BUND-Führung durch bestandsgefährdete Kleingartenanlage Südost 30

Giesing/Harlaching · »Unbedingter Erhalt wertvoller Flächen«

Sie eint die Liebe zu erhaltenswerter Natur: die Parzellenbewohner mit Vorstand Johann Schmid (re.) im engen Schulterschluss mit der Kreisgruppe München des Bund Naturschutz um Fachmann Herbert Gerhard Schön (li.). Foto: Hettich

Giesing/ Harlaching · Seit 1927 besteht die traditionsreiche Kleingartenanlage »Südost 30« inmitten des Straßendreiecks von Tegernseer Landstraße, Untersbergstraße und Weißenseepark. Auf 5.100 Quadratmetern und innerhalb ihrer 19 Parzellen haben die Pächter hier liebevoll gestaltete und ökologisch wertvolle Naturkleinode inmitten Giesinger Großstadttrubels geschaffen. Doch diesem Idyll dürfte 2012 wohl endgültig die letzte Stunde schlagen.

Nach dem aktuellen Planungsstand der Stadt soll das Kleingarten-Areal aufgelöst werden, um den angrenzenden Weißenseepark im Zuge einer Grünschneisenregulierung um diese Fläche zu erweitern. Einsprüche des Vorstandes der Anlage bei der Stadt haben trotz der Unterstützung durch den Obergiesinger Bezirksausschuss bisher keinerlei Bewegung und Umkehrung gebracht. Die Parzellenpächter sind verzweifelt. »Wir haben schon so viel versucht, uns wiederholt auch an den Oberbürgermeister gewandt und die Bedeutung eines Erhalts für die Umwelt und die Menschen unterstrichen«, so Vorstand Johann Schmid. »Doch bisher hat sich nichts getan.« Man werde sich jetzt wohl mit einer Petition an den Bayerischen Landtag wenden – eine letzte Hoffnung, wobei auch hier möglicher Erfolg eher skeptisch abzuwarten bleibt.

Unterstützer BUND

Ganz klar auf die Seite der örtlichen Kleingärtner hat sich dagegen der Bund Naturschutz (BUND) gestellt. Bei einem Rundgang durch die Anlage unterstrich Herbert Gerhard Schön von der Kreisgruppe München die Bedeutung solcher Parzellenanlagen und deren Erhaltung im großstädtischen Raum. »München ist schon die dichtest bebaute deutsche Großstadt und deshalb ist hier jede unbebaute Grünfläche sowohl für die ökologische Gesamtsituation wie auch für die Naherholung der in der Stadt lebenden Menschen so enorm wichtig«, so Gerhard Schön. Nach seiner Auffassung erfüllen dabei gerade die 85 städtischen Kleingartenanlagen mit ihren darauf bestehenden 8265 Kleingärten eine besonders wichtige ökologische Funktion. »Diese blühenden und liebevoll gepflegten Privatareale weisen eine viel intensivere und diversifizierte Struktur an wichtiger Flora und Fauna auf als die oft sterilen Stadtparks«, erklärt Schön weiter.

Damit wandte er sich faktisch auch gegen die in Giesing geplante Ausweitung des Weißenseeparks zu Ungunsten der Kleingärten. »Wir müssen diese Strukturen erhalten und ausweiten – vor allem aber dürfen wir sie nicht schließen«, so der BUND-Mann kämpferisch in Richtung Stadtbehörden. Zudem hatte er ein weiteres wichtiges Argument im Köcher: »Wer zuhause gartelt, wirkt nicht nur an vielseitiger Fauna- und Floraentwicklung in der Großstadt mit – er entlastet auch die Naherholungsregionen im Umland«. Schmunzelnd riet der bei der BUND-Basisarbeit politikerfahrene Gerhard Schön, doch möglichst »noch vor der Bundestagswahl weiteren Druck auf die örtliche Politik auszuüben«. Denn nach der Wahl würden Politiker bekanntlich erst einmal wieder auf Tauchstation gehen. In ökologisch wertvolles Großstadt-Grün auch weiterhin einzutauchen dürfte allerdings auch den Polit-Granden schwerfallen, wenn über Jahrzehnte gewachsene Ökostrukturen wie bei »Südost 30« Zug um Zug geopfert werden.

Eine zu hohen Graden versiegelte Großstadt kann sich dies sicher nicht dauerhaft leisten. »Südost 30«-Vorstand Schmid und seine Mitstreiter wollen jedenfalls weiter für den Erhalt kämpfen. Öko-David gegen Stadtplanungs-Goliath lautet hier wohl das Motto.

Harald Hettich

Artikel vom 02.09.2009
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