Michael „Bully“ Herbig über seinen neuen Film „Wickie und die starken Männer“

München · „Wickie ist eine Identifikationsfigur“

Für jeden Spaß zu haben: Michael „Bully“ Herbig. Foto: © 2009 Constantin Film Verleih GmbH

Für jeden Spaß zu haben: Michael „Bully“ Herbig. Foto: © 2009 Constantin Film Verleih GmbH

Michael „Bully“ Herbig bringt einen Helden seiner Kindheit auf die Leinwand: Am Donnerstag, 9. September, kommt sein neuer Film „Wickie und die starken Männer“ in die Kinos. Wir haben mit dem Regisseur vorab gesprochen.

SamstagsBlatt Welche Bedeutung hatte Wickie für Sie als Kind?

Herbig: Es gab in meiner Kindheit nur eine Serie, die man definitiv sehen musste: „Wickie und die starken Männer“. Die lief donnerstags um 17.10 Uhr im ZDF. Wer eine Folge verpasste, hatte eine Woche lang keinen Gesprächsstoff. Es gab ja keinen Videorekorder.

SamstagsBlatt: Was war der kleinste gemeinsame Nenner zwischen dem Wikingerjungen Wickie und dem Münchner Kindl Bully?

Herbig: Ich habe Wickie bewundert. Er war eine Identifikationsfigur. Ich konnte nachvollziehen, dass er vor Wölfen wegläuft und vor dem Schrecklichen Sven Angst hat. Das einzige, was ich nicht hatte, waren diese Wahnsinnseinfälle. Ich glaube, eine ganze Generation hat ihn für seine Ideen bewundert.

SamstagsBlatt Welche anderen Elemente der Zeichentrickserie mussten unbedingt in den Kinofilm?

Herbig: Ich wollte einen realistischen Abenteuerfilm machen, aber alle Elemente übernehmen, die den Charme der Zeichentrickserie ausmachen. Die echten Wikinger hatten zwar keine Hörner an ihren Helmen, aber für mich war von Anfang an klar, dass wir die Helme und Kostüme eins zu eins aus der Zeichentrickserie übernehmen. Jedoch realistisch und glaubhaft. Unsere Helme sind patiniert. Sie sehen getragen, gebraucht und verbeult aus.

SamstagsBlatt Welche inhaltlichen Änderungen haben Sie gegenüber der Serie vorgenommen?

Herbig: Eigentlich ist „Wickie und die starken Männer“ eine Vater-Sohn-Geschichte. Diese Beziehung war mir von Anfang an wichtig. Die Zeichentrickserie behandelt das sehr spielerisch. Da gibt es den etwas einfach gestrickten Vater und den schlauen Sohn. Um es mal so zu formulieren: Ich wollte dieser Beziehung etwas mehr Tiefe verleihen.

SamstagsBlatt Waren Sie von vornherein optimistisch, dass Sie den perfekten Wickie-Darsteller finden?

Herbig: Da spielt Glück eine große Rolle. Man braucht viel Geduld und Ausdauer. Natürlich konnte ich mir nicht alle 600 Kinder selbst anschauen. Professionelle Kindercaster haben die Vorauswahl getroffen. Die habe ich mir dann auf DVD angesehen. Mit manchen Kindern habe ich mich bis zu fünf Mal getroffen. Ich wollte nicht riskieren, dass ein Kind vielleicht am ersten Tag schlecht drauf war, aber eigentlich perfekt für die Rolle gewesen wäre.

SamstagsBlatt Wie verlief das erste Treffen mit Jonas Hämmerle?

Herbig: Als Jonas den Castingraum betrat, war ich gerade abgelenkt und sah ihn nur aus dem Augenwinkel. Dann sagte er etwas, und in dem Moment hat es mich echt gerissen. Ich mochte schon früher die Stimme vom Wickie aus der Zeichentrickserie wahnsinnig gern. Die war wahnsinnig sympathisch, die war flott, die hat zu diesem kleinen Charakter gepasst. Auch Jonas hat eine ganz eigene und charakteristische Stimme. Ich dachte: Wenn er jetzt noch spielen kann, dann isser’s.

SamstagsBlatt „Die starken Männer“ haben Sie mit Hilfe einer Castingshow auf ProSieben gefunden. Hatten Sie kein Vertrauen zu den regulären Castingfirmen?

Herbig: Ich wollte schon allein durch die Besetzung signalisieren: Das ist keine Parodie! Natürlich hätten wir tolle prominente Kollegen besetzen können, die man in so einem Film vielleicht auch erwartet. Komiker oder Schauspieler mit komödiantischem Talent. Aber auch in dieser Hinsicht war mir die Zeichentrickserie wichtiger. Ich wollte Figuren finden, die haargenau auf die Vorlage passen, und keine prominenten Schauspieler, deren bekannte Gesichter womöglich von den Figuren ablenken.

SamstagsBlatt Wie groß ist der Erfolgsdruck bei „Wickie und die starken Männer“?

Herbig: Spätestens nach „Der Schuh des Manitu“ habe ich beschlossen, mich nicht mehr verrückt zu machen. Noch einmal 11,7 Millionen Zuschauer erreichen zu wollen, wäre vermessen. Dass „(T)Raumschiff Surprise – Periode I“ noch mal über neun Millionen Zuschauer hatte, war ebenfalls Wahnsinn. Danach gehst du immer zurück auf null, versuchst den bestmöglichen Film zu machen und hoffst, dass er den Leuten gefällt.

Von Stefanie Moser

Artikel vom 03.09.2009
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