Islamischer Unterricht in deutscher Sprache auch an anderen Schulen

Perlach · Pilotprojekt hat sich bewährt

Mirsad Niksic unterrichtet seit einem Jahr an der Grundschule am Pfanzeltplatz Islamischen Unterricht in deutscher Sprache.  Foto: aha

Mirsad Niksic unterrichtet seit einem Jahr an der Grundschule am Pfanzeltplatz Islamischen Unterricht in deutscher Sprache. Foto: aha

Perlach · »Ich finde toll, dass wir hier jetzt in Deutsch über unsere Religion reden«, sagt die 10-jährige Sarah aus Tunesien. Und auch der 11-jährige Ans aus Pakistan findet:

»Herr Niksic erklärt ziemlich gut und er regt sich nicht so schnell auf, wenn wir eine Frage nicht gleich beantworten können«. Das hat Ans zuvor in einer pakistanischen Moschee anders erlebt. Beide sind Schüler der Perlacher Grundschule am Pfanzeltplatz, wo seit letztem Schuljahr das Münchner Pilotprojekt »Islamunterricht an Schulen in Deutscher Sprache« läuft, als voll anerkanntes Schulfach.

»Für die Schüler ist es entscheidend, dass ich selbst Muslim bin und dass ich richtig Deutsch kann«, fasst der gebürtige Bosnier Mirsad Niksic seine ersten Erfahrungen zusammen. Er ist bayerischer Staatsbeamter und seit Jahren Lehrer an der Grundschule am Pfanzeltplatz. Auch das ist seines Erachtens ein Schlüssel zum Erfolg: Die Kinder kennen ihn.

Das merkt man sofort, wenn man den Klassenraum betritt. Auf Niskics Frage: »Was ist anders in einer christlichen Kirche, wenn man hineinkommt?«, recken sich fünf Finger in die Höhe. »Ein Kreuz«, »Dieses Redepult an der Wand«, »Die silbernen Röhren«, »Dass die ihre Finger in so ein Wassertöpfchen halten und dann ein Zeichen vor der Brust machen«, lauten die Antworten. Niksic greift eines nach dem anderen auf und erklärt die richtigen Begriffe und Zusammenhänge. Eine Frage ergibt sich aus der anderen. »Der Wissensdurst der Kinder ist enorm«, sagt Niksic, der es spannend und herausfordernd zugleich findet, Kinder aus unterschiedlichsten Kulturen zu unterrichten. Die Kinder dieser vierten Klasse kommen aus dem Kosovo (5), der Türkei (2) und je eines aus Bosnien, Ostpalästina und Pakistan. Schulisch schwache Schüler und solche auf Gymnasialniveau lernen miteinander. Ob auf der von ihnen gewählten Oberschule weiter Islam-unterricht als anerkanntes Schulfach angeboten wird, ist jetzt geklärt. Neben der Hauptschule in der Bernaysstraße im Münchner Norden, dem zweiten Standort des Münchner Pilotprojekts, wird ab diesem Schuljahr an den Hauptschulen in der Führichstraße (Ramersdorf), der Ichostraße (Giesing), der Ridlerstraße (Westpark) und der Schleißheimer Straße (Hasenbergl) Islamunterricht in Deutsch angeboten.

Kurz vor Schuljahresbeginn standen auch die Grundschulen fest, an denen bereits dieses Schuljahr »Islamischer Unterricht in deutscher Sprache« eingeführt wird. »Es wurden die Schulen einbezogen, die schon die islamische Unterweisung in Deutsch haben«, erklärte Ludwig Unger, Pressesprecher des Bayerischen Kultusministeriums. Im Münchner Osten sind dies die Grundschulen am Pfanzeltplatz und am Theodor-Heuss-Platz, in der Kafka-, Führich-, Weißensee-, Grafinger-, St.-Martin-, Lehrer-Wirth- und Berg-am-Laim-Straße.

aha

Artikel vom 23.09.2009
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