Krieger-Reservisten Soldatenkameradschaft fehlt Nachwuchs

Grünwald · Ein Ende mit 130?

Ihr 130-jähriges Bestehen feierte die Krieger-Reservisten Soldatenkameradschaft Grünwald mit einem Gottesdienst am Kriegerdenkmal.  Foto: aba

Ihr 130-jähriges Bestehen feierte die Krieger-Reservisten Soldatenkameradschaft Grünwald mit einem Gottesdienst am Kriegerdenkmal. Foto: aba

Grünwald · Lautes Knallen schreckte am Samstag gegen 18.00 Uhr die Grünwalder auf: Erst eine und später noch einmal drei Salven von Böllerschüssen donnerten durch die Straßen der Gemeinde.

Die erste Salve gab den Startschuss zum Festumzug anlässlich des 130-jährigen Jubiläums der Krieger-Reservisten Soldatenkameradschaft Grünwald. Angeführt von einer Blaskapelle marschierten die festlich gekleideten Vereinsmitglieder gemeinsam mit 18 weiteren Vereinen aus Grünwald und dem Umland vom Rathaus bis zum Kriegerdenkmal. Mit einer Festrede und einem Gottesdienst gedachten die Teilnehmer des Umzuges dort der Toten der vergangenen Kriege. Ein Ehrensalut von drei Böllerschusssalven für die Toten beendete schließlich den Gottesdienst und damit den feierlichen Teil des Abends und läutete den festlichen Teil ein.

Dieser fand im schön geschmückten Saal des Bürgerhauses statt. Mit Festreden des ersten Bürgermeisters und Schirmherren des Vereins Jan Neusiedl und des ersten Vorstands Johann Lautenschlager wurde die 130-jährige Tätigkeit des Vereins gewürdigt. Einen weiteren Höhepunkt der Veranstaltung bildete die feierliche Verleihung der Fahnenbänder an die teilnehmenden Vereine. Doch so fröhlich die Stimmung und erfreulich der Anlass auch waren, so war doch auch Wehmut bei manchem Teilnehmer zu spüren: Nach 130 Jahren könnte nun bald das Ende des Vereins gekommen sein. Seit Jahren gehen die Mitgliederzahlen zurück. Derzeit sind nur mehr 60 Mitglieder registriert, neue Mitglieder gibt es kaum. »Es geht langsam zu Ende«, berichtet Johann Lautenschlager, der 75-jährige Vorstand des Vereins. Aus gesundheitlichen Gründen möchte er bald sein Amt niederlegen – doch ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Im Verein gibt es kaum jüngere Mitglieder, »die Jungen haben für nichts Zeit«, erklärt Lautenschlager das Dilemma. Dabei hat er versprochen, seinen Nachfolger nach Kräften weiter zu unterstützen, »aber es mag keiner mehr Verantwortung übernehmen«.

Das war einmal völlig anders: Im Jahr 1879 gegründet, ist der Verein nach der 1875 gegründeten Feuerwehr der zweitälteste Verein Grünwalds. 25 Veteranen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 hatten sich damals zusammengeschlossen, um das Andenken an die Gefallenen des Krieges zu bewahren und sich um die Invaliden und Hinterbliebenen zu kümmern. Angesichts einer Einwohnerzahl von nur 250 Personen übernahm der Verein schon nach kurzer Zeit eine tragende Rolle in der Gemeinde Grünwald.

Zur 25-Jahrfeier des Vereins, bei der auch das neue Kriegerdenkmal enthüllt wurde, reisten die Festgäste aus dem ganzen Umland und auch aus München bis nach Grünwald, so besagt es die Chronik des Vereins. Auch im ersten Weltkrieg war der Verein beliebt, waren doch zum Beispiel im Jahr 1916 von 400 Gemeindeangehörigen 145 ins Feld gezogen, so die Chronik.

Nach dem Verbot jeglicher Vereinstätigkeit von 1945 bis 1952 wurde der Verein im Jahr 1953 wieder gegründet und konnte in den Folgejahren teilweise bis zu 140 Mitglieder verzeichnen. Doch diese Aktualität ist nun langsam verloren gegangen, »die ganz Jungen haben nicht mehr das Gespür dafür. Das kann man auch nicht verlangen«, resümiert Lautenschlager. Er selbst will das Amt ab nächstem Jahr nur noch kommissarisch übernehmen, größere Feste oder Ausflüge wird es dann keine mehr geben.

Andrea Pietsch

Artikel vom 16.09.2009
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