Bonus-Markt schafft neue Chancen für Arbeitslose

Ottobrunn · Mehr als einkaufen

Neue Chancen dank des Bonus-Marktes für Sandra K. (l.) und Andrea E. (r.), hier im Bild mit Marktleiter Gerd Metz. Foto: Woschée

Ottobrunn · 3,6 Prozent betrug die Arbeitslosenquote im Landkreis im August. Fünf Arbeitslose weniger gibt es Dank der Eröffnung des ersten Bonus-Marktes im Landkreis vergangene Woche in der Ottosiedlung.

Obwohl die Ottosiedlung mit rund 4.000 Einwohnern der bevölkerungsstärkste Ortsteil von Ottobrunn ist, fehlte dort seit rund fünf Jahren ein fußläufig zu erreichender Supermarkt, da die Flächen in dem teilweise verwaisten Einkaufszentrum zu klein für herkömmliche Discounter sind. Auf rund 500 Quadratmetern erwartet die Kunden dort mit dem Bonus-Markt ein Vollsortimenter mit rund 7000 Artikeln, vor allem aber die Möglichkeit mit seinem Einkauf eine soziale Idee zu unterstützen.

Marktleiter Gerd Metz sorgt nicht nur für einen ausgewogenen Artikelmix sondern kümmert sich auch um die fünf »Teilnehmer«, die im Markt arbeiten. Alle Teilnehmer sind Langzeitarbeitslose oder gelten aus anderen Gründen als schwer vermittelbar und wurden vom Arbeitsamt an die Stuttgarter SBR-Tochter (eine gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft, die langzeitarbeitslose Menschen wieder ins Arbeitsleben integrieren möchte) vermittelt. Andrea E. ist froh, im Bonus-Markt eine Chance zu bekommen, sich für den Arbeitsmarkt weiter zu qualifizieren. Die 49-jährige Fotolaborantin ist seit einem Unfall körperlich nicht mehr so belastbar. Einen Job zu finden hat sich in der Vergangenheit fast als unmöglich herausgestellt. »Wenn ich in einer Bewerbung mein wahres Alter angegeben habe, habe ich nicht einmal einen Termin für ein Vorstellungsgespräch bekommen«, berichtet sie. Manchmal habe sie deshalb bei der Angabe ihres Alters in den Bewerbungsschreiben gemogelt, um wenigstens die Chance zu bekommen, sich persönlich vorzustellen. Auf ein Jahr ist der Vertrag der Teilnehmer befristet, die neben den normalen Arbeitsabläufen in Schulungen lernen, wie sie am besten Bewerbungen schreiben und sich auf dem freien Arbeitsmarkt vorstellen. Auch Sandra K. (23 Jahre) ist froh über die Chance hier etwas zu lernen. Bisher hat sie immer wieder als Putzfrau gearbeitet, ihrem Traum Verkäuferin zu werden, ist sie hier ein ganzes Stück näher gekommen. »Die Kunden sind alle sehr freundlich, mir macht die Arbeit viel Spaß«, so die junge Frau. Besonders gute Kräfte haben nach dem Jahr die Chance als Springer eingestellt zu werden, berichtet Metz.

»Die Leute haben viel Verständnis dafür, dass nicht immer alles gleich klappt, beziehungsweise auch mal ein bisschen länger dauert«, so der Marktleiter, der früher Märkte mit bis zu 6.000 Quadratmetern geführt hat. Aber auch er sei mit über 50 in die Jahre gekommen. Die neue Aufgabe, die auch viel soziales Einfühlungsvermögen von Metz verlangt, gefällt ihm indes sehr, menschlich gehe es hier zu, betont er. Beruhigend sei zu wissen, dass man keine Gewinne erzielen, sondern lediglich kostendeckend arbeiten müsse, informiert der Bonus-Marktleiter.

Die Kunden genießen die entspannte Atmosphäre, halten mal ein Schwätzchen mit den Mitarbeitern und nutzen wie früher beim Einkauf im Tante-Emma-Laden den Einkauf auch als Kommunikationstreffpunkt, berichtet Metz. Diesen »Wohlfühl-Faktor« will Metz weiter ausbauen und eine kleine Sitzgruppe aufstellen. Vorwiegend ältere Kunden kämen für ihren Einkauf hierher. Verbessert werden muss seiner Ansicht nach die Parksituation, denn nur wenige Parkplätze seien fußläufig zu erreichen. Hier sei die Gemeinde gefragt, die die Bestimmungen an den bestehenden Parkplätzen optimieren müsse. Zu den zufriedenen und glücklichen Kunden gehört auch Ingrid G., die nur einen Steinwurf weit entfernt vom Bonus-Markt wohnt. »Als ich aus dem Urlaub kam, haben mir die Nachbarn gleich gesagt, hier musst du hingehen«, berichtet sie. Die Leute seien unglaublich freundlich und man bekomme alles, was das Herz begehrt, freut sie sich.

Neben dem üblichen Handelssortiment hält der Bonus-Markt ein kleines Sortiment an Stuttgarter Spezialitäten bereit, sozusagen als Hommage an die Heimat dieser Idee, die nun auch in der Münchner Region weiter Fuß fasst.

Heike Woschée

Artikel vom 23.09.2009
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