Viva Clara eröffnet in Unterhaching neuen Standort

Unterhaching · Chancen schaffen

Freuten sich über die Eröffnung des Viva Clara-Cafés in Unterhaching (v. l.) ­Alexander Eberth, Margot Kainz, stellvert. Geschäftsführer der ARGE München, Jakob Gau, Friederike Steinberger und Anneliese Durst. Foto: Gauß

Freuten sich über die Eröffnung des Viva Clara-Cafés in Unterhaching (v. l.) ­Alexander Eberth, Margot Kainz, stellvert. Geschäftsführer der ARGE München, Jakob Gau, Friederike Steinberger und Anneliese Durst. Foto: Gauß

Unterhaching · Seit vergangenen Donnerstag ist Unterhaching um eine soziale Einrichtung reicher. Das Café Viva Clara, das von Condrobs geleitet wird, hat seine neuen Räumlichkeiten in der Biberger Straße 93 bezogen. Viva Clara ist ein Arbeits- und Qualifizierungsprojekt im zweiten und dritten Arbeitsmarkt, das durch seinen Cafébetrieb, Catering und seinen Lieferservice Frauen eine Chance auf berufliche Qualifikation gibt, die Suchtmittel abhängig waren und seit langem arbeitslos sind.

Für Frauen wie Hanna (Name von der Redaktion geändert) ist dieser Arbeitsplatz nach ihrer eigenen Aussage die Rettung. Er ist die Chance darauf, sich von den Drogen fernzuhalten und ein neues Leben zu beginnen, so Hanna. In ihrem alten Leben hat die heute 27-Jährige Sozialpädagogik studiert, bevor sie mit Drogen in Kontakt kam. Danach folgten nicht nur der Abbruch des Studiums, sondern auch Beschaffungskriminalität und der gesellschaftliche Absturz. Für einige Jahre hatte sie sogar schon einmal den Absprung geschafft, dann kam der Rückfall. »Es ist gefährlich, wenn man zu viel Zeit hat, wenn man rumhängt und die falschen Leute trifft«, weiß die sympathische junge Frau. Neben ihrer Therapie wird sie nun zu den ersten gehören, die bei Viva Clara eine Ausbildung zur Köchin absolvieren, die Möglichkeit eine Hauswirtschafterausbildung zu machen, gab es indes schon länger. »Auf dem normalen Arbeitsmarkt habe ich keine Chance«, bekennt sie. Sie freut sich auf die Lehre, auch privat schwingt sie gerne den Kochlöffel. Auf Qualität und hohe Standards bei der Lebensmittelzubereitung legt man bei Viva Clara großen Wert, denn einen Teil der Kosten muss das Projekt selber hereinwirtschaften. 15 Jahre lang war das Projekt in München zuhause gewesen, aber mit 31 teilnehmenden Frauen waren die alten Räumlichkeiten einfach zu klein geworden, erklärte die Geschäftsführerin von Condrobs, Margot Kainz. Lange habe sie nach einem geeigneten Objekt Ausschau gehalten und es dann schließlich in Unterhaching entdeckt. So schön die Räumlichkeiten dort sind, so groß auch die anfänglichen Schwierigkeiten, die Condrobs im Vorfeld zu bewältigen hatte. Saßen doch die Geldgeber für das Projekt in öffentlichen Ämtern, die mit einem Umzug in den Landkreis gewechselt hätten. Nach langen Verhandlungen sei aber eine Lösung gelungen, die für alle zufrieden stellend sei, teilte Kainz nicht ohne Stolz mit.

Der Landkreis wird sich in einer Art Pilotphase an dem Projekt ebenfalls beteiligen, ab nächstem Jahr werden dann auch fünf Teilnehmerinnen aus dem Landkreis bei Viva Clara anfangen. Außerdem ist es geplant, die Anzahl der zu betreuenden Frauen auf insgesamt 45 zu erhöhen. Ziel von Viva Clara ist es in den nächsten Jahren die bestellten Essen von 200 auf 500 zu erhöhen, um sich noch mehr eigenfinanzieren zu können. Lob für die ­ansprechend gestalteten Räumlichkeiten gab es unter anderem von Alexander Eberth, der 1. Vorsitzender von Condrobs e.V. ist: »Hier sieht es nicht nach einer Hilfe zur Wiedereingliederung für Drogenabhängigen aus, sondern nach ganz normalen Geschäftsräumen.« Das Ziel von Viva Clara, Leuten, die in Schwierigkeiten geraten seien, zu helfen, diese zu überwinden, könne hier hervorragend umgesetzt werden. Anneliese Durst, die Leiterin der kommunalen Beschäftigungspolitik im Referat Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München, zeigte sich ein wenig enttäuscht über die »Stadtflucht« des Cafés, das sich zuvor in der Ickstattstraße (Isar-Vorstadt) befunden hatte, andererseits zeigte sie sich begeistert über die Arbeit, die hier geleistet werde. Denn, so Durst, heute könnten viele der maximalen Beschleunigung auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr folgen, und blieben ausgeschlossen von den damit verbundenen Möglichkeiten. Viva Clara sorge hier für Ausgleich und Qualifizierung gleichermaßen, was verständlicher Weise nicht zum Nulltarif zu haben sei. Auch die Vizepräsidentin des Bezirkstags, Friederike Steinberger, hob die Bedeutung von bezahlter Arbeit und kompetenter Beratung für die betroffenen Frauen hervor. Ebenso Bürgermeister Wolfgang Panzer zeigte sich erfreut, dass die Räumlichkeiten in der Bibergerstraße nun eine so postive Nutzung erfahren haben.

Das Projekt findet der Rathauschef sehr interessant und lobenswert. Beim gemütlichen Teil der Eröffnung konnten sich die Gäste dann von den kulinarischen Fähigkeiten des Mitarbeiterteams überzeugen. Wer sich vom Viva Clara-Team gerne einmal mit leckeren Speisen und Snacks verwöhnen lassen möchte, der kann die Räumlichkeiten des Cafés von Montag bis Donnerstag, von 8.30 bis 15.30 Uhr und freitags von 8.30 bis 14.30 Uhr besuchen. Sollte ein Unternehmen Interesse an dem Lieferservice oder dem Catering-Angebot für eine Firmenfeier haben, kann er sich direkt an Viva Clara wenden unter Telefon 13 01 01-0, oder per E-Mail: vivaclara@condrobs.de. Eine feine Sache, wo hat man denn sonst schon beim Schlemmen gleichzeitig die Möglichkeit etwas Gutes zu tun?!

Heike Woschée

Artikel vom 21.10.2009
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