Sport und Entwicklungshilfe unter der Sonne Afrikas

Zwei Münchner in Namibia

Afrikanische Kinder lernen im Erste-Hilfe-Kurs, wie ein Verband richtig angelegt wird. Foto: Privat

Afrikanische Kinder lernen im Erste-Hilfe-Kurs, wie ein Verband richtig angelegt wird. Foto: Privat

Eine riesige, unebene Ackerfläche, auf der überall faustgroße Steine herumliegen. Wo immer man hinsieht, wuchert wahllos Gestrüpp. Mitten drin stehen zwei alte Tore. In Deutschland würde wohl niemand auf die Idee kommen, auf einem solchen Platz Fußball zu spielen. Doch für die rund 450 Schüler der St. Joseph’s High School in Döbra, nahe der namibischen Hauptstadt Windhoek, gehört das zum Schulalltag.

Unter dem Motto „Sport und Gemeinschaft unter der Sonne Afrikas“ haben die beiden Sportverbände Bayerische Sportjugend (BSJ) und Deutsche Jugendkraft (DJK) gemeinsam mit der Deutschen Sportjugend (DSJ) deshalb in der Zeit vom 2. bis zum 20. August ein Workcamp veranstaltet. Ziel des Camps: Die völlig heruntergekommene Sportanlage der Internatsschule gemeinsam mit den Internatsschülern wieder aufzubauen. Rund 70 Bewerber hatten sich gemeldet, zehn durften gemeinsam mit zwei Betreuern die Reise nach Afrika antreten. Mit dabei waren auch die Studentin Esther Zierer aus Untergiesing (24) und der Daglfinger Felix Hartwig (21).

Weitere Artikel zum Thema

  • So seh ich das
    Artikel vom 30.09.2009: - Redakteurin Michaela Schmid zum Thema „Sport als Teil von Entwicklungshilfe“
  • München · Da schau her!
    Artikel vom 05.10.2009: - Albrecht Ackerland über Talent zum Sport

„Als ich davon erfahren habe, war mir sofort klar, dass ich da mitmachen möchte“, erzählt Zierer. „Ich fand, dass es ein toller Ansatz ist, Sport mit Entwicklungshilfe zu kombinieren.“ Ein weiterer Anreiz sei natürlich gewesen, Afrika zu sehen. Auch Felix Hartwig war schnell von der Idee überzeugt. Er fand, die Reise sei ein guter Abschluss für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), das er zu dem Zeitpunkt beim Bayerischen Basketballverband absolvierte.

Zwar wurden alle Teilnehmer im Vorfeld auf ihre Aufgaben in Namibia vorbereitet, doch als die Gruppe in Döbra ankam, habe es trotzdem einen kleinen Kulturschock gegeben. „Als wir den Sportplatz gesehen haben, war das wirklich deprimierend“, beschreibt Zierer ihren ersten Eindruck. Hartwig ergänzt: „Es gab keine Linien und überall war nur Sand. Uns war gleich klar, dass einiges an Arbeit auf uns zukommen würde.“ Und auch sonst hatten sich die beiden Afrika anders vorgestellt. Zierer: „Die Landschaft unterscheidet sich einfach völlig von der deutschen. Die Gegend war wirklich ländlich, und ab und zu kamen wilde Affen und klauten den Schulkindern ihr Essen.“ Auch die Vorstellung, viel von Afrika zu sehen, musste schnell begraben werden, denn Freizeit war rar. Stattdessen kam auf die beiden jede Menge Arbeit zu. So musste zuerst der Fußballplatz generalüberholt werden.

Dafür wurden die Tore ausgegraben und anschließend der Platz planiert. Die schon bestehende Springgrube wurde neu angelegt und ein Beachvolleyballplatz gebaut. Erschwert wurde diese Arbeit dadurch, dass es oft nicht das benötigte Material gab. „Man musste flexibel sein und viel improvisieren“, so Zierer. „Die Platzlinien konnten zum Beispiel nicht mit Kalk gemalt werden, sondern wir mussten Rillen in den Boden machen und diese dann mit Farbe füllen.“ Dabei habe man viel Wert darauf gelegt, die Schüler, die zwischen elf und 19 Jahre alt waren, mit einzubeziehen. So wollte man sie dazu bringen, eine Art Besitzerstolz zu entwickeln, damit sie den neuen Platz später pflegen.

Nicht nur Bauarbeiten standen auf der Tagesordnung. Nachmittags gaben die Workcamp-Teilnehmer Sportkurse für die Kinder, in denen sie ihnen Spielregeln und Techniken vermittelten. Um die Pflege des Platzes in Zukunft sicher zu stellen, wurden den Kindern in einem Handwerk-Workshop die nötigen Handgriffe gezeigt. Besonders wichtig sei aber der Erste-Hilfe-Kurs gewesen, erzählt Zierer. „Bisher haben sich die Kinder einfach Sand in ihre Wunden gestreut, in der Hoffnung, dass es dann schon irgendwann aufhören würde zu bluten.“ Dieser Kurs stieß auf große Resonanz und zeigte schnell die erhoffte Wirkung. „Kaum hatten wir erklärt, wofür Pflaster gut sind, kamen andauernd Kinder mit kleineren Wunden zu uns und fragten nach einem Pflaster.“

Besonders beeindruckend sei die Freundlichkeit der Namibier gewesen. „Der Zusammenhalt in der Gruppe und die Zusammenarbeit mit den Kindern war einfach toll“, erinnert sich Zierer. Hartwig ist dabei vor allem der Unterschied zu deutschen Kindern aufgefallen. „Im Gegensatz zu den Kindern, mit denen ich im Rahmen meines FSJ zusammengearbeitet habe, haben die Kinder in Namibia sofort gemacht, worum man sie gebeten hat. Die haben richtig mit angepackt ohne sich zu beschweren.“ Vor allem deshalb sei die Zeit in Namibia ein voller Erfolg gewesen. Beide würden jederzeit wieder dorthin fahren um zu helfen, denn „das war einfach eine unglaubliche Erfahrung“.

Von Sara Austen

Artikel vom 30.09.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...