Jugendwahl U18 brachte überraschende Ergebnisse

Neuperlach · Piratenpartei ist »in«

PC-Pool-Leiter Andreas Albrecht und Wahlleiter Johannes (re.) schauen, ob die Stimmzettel auch ordnungsgemäß in der Wahlurne landen.  Foto: Föll

PC-Pool-Leiter Andreas Albrecht und Wahlleiter Johannes (re.) schauen, ob die Stimmzettel auch ordnungsgemäß in der Wahlurne landen. Foto: Föll

Neuperlach · Gehe es nach den Kindern in Neuperlach, hätten wir demnächst wieder eine Rot-Grüne Koalition im Deutschen Bundestag. 41 Wählerinnen und Wähler unter 18 Jahren kamen am vergangenen Freitag in den PC-Pool der Südpolstation am Gustav-Heinemann-Ring, um ihr Kreuzchen zu machen.

Kurz nach Schließung des Wahllokals stand das Ergebnis bereits fest: Mit 30 Prozent der Stimmen lagen die Grünen an der Spitze, gefolgt von der SPD mit 22,5 Prozent. Die CSU wählten nur 15 Prozent der Kinder, danach folgte Die Linke mit 12,5 Prozent. Die FDP musste sich die Gunst der Wähler mit der Piratenpartei teilen, beide kamen auf 7,5 Prozent. Die Partei Bibeltreuer Christen und Die Tierschutzpartei hätten den Einzug in den Bundestag mit zusammen 5 Prozent nicht geschafft.

Damit liegen die Neuperlacher Jugendlichen im bundesweiten Trend. Auch bei dem Gesamtergebnis für ganz Deutschland lagen Grüne und SPD an der Spitze, lediglich die CDU/CSU hatte hier mit 19,5 Prozent ein besseres Ergebnis eingefahren und die Piratenpartei kam immerhin auf 8,72 Prozent.

Zum zweiten Mal war die Jugendwahl U18, die zum ersten Mal vor 13 Jahren in Berlin in einem Jugendklub stattfand, bundesweit durchgeführt worden. Im PC-Pool war es eine Premiere. »Ich hatte mit einer größeren Beteiligung gerechnet«, sagt Andreas Albrecht, Leiter des PC-Pools etwas enttäuscht. Schließlich war schon Monate vorher mit den Vorbereitungen begonnen worden: Die Kids hatten eine Wahlkabine und Wahlurnen gebastelt, es war viel über die Wahl geredet worden, Politiker sollten zu Gesprächen eingeladen werden. »Aber daraus wurde nichts. Die Kids hatten keine Fragen, die ihnen auf den Nägeln brannten«, erzählt Albrecht. Und die Schulen im Stadtteil, die er alle angeschrieben hatte, signalisierten zwar Interesse, »aber offenbar haben sie es wegen dem Schulanfang zeitlich und organisatorisch nicht geschafft«, bedauert er.

Dabei sei diese Aktion eine gute Gelegenheit, mit politischer Bildung anzufangen, findet eine Mutter, die mit ihrer 10-jährigen Tochter Katharina und deren beiden Freundinnen extra aus dem südlichen Landkreis gekommen war. Lange saßen die drei Mädchen auf der grünen Couch und studierten das eigens für die U18-Wahl herausgegebene Informationsheft mit der Zusammenfassung aller Parteien und ihrer Programme. Keine einfache Sache, wenn man zwar das Wort Atomkraftwerk schon mal gehört hat, aber nicht weiß, was das eigentlich ist. Oder mit Begriffen wie »Abschaffung der Residenzpflicht« und »Beitragsautonomie für die Krankenkassen« nichts anfangen kann. »Ich wähle, wer mir symphatisch ist«, entschied dann Katharina. Wahlhelfer Johannes steckt da schon eher in der Materie: »Ich schaue fast jeden Abend mit meinen Eltern Nachrichten«, sagt der 13-jährige Gymnasiast und tippt darauf, dass bei der Bundestagswahl am 27. September »die Familien- und Umweltparteien groß rauskommen werden und es eng wird mit der Merkel«.

Da sind andere wiederum etwas desinformiert. Kurz vor Schließung des Wahllokals im PC-Pool kommt der 10-jährige Benoit noch hereingestürmt. »Na, willst du auch noch wählen?«, fragt ihn Albrecht. »Hä? Wen, was?« »Na, eine Partei«. Kurze Pause, dann fragt Benoit: »Kann man auch Horst Schlämmer wählen?«

S. Föll

Artikel vom 23.09.2009
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