Minderjährige aus Schwabing bestimmen ihren Bundestag bei U18-Wahl

Schwabing · »Gleiche Chancen für alle«

David (2.v.l.) und Jamel (r.) haben sich an der U18-Wahl im Soundcafé beteiligt. Einrichtungsleiterin Nathalie Dorenberg (l.) hätte sich allerdings einen größeren Ansturm gewünscht. Rechts das Ergebnis für Bayern.	Foto: ko

David (2.v.l.) und Jamel (r.) haben sich an der U18-Wahl im Soundcafé beteiligt. Einrichtungsleiterin Nathalie Dorenberg (l.) hätte sich allerdings einen größeren Ansturm gewünscht. Rechts das Ergebnis für Bayern. Foto: ko

Schwabing · Die Schwabinger Schüler Jamel (14) und David (12) haben schon gewählt. Und das vor dem regulären Termin zur Bundestagswahl und obwohl sie noch nicht volljährig sind. Möglich gemacht hat das »U18 – Die Wahl für Kinder und Jugendliche«. In ganz Deutschland konnten am vergangenen Freitag Minderjährige ihre Stimme etwa in örtlichen Jugendeinrichtungen abgeben, darunter im Schwabinger Soundcafé an der Traubestra­ße.

Jamel glaubt, dass er durch die Teilnahme mehr über Parteien erfahren könne. »Außerdem habe ich dann schon Erfahrung mit dem Wahlvorgang an sich, wenn ich später einmal richtig wähle.« Seinem Freund David ist es ähnlich ergangen. Er interessiert sich für Politik und wollte sich bei der U18-Veranstaltung informieren. Die beiden waren auch dabei, als am Dienstag vergangener Woche Lokalpolitiker den Jugendlichen im Soundcafé Rede und Antwort standen. Johannes Singhammer (CSU), Axel Berg (SPD), Ruth Hohenadl (FDP), Judith Greif (Grüne) und Nicole Fritsche (Die Linke) sprachen mit den Jugendlichen über deren Anliegen.

Ein wichtiges Thema war in der Gesprächsrunde für Jamel und David, die Einteilung Gymnasium/Realschule/Hauptschule aufzuheben. Stattdessen solle es eine Gesamtschule geben. »Damit alle die gleichen Chancen haben«, sagen die beiden Nachwuchswähler, die beide die Hauptschule an der Simmernstraße besuchen. Später selbst mal in die Politik zu gehen, können sich die beiden Schüler jetzt noch nicht vorstellen. »Weil ich nicht so gut formulieren kann«, sagt der 12-jährige David. »Für mich sind das im Moment noch zu große Schuhe, das lasse ich erst einmal die anderen machen«, meint Jamel. Allerdings schließt er nicht aus, dass sich das später vielleicht noch ändern werde. Die beiden sind aber auf jeden Fall dafür, dass das offizielle Wahlalter von 18 auf 16 Jahre herabgesetzt werden solle. Dann könnten sie früher mitbestimmen. »Im Moment können wir ja leider nichts bewegen.«

44 Jugendliche haben im Soundcafé am Freitag ihre Stimme abgegeben. Laut der Leiterin des Soundcafés, Nathalie Dorenberg, sei der Ansturm leider nicht sehr groß gewesen. Sie würde die Aktion, um den Jugendlichen Politik nahe zu bringen, aber auf jeden Fall wiederholen. Dann aber unter anderem mit einer gezielten Zusammenarbeit mit den umliegenden Schulen. »Mehr Unterstützung von Lehrern wäre gut, denn die Jugendlichen, die gewählt haben, fanden die Aktion alle toll.«

Wie die Minderjährigen abgestimmt haben, ist unter www.u18.org zu sehen: Bayerns Kinder gaben dabei CSU und Grüne die meisten Stimmen. Die Linke hat die Fünf-Prozent-Hürde nicht geschafft, dafür die »Piraten«. Speziell die Rechte der Tiere liegt den jungen Bayern außerdem am Herzen. Das zeigt die Auswertung von 127 bis 140 Wahllokalen bis 21. September. Bundesweit wurden 126.461 Stimmen ausgewertet. Bayern hat mit 20.722 nach Berlin die zweitmeisten Stimmen abgegeben. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 22.09.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...