Fernsehkoch Horst Lichter tritt mit „Sushi ist auch keine Lösung“ in München auf

München · Der Meister des Kuhfonds kann nur lecker

„Ich kann nur lecker und die Leute unterhalten“, sagt Horst Lichter über sich selbst. Foto: MTC

„Ich kann nur lecker und die Leute unterhalten“, sagt Horst Lichter über sich selbst. Foto: MTC

Er nennt Sahne „Kuhfonds“ und unter 500 Gramm Butter geht bei Fernsehkoch Horst Lichter gar nichts, das möchte der gebürtige Rheinländer auch den Münchnern bei seiner Live-Show „Sushi ist auch keine Lösung“ am Freitag, 9. Oktober, im Circus Krone beweisen. Der lebenslustige Schnurrbart-Träger freut sich bereits jetzt schon auf die bayerischen Gefilde, hat aber dennoch einen „heiden Respekt“ vor dem Veranstaltungsort.

Für das Münchner SamstagsBlatt erwische ich Lichter am Telefon, in wenigen Sekunden sind wir bereits beim „Du“ und Horst legt so richtig los:

SamstagsBlatt: Du wagst Dich am 9. Oktober nach München ins Alfons-Schuhbeck-Königreich. Wie willst Du die Münchner von Dir überzeugen?

Lichter: Das muss ich gar nicht, denn ich bin ja selbst ein großer Alfons Schuhbeck-Fan. Der Gewürzpapst aus Bayern kennt mich und lacht auch über meine Sprüche. Ich bin mir sicher, dass auch die Münchner über mich lachen können.

SamstagsBlatt: Was erwartet die Gäste denn an diesem Abend?

Lichter: Also wer sich denkt, „Komm wir essen mittags nicht so viel, bei Horst gibt es abends lecker zu essen“ ist leider falsch bei mir. Ich werde an diesem Abend viele Geschichten rund um das Essen erzählen, aber tatsächlich eher wenig Lebensmittel verarbeiten.

SamstagsBlatt: Was kommt auf den Tisch?

Lichter: Ich werde vielleicht zehn Prozent des Abends hinterm Herd verbringen. Stattdessen gibt es 90 Prozent Menü für Geist und Seele. Die Leute sollen unterhalten werden und Spaß haben. Ich werde meine Version von Sushi zaubern, mich über die prächtige Knolle namens Kartoffel hermachen. Mein Dessert ist eine Granate, aber die Besucher müssen sich überraschen lassen.

SamstagsBlatt: Dein Programm heißt „Sushi ist auch keine Lösung“. Wieso nicht? Ist doch lecker.

Lichter: Alle behaupten doch immer, dass der Fisch dort „fangfrisch“ sofort aus dem Wasser in die Rolle kommt. Wenn ich in München bin, frage ich mich über welchen Fluss der über die Berge geschwommen sein könnte. Mit der Molekularküche ist es das gleiche wie mit dem Sushi- Kult. Wenn das so weiter geht, bekommst Du Dein Fünf-Minuten-Steak in Zukunft als Schaumsüppchen serviert. Das ist nicht mein Ding.

SamstagsBlatt: Du bist ja ein Verfechter von „Bütterchen“ und Sahne. Wieso ist denn der „Kuhfond“ unerlässlich für jedes Tagesgericht?

Lichter: Alle Kochen mit Fonds, auch der Alfons hat einen eigenen kreiert und da dachte ich mir, ich danke dem Hersteller Kuh für die Erfindung der Sahne und gebe ihr diesen Namen. Hört sich edler an. Schon unsere Urgroßmütter wussten, dass Butter und Sahne die besten Geschmacksträger sind. Diäten sind Schwachsinn, man muss eben Maß halten können. Man kann alles essen, nur nicht eben jeden Tag vierzig Quadratmeter Brathähnchen.

SamstagsBlatt: Die bayerische Küche dürfte für Dich ja dann einige deftige „Schmankerl“ bereit halten. Gibt es Favoriten?

Lichter: Ich bin ehrlich, die Tür, die mir die Weißwurst schmackhaft macht, hat sich mir noch nicht geöffnet. Aber vielleicht war die richtige Wurst noch nicht dabei. Und zu Kümmel hab ich keinen Zugang, aber das kann daran liegen, dass es bei uns im Rheinland kaum Kümmel gab, weil der früher so teuer war. Aber für die bayerischen Desserts könnte ich töten, die sind grandios. Vor allem in den kleinen Dorfgaststätten in Bayern kannst Du meist besser essen als in hoch angesehenen Restaurants. Kleine Lokale drehen die Knödel noch selbst und setzen den Braten selbst an. Bitte liebe Bayern, verliert das nie!

SamstagsBlatt: Wie würdest Du denn Deinen Kochstil beschreiben?

Lichter: Ich kann nur „lecker“. Ich bewundere meine großen Kollegen, die Lebensmittelkunst betreiben. Ich bin nicht so begnadet und muss auch nicht die Lebensgeschichte jedes Hähnchens kennen, bevor ich es in die Pfanne werfe. Ich kann auch nicht den Teller so dekorieren, dass danach irgendeiner ein Foto davon machen möchte. Ich kann nur „lecker“ und die Leute unterhalten. Ich will sie zum Lachen bringen und freue mich deshalb auf den Circus Krone, auch wenn ich schon Schiss davor habe.

SamstagsBlatt: Du hast in Deinem Leben nicht nur sonnige Zeiten, sondern viele Schicksalsschläge überstehen müssen. Woher kommt trotz allem Dein Optimismus?

Lichter: Ich bin ehrlich, ich hab das Theater hinter mir. Ich hab die Begabung, dass ich die schönen Dinge des Lebens nicht übersehe. Wer richtig Hunger hatte, weiß was Leiden ist, und wer eine Trennung hinter sich hat, weiß beim nächsten Mal eben, was es heißt, richtig zu lieben. Es lohnt sich, freundlich zu sein, das ist mein Motto.

SamstagsBlatt: Ende August wurde es für Dich ebenfalls schön, Du hast geheiratet. Was ist Dein Geheimrezept der Liebe?

Lichter: Ich war ja schon zwei Mal verheiratet, das erste Mal waren wir zu jung und das zweite Mal war eine Dummheit. Heute weiß ich, dass es heißen sollte „Wie in schlechten, so in guten Zeiten“. In schlechten Zeiten halten die Menschen zusammen, in guten, so wie heute, schießen sie mit Luftgewehren aufeinander. Wer sich nicht ablenken lässt und in guten Zeiten zusammenhält, der liebt wirklich.

SamstagsBlatt: Zurück zur Liebe fürs Kochen und die Show. Warum sollte man sich eine Karte kaufen?

Lichter: Wenn man Spaß haben möchte, muss man einfach zu mir kommen. Feinde des Lachens, die denken, dass Leben ist böse, mögen bitte zu Hause bleiben. Von Kathrin Schubert

Artikel vom 17.09.2009
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