Emotionale Annäherung an literarische Zeitzeugin

Schwabing · Leben im Bruch: Grete Weil

Vor zehn Jahren gestorben: Grete Weil.	Foto: VA

Vor zehn Jahren gestorben: Grete Weil. Foto: VA

Schwabing · Eine musikalisch-szenische Installation zu Grete Weil erlebt am 24. September ihre Uraufführung in der Seidlvilla, Nikolaiplatz. Beginn ist um 20 Uhr. Weitere Vorstellungen sind am 25., 28., 29. und 30. September, 20 Uhr. Der Eintritt beträgt 18, ermäßigt 12 Euro. Karten können unter Tel. 33 31 39 vorbestellt werden. Die Aufführungen finden im Rahmen von Projekt: Erinnerung in der Seidlvilla statt.

Die musikalisch-szenische Installation »Klangreden in Weiß-Grün« nähert sich dem Leben und Werk der Schriftstellerin Grete Weil (1906-1999). Ihr Schreiben ist geprägt von der Erfahrung des Bruchs, den ihr Leben als Tochter assimilierter jüdischer Eltern aus wohlhabendem Haus durch Ausgrenzung und Verfolgung nach 1933 und vor allem durch die Ermordung ihres Mannes Edgar Weil (Dramaturg der Münchner Kammerspiele) in Mauthausen erfuhr. Sie emigrierte 1935 nach Amsterdam, kehrte 1947 nach Deutschland zurück und lebte seit 1970 in Grünwald. 2009 jährt sich ihr Todestag zum zehnten Mal.

Die Inszenierung »Klangreden in Weiß-Grün« der Münchner Theaterfrau Cornelie Müller findet im Garten vor der Fassade eines bürgerlichen Gebäudes statt. Ein weißer Raum wird zwischen Bäumen imaginiert: durchlässig und eher angedeutet als fest geschrieben, ist er Bühnenraum und Zuschauerraum in einem. Geborgenheit mag sich nicht einstellen: behaust und doch unbehaust. Aus Lautsprechern in den Büschen wispern Stimmen. Ein Bläserquartett spielt. Der Komponist Thomas Beimel schuf eine Musik, die drei unterschiedliche musikalische Quellen – eine bürgerliche, eine bayerische, eine jüdische – als Projektionsfläche für Grete Weils Auseinandersetzung mit ihrer Identität versteht, in Beziehung zueinander setzt und in neue Musik weiterführt. Die Darstellerin spricht, liest, wandert. Grete Weil gibt ihr den Text vor, am Leben entlang geschrieben.

Am 27. September, 12 Uhr, wird im TamS-Theater, Haimhauser Straße 13a, die Klang-Installation »Ein Raum für Grete« eröffnet. »Ein Raum für Grete« lädt zum Betreten ein: bis 31. Oktober, Samstag und Sonntag, 15 bis 18 Uhr. Raum, Textfragmente aus Weils Werken und die Musik Thomas Beimels verbinden sich zu einer emotionalen Annäherung an eine große literarische Zeitzeugin, die das Grauen des Nationalsozialismus fassbar zu machen suchte.

Karten per E-Mail unter info@seidlvilla.de.

Artikel vom 15.09.2009
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