Kino gibt Filmvorstellung der besonderen Art

Ottobrunn Film ab für Manuel

Der aufgeweckte Manuel lässt sich auch während seiner schweren Krankheit den Mut und die Filmfreude nicht nehmen. Foto: privat

Der aufgeweckte Manuel lässt sich auch während seiner schweren Krankheit den Mut und die Filmfreude nicht nehmen. Foto: privat

Ottobrunn · Manuel hatte Freudentränen in den Augen, als er erfuhr, er darf ins Kino. Jetzt sitzt der Sechsjährige überglücklich im Smoky. Er schiebt sich noch eine Handvoll Popcorn in den Mund, während die Lichter langsam verlöschen. Auf der Leinwand ziehen seine Lieblingshelden Sid, Manny und Diego in ein neues Eiszeitabenteuer. »Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los« läuft heute nur für Manuel. Mitgebracht hat er seine Familie und ein paar Freunde.

Alle haben bei dem lustigen Animationsfilm so richtig viel zu lachen. Zu elft sitzen sie mitten im großen Kinosaal in den blauen Plüschsesseln eng beieinander und genießen den Kino-Hit. »Das war eine ganz besondere Sondervorstellung«, berichtet Filmvorführer Stefan Schlegel später. »Wir machen zwar Sondervorstellungen für Kindergärten, Schulen und zu privaten Anlässen. Aber so eine Vorstellung gab es noch nie.« Kinobesitzer Ulrich Dillmann und sein Filmvorführer hatten sie ganz spontan Manuel geschenkt, der seit diesem Frühjahr an Leukämie erkrankt ist. Manuel muss wegen seines geschwächten Immunsystems jede Ansteckungsgefahr meiden. Weshalb an einen Kinobesuch eigentlich nicht zu denken ist. Aber weil er allzu gerne auch die dritte Ice Age-Folge im Kino gesehen hätte, hatte seine Familie die zündende Idee. Seine Tante ging ins Ottobrunner Kinocenter und erkundigte sich nach einer Sondervorstellung. Als man dort den Grund ihrer Anfrage erfuhr, war die kostenlose Nachmittagsvorstellung sofort beschlossene Sache. »Das ist doch normal, jemandem in einer solchen Situation einen Gefallen zu tun. Eigentlich ist es nicht der Rede wert«, sagt Schlegel. Und das klingt so einfach und ehrlich, dass man für den sympathischen Mann ganz eingenommen ist. Er hat sich jedenfalls die Zeit genommen. Ist nachmittags, wo er eigentlich frei gehabt hätte, ins Kino gekommen und hat den Film vorgeführt. Manuel hatte ihm ein mit Buntstiften gemaltes Bild vom bevorstehenden Kinobesuch mitgebracht und Kuchen für die ganze Belegschaft.

Schlegel freut sich noch heute darüber und ganz besonders über die Freude, die er Manuel machen konnte: »Mir hat es viel Spaß gemacht, zu sehen wie der kleine Mann sich freut. Manuel wird das sicher lange in Erinnerung haben.« Wie es Vater Raimund P. schildert, hat sein Sohn danach im Krankenhaus jeder Schwester und jedem Arzt, ob sie es hören wollten oder nicht, von dem großen Kinoerlebnis erzählt. »Am meisten«, sagt Manuel heute, »hat mir gefallen, dass ich bei den Szenen, in denen Sid getanzt hat, so laut lachen konnte, wie ich wollte. Es hat niemanden gestört.« Für Manuel und seine Familie hat sich durch die Leukämieerkrankung das ganze Leben schlagartig geändert. Viele Krankenhausaufenthalte, viele Einschränkungen daheim. Da tut es gut, auf Menschen wie Dillmann und Schlegel zu treffen.

esm

Artikel vom 02.09.2009
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