Minderjährige aus dem Zentrum bestimmen ihren Bundestag bei U18-Wahl

Isarvorstadt · Kritischer Blick auf Politik

Selia (l.) und Schwester Selma (2.v.r.) bei der Wahl im Pfadfinder-Stammesheim Pegasus. Susanne Er unterstützt das Politikinteresse ihrer Töchter. Und so haben Bayerns Kinder entschieden: CSU, Umwelt und Tierschutz.	Foto: ko

Selia (l.) und Schwester Selma (2.v.r.) bei der Wahl im Pfadfinder-Stammesheim Pegasus. Susanne Er unterstützt das Politikinteresse ihrer Töchter. Und so haben Bayerns Kinder entschieden: CSU, Umwelt und Tierschutz. Foto: ko

Isarvorstadt · Von wegen Kinder und Jugendliche interessieren sich nicht für Politik. Das zeigt die »U18 – Die Wahl für Kinder und Jugendliche«, die vergangenen Freitag vor der großen Wahl diesen Sonntag, 27. September, bundesweit stattfand. Auch im Münchner Zentrum. Als Susanne Er davon hörte, packte sie ihre beiden Töchter Selma (11) und Selia (14) ins Auto und fuhr mit ihnen in das nächste Wahllokal gefahren, das Pfadfinderheim des Stammes Pegasus an der Pestalozzistraße.

Dort konnten sich die Schwestern im Wahllokal dann vor ihrem Urnengang noch zu den Parteien informieren. »Ich finde es toll, dass so auch Kinder wählen können«, sagt Selma. Sie interessiert sich sehr für Politik, genau wie ihre Schwester Selia. Gemeinsam mit ihren Eltern haben die beiden vor gut zehn Tagen auch das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier im Fernsehen angeschaut. Selia fand die Debatte »etwas trocken«. Deutsche Politiker sollten ihre Arbeit »etwas lockerer« angehen, lieber so wie ihr politisches Vorbild Barack Obama.

Den amerikanischen Präsidenten findet sie sympathisch, weil er Dinge auf den Punkt bringe. Selma ist der Ansicht, dass die heimischen Vertreter der Parteien oft »um den heißen Brei herum reden«. Zwar sei sie schon mit dem einen oder anderen Parteiprogramm einverstanden, aber »die Frage ist ja, ob die Politiker das nach der Wahl auch wirklich umsetzen«. Die Geschwister können sich beide nicht vorstellen, sich später mal in der Politik zu engagieren. Selma: »Weil mir die Politiker nicht so sympathisch sind. Und weil ich mich dann vielleicht einer Mehrheit beugen muss.«

Selia ist auch skeptisch, ob man als Einzelner etwas verändern kann: »Wenn einer was Wichtiges sagt, was nicht passt, wird der vielleicht in der Partei untergebuttert.«

Auch wenn die Stimmabgabe der Minderjährigen offiziell noch keine Auswirkungen habe, hofft Mama Er, dass sich die Politiker die U18-Ergebnisse zumindest ansehen, zu finden unter www.u18.org: Bayerns Kinder gaben CSU und Grüne die meisten Stimmen. Die Linke ist nicht drin, dafür die »Piraten«. Speziell die Rechte der Tiere liegt den jungen Bayern am Herzen: Die Tierschutzpartei schaffte es hier über fünf Prozent. Das zeigt die Auswertung von 127 bis 140 Wahllokalen bis 21. September. Bundesweit wurden 126.461 Stimmen ausgewertet. Bayern hat mit 20.722 nach Berlin die zweitmeisten Stimmen abgegeben.

Eine Auswertung der bei den Pfadfindern abgegebenen Stimmen gibt es unter www.bdp-pegasus.de. Manche der Nachwuchswähler, die meisten acht und neun Jahre alt, sind extra durch ganz München gefahren, um in die Pestalozzistraße zu kommen, staunt Pfadfinderstammesführer Marcus Schaal . Denn der 19-Jährige ist selber gar nicht so interessiert an Politik. »Wählen gehe ich aber schon, denn ich will meine Stimme nicht verschenken.«

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 22.09.2009
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