Erfolgreich bei der Lehrstellensuche durch Praktikum

Haar/ Landkreis · Azubis selbst ziehen

Die Azubis (v.l.) Alexander, Thomas, Matthias und Tobias werden unter anderem von Michael Menauer (4.v.l.) und Petra Feicht (re.) betreut.  Foto: K. Ossoinig

Die Azubis (v.l.) Alexander, Thomas, Matthias und Tobias werden unter anderem von Michael Menauer (4.v.l.) und Petra Feicht (re.) betreut. Foto: K. Ossoinig

Haar/ Landkreis · Seit dem 1. September arbeiten Tobias (18), Thomas (16), Alexander (16) und Matthias (16) im Autohaus Feicht in Haar. Sie haben dort jeweils eine Ausbildungsstelle als Kfz-Mechatroniker ergattert, bis auf Matthias, er ist Spenglerlehrling.

Jeder der vier hat fast auf Anhieb mit nur ein oder zwei abgeschickten Bewerbungen den Job bei Feicht bekommen. Hilfreich war wohl bei der Arbeitssuche, dass alle vier zuvor ein Praktikum im Autohaus absolviert haben.

Tobias Handwerker weiß aus der Schule, wie schwer es ist, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Er hat sich »gefreut wie ein Schnitzel« als er die Feichtsche Zusage bekommen hat. Dabei hat er nur eine Bewerbung geschrieben und gleich einen Volltreffer gelandet: »Das Arbeitsklima ist supergut hier und ich habe schon Einiges gelernt.« Thomas Linsmaier hatte Angst, ob er den Job bekommt. Nervös war er vor allem vor dem Bewerbungsgespräch. »Denn ich wollte auf jeden Fall einen guten Eindruck hinterlassen.« Augenscheinlich hat er das, denn er trägt ja nun stolz den Blaumann, auf dem vorne sein Name aufgestickt ist.

Für Petra Feicht, die den sechzig Jahre alten Familienbetrieb mit aktuell 87 Mitarbeitern mit ihrem Cousin Josef Feicht leitet und die zuständig fürs Personal ist, zählt bei Einstellungsgesprächen zunächst der erste Eindruck. Aber auch die Schulnoten sieht sie sich bei Azubi-Anwärtern genau an. Denn das Berufsbild habe sich sehr verändert. Früher sei ein Kfz-Mechaniker »ein reiner Schrauber« gewesen. Heute, mit jeder Menge Elektronik in den Autos, sei auch die Berufsschule viel schwieriger, daher bräuchten die Lehrlinge gute Zensuren, sagt sie. Feicht hat vier Auszubildende eingestellt, obwohl im Betrieb gar nicht so viele gebraucht würden. Nach Ansicht der Autohausinhaberin zieht man sich seinen Nachwuchs aber am besten selber groß. »Wir können zwar nicht alle übernehmen, aber wir versuchen, so viele wie möglich zu behalten.« Sie hat für ihre Azubis auch immer ein offenes Ohr und spricht mit ihnen, wenn es zum Beispiel Probleme zu Hause gibt. Denn nur wenn der Kopf frei sei, könne man auch gute Arbeit leisten. Und klappt es etwa mal nicht so gut in der Schule, kann ein Aufbaukurs absolviert werden, den die Lehrlinge in ihrer Freizeit machen. Den Jugendlichen müsse klar sein, dass sie das für sich selber täten, sagt Feicht.

Junge Leute, die Kfz-Mechatroniker werden wollen, haben bei Feicht die Möglichkeit unabhängig vom Schulpraktikum, mal in den Werkstattbetrieb reinzuschnuppern. Damit man merkt, ob der Beruf auch der Richtige ist. Sorge hat die Autohausinhaberin dabei aber nicht. »Denn für viele 15- bis 16-jährige Burschen ist die Arbeit rund ums Auto immer noch das Non-Plus-Ultra.«

Anfang September dieses Jahres hat die Agentur für Arbeit aktuelle Zahlen zum Arbeitsmarkt in und um München bekannt gegeben. Daraus ergibt sich, dass vor allem Jüngere zwischen 15 und 25 Jahren von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Die Zahl der Jugendlichen ohne Job ist im August in der Region München um 19,4 Prozent auf rund 6.300 Personen gestiegen, das ist eine Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe von 5,2 Prozent. Für Jugendliche, die bisher noch keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, gibt es aber offene Stellen. Laut Zahlenwerk der Arbeitsagentur wurden seit Oktober 2008 knapp 13.500 Ausbildungsplätze gemeldet. Rechnerisch kommen auf jeden Bewerber 1,9 Stellen.

Die Jugendlichen müssen laut Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit München, nur »flexibel« sein und Alternativen suchen, falls aus dem Wunschberuf nichts werde. Denn gute Ausbildungschancen gibt es unter anderem im Einzelhandel, im Lebensmittelhandwerk, im Bürobereich und in IT- und Elektroberufen.

Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren lag im August dieses Jahres laut Agentur für Arbeit in den Gemeinden im Münchner Norden in Zorneding bei 13, in Grasbrunn bei zehn, in Haar bei 55, in Kirchseeon bei 35, sowie in Vaterstetten bei 29 Personen.

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 16.09.2009
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