Haltestelle Münchner Freiheit: Kritische Fragen der Schwabinger bei Infoabend

Schwabing · »Pilotprojekt« neues Dach

Die Infoveranstaltung zur Tramhaltestelle an der Münchner Freiheit nutzten Bürger wie H. Lampart (l.), F. Hohmann (Mitte) u. J. Dietrich (r.) um Fragen zu stellen. 	Foto: ko; Visualisierung: RPM Architekten/ Day & Light

Die Infoveranstaltung zur Tramhaltestelle an der Münchner Freiheit nutzten Bürger wie H. Lampart (l.), F. Hohmann (Mitte) u. J. Dietrich (r.) um Fragen zu stellen. Foto: ko; Visualisierung: RPM Architekten/ Day & Light

Schwabing · »Entsetzlich« findet eine Schwabingerin das Grün des Daches der Endhaltestelle der neuen Tram 23 an der Münchner Freiheit. Abstoßend scheußlich sei die Farbe. Dabei solle die farbliche Gestaltung zwar keine Konkurrenz sein zum Wahrzeichen der Leopoldstraße, den Pappeln, »aber eine Assoziation, erklärte Heiner Maluche, Planer beim zuständigen Architekturbüro RPM, bei der Infoveranstaltung zum Dachaufbau am vergangenen Donnerstag.

Dort konnten die Bürger Fragen zu dem seit Jahren diskutierten Bauwerk stellen. Nur etwa 20 Personen waren an dem lauen Spätsommerabend im Theater am Sozialamt (TamS) erschienen.

Doch die hatten vor allem kritische Fragen: etwa sorgten sich einige, dass Fahrgäste durch das recht hohe Dach nur in der Mitte der Haltestelle vor schlechter Witterung geschützt seien. Eine Anwohnerin an der Leopoldstraße befand, dass es an der Münchner Freiheit »zieht wie Hechtsuppe«. Gunnar Heipp, Leiter strategische Planungsprojekte beim Bauherrn Stadtwerke München (SWM), räumte ein, dass man schon einen Spagat vollbringen müsse, um dem Wind gerecht zu werden. Andererseits sei das Dach breit genug, um sich vor Niederschlag zu schützen. Und die Fahrgäste müssten dort meist nicht lange warten. Denn da die Münchner Freiheit eine Endhaltestelle sei, könne man fast immer sofort in eine Trambahn einsteigen. Wissen wollte eine Schwabingerin auch, ob die »ambitionierte, zart geschwungene Gestaltung« der Haltestelle mit dem »üblichen faden Mobiliar« versehen werde.

Laut Heipp wird das Design anders aussehen, da sei sich auch der Stadtrat einig. »Das ist ein besonderer Ort, der nicht mit übrig gebliebenen Vitrinen oder den üblichen Schildern bestückt wird.« Ein Bürger beschwerte sich, dass die Bushaltestelle an der Leopoldstraße auf Höhe der Münchner Freiheit bereits jetzt als Zufahrt zur Stadt zum »Bremsklotz« für die Autofahrer geworden sei. Ob man das nicht anders hätte lösen können. Laut Heipp bleibt die Haltestelle bestehen, allerdings sei an der Stelle der Verkehrsablauf noch nicht endgültig geregelt. Darüber hinaus habe man sich dafür entschieden, an der Stelle einen »vernünftigen Einstieg in den Bus zu schaffen«, statt Autofahrer ungebremst von der Autobahn zum Siegestor rasen zu lassen.

Rund 3,5 Millionen Euro kostet das Dach der Trambahnhaltestelle, die im Dezember in Betrieb genommen wird. Die 1.500 Quadratmeter umfassende Konstruktion mit 18 Stützen muss zum einen die rund 200 Tonnen schwere eigene Dachfläche sicher tragen. Das Gewicht von Schneelasten musste bei der Planung ebenso bedacht werden wie die Beanspruchung durch Wind. Außerdem muss die Konstruktion natürlich standhalten, falls eine Straßenbahn bei einer Entgleisung gegen eine der Stützen rollen sollte. Die Haltestelle ist darüber hinaus auf einem fast 40 Jahre alten U-Bahnhof gebaut, bei der die Statik eine Rolle gespielt habe.

Das gelte auch für die »Buckel und Beulen« der Stahlkonstruktion. Sie sind laut Architekt Heiner Maluche nicht nur gestalterisch, sondern auch statisch bedingt. Eine solche Dachkonstruktion habe es bisher noch nicht gegeben, so Maluche. »Für alle Beteiligten ist der Bau ein Pilotprojekt, wir können nicht auf Erfahrungen zurückgreifen«. K. Ossoinig

Artikel vom 01.09.2009
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