Die virtuelle Bowlingmeisterschaft macht's möglich

München · Bowling, auch ohne Beine

Fit „wii“ ein Turnschuh: (v. li.) Maria Schuhmacher (74), Helga Binz (73) und Adolf Kroiss (67) bewiesen, dass Spielkonsolen nicht nur was für junge Leute sind. Foto: au

Fit „wii“ ein Turnschuh: (v. li.) Maria Schuhmacher (74), Helga Binz (73) und Adolf Kroiss (67) bewiesen, dass Spielkonsolen nicht nur was für junge Leute sind. Foto: au

Früher war Adolf Kroiss eine richtige Sportskanone. Ob Radfahren, Wandern oder Kegeln, dem 67-Jährigen war nichts zu anstrengend. Doch heute ist das anders. Seit er seine Beine verloren hat, ist er an einen Rollstuhl gefesselt. Wenn seine Nachbarn im Seniorenwohnheim der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Hasenbergl zum gemeinsamen Kegelspiel zusammenkommen, konnte er bislang nur zuschauen. Doch das hat sich jetzt geändert.

Vor kurzem hat die Heimleitung die Spielkonsole „Nintendo wii“ und das dazugehörige Spiel „Wii Sports Bowling“ angeschafft. Seitdem bowlen die Bewohner virtuell.

Schwung holen und werfen kann man dabei alleine mit dem Arm und der dazugehörigen Fernbedienung – völlig ohne Beine. So kann auch Adolf Kroiss wieder mitspielen. Als das Wohnheim am vergangenen Montag, 7. September, bei der „Wii Sports Bowling Seniorenmeisterschaft“ antrat, belegte er sogar den ersten Platz unter seinen Mitbewohnern. „Das freut mich natürlich narrisch, dass ich da gewonnen habe“, sagt Kroiss stolz.

Die Veranstaltung organisierten die beiden Studenten Josef Kiener und Markus Deindl. Beide studieren im sechsten Semester Soziale Arbeit an der Hochschule München und schreiben ihre Bachelorarbeit über die Meisterschaft. Damit wollen sie beweisen, dass Spielkonsolen nicht nur der jungen Generation jede Menge Spaß bringen, sondern auch Menschen jenseits der 60. „Wir wollen mit unserem Projekt den Älteren die Angst vor dem Umgang mit Spielkonsolen nehmen und ihren Gemeinschaftssinn und Kampfgeist wecken. Zusätzlich werden dadurch auch die motorischen und geistigen Fähigkeiten der Senioren aktiviert, reaktiviert und trainiert“, so Kiener. Das tolle daran sei, dass alle mitmachen können. „Ob Demenzkrank oder im Rollstuhl, bei uns bleibt niemand außen vor.“

Die Idee zu dem Projekt kam seinem Kommilitonen Markus Deindl bei einer Familienfeier. Deindl zockte gerade an der Konsole, als seine Oma plötzlich Interesse bekundete und ihr Glück auch einmal versuchen wollte. Sie war sofort begeistert und so kam es, dass Deindl die restliche Feier mit seinen Großeltern an der Wii verbrachte und alle jede Menge Spaß hatten. Anfangs nur als kleines Studienprojekt gedacht, starteten Deindl und Kiener die Meisterschaft im März vergangenen Jahres. Weil sie sehr gut ankam und zahlreiche Altenheime mitmachen wollten, gingen sie heuer in die zweite Runde und weiteten das Projekt zur Bachelorarbeit aus. Fünf Seniorenheime treten in diesem Jahr gegeneinander an. Zum Sieger gekürt wird sowohl der beste Spieler eines Hauses, als auch das beste Heim im Gesamtvergleich.

„Es ist wirklich toll, zu sehen, wie die Senioren im Laufe des Spiels aufblühen“, so Kiener. Zwar haben sie anfangs immer einige Berührungsängste, doch sobald sie sich erst an die Bedienung der Konsole gewöhnt haben, seien diese schnell vergessen und alle haben viel Spaß. Dem stimmt auch Adolf Kroiss zu. „Das war a Mordsgaudi!“, bringt er es auf den Punkt.

Weitere Infos zur „Wii Sports Bowling Seniorenmeisterschaft“ gibt es im Internet auf www.wii-senioren.de. Von Sara Austen

Artikel vom 10.09.2009
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