habe in dieser Zeit das Bad betreten. Im Bad, so die beiden lokalen Badeforscher, sei ihnen von Gästen und einer Mitarbeiterin aber übereinstimmend berichtet worden, »am Beckenrand« würden regelmäßig »erhebliche Mengen an Nahrungsmitteln verzehrt« – Abfallhinterlassenschaften in ebensolcher Menge offensichtlich inklusive.

Allerdings stellten die Grünen im BA klar, damit sei die Verschmutzung keinesfalls den muslimischen Badegästen zugeschrieben – CSU-Sprecher Clemens Baumgärtner legte Wert auf die Feststellung, seine Partei trete sehr wohl für Integration ein – »Für bestimmte Gruppen« könne es aber auch »keine Sonderrechte« geben. Allerdings maß Baumgärtner den Beobachtungen der Anwohner durchaus »Tatsachen-Charakter« bei, während Ortsbesichtiger Weisenburger ausdrücklich nur von »Eindrücken« sprach. Solche »Eindrücke« jedoch mochte die ehemals für die SPD im BA sitzende Henriette Gau nicht bestätigen. Sie habe zuletzt mehrfach an Frauenbadetagen das Terrain rund ums Bad begutachtet und keine auffälligen Müllhäufungen zu diesen Terminen feststellen können. Gerade in den Bereichen rund um die Häuser und Gärten in der Umgebung habe sie »keinerlei Verschmutzungen« festgestellt. Das Bürgerschreiben an den BA umriss Gau deshalb als »maßlos übertrieben«.

Hettich

Artikel vom 04.11.2009
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