Bohrungen abgeschlossen – Ökostrom soll ab 2011 fließen

Sauerlach · Bohrturm Ade

Bürgermeisterin Barbara Bogner und SWM-Geschäftsführer Stephan Schwarz freuen sich über den erfolgreichen Abschluss der Bohrarbeiten.  Foto: Woschée

Bürgermeisterin Barbara Bogner und SWM-Geschäftsführer Stephan Schwarz freuen sich über den erfolgreichen Abschluss der Bohrarbeiten. Foto: Woschée

Sauerlach · Die Erleichterung ist dem SWM-Geschäftsführer Stephan Schwarz beim Pressetermin zum Abschluss der Bohrungen beim Geothermie-Projekt in Sauerlach deutlich anzumerken. Die Stadtwerke München (SWM) waren bei ihren Bohrmaßnahmen, die im Herbst 2007 begonnen hatten, auf deutlich mehr Probleme gestoßen als zunächst erwartet.

Dennoch konnte nun der erste Schritt hin zur Gewinnung von umweltfreundlicher Energie positiv abgeschlossen werden, auch wenn auf eine vierte Bohrung, wie ursprünglich geplant, aus Kostengründen verzichtet werden musste. »Es gab durchaus Momente, da haben wir darüber nachgedacht, ob wir das Projekt fortführen oder nicht«, bekannte Schwarz. Im Gegensatz zu anderen Bohrstellen rund um München traf man in Sauerlach besonders schwierige Bodenverhältnisse an. Sehr harte Schichten wurden im Wechsel mit sehr weichem Gestein vorgefunden, so dass es immer wieder zu Verklemmungen des Bohrstrangs und einen besonders hohen Meißelverschleiß kam, um nur einen Teil der Probleme zu nennen. »Es war, als ob wir in Teufels Küche bohren wollten, während die Bohrungen in Riem wie durch Butter gingen«, erklärte Schwarz schmunzelnd. Belohnt wurden die SWM dann aber mit einem Fund, der ihre Erwartungen bei Weitem übertraf. Das Wasser, das man beim ersten Bohrloch mit einer stolzen Tiefe von 4.757 Metern vorfand war nicht wie kalkuliert 130 Grad heiß, sondern 143 Grad. »Damit können wir einen Teil des Verlustes, der durch den Wegfall der vierten Bohrstelle entsteht, wieder wettmachen«, erklärte Christian Pletl von den SWM. Der Fund stellt das SWM-Team allerdings auch wieder vor neue Herausforderungen, muss doch nun eine Pumpe gefunden werden, die auch größere Mengen derart heißen Wassers zuverlässig fördern kann. Derzeit liegt die Schüttung bei 80 Litern pro Sekunde, soll aber mit der neuen Pumpe noch deutlich gesteigert werden.

Durch den Ausfall der vierten Bohrung werden anstatt der ursprünglich anvisierten Menge von acht Megawatt nur mit fünf Megawatt elektrischer Leistung gerechnet. Außerdem werden durch eine zusätzliche Wärmekoppelung vier Megawatt zur Versorgung der Fernwärme in Sauerlach gewonnen.

Der so erzeugte Strom wird nach dem Erneuerbaren Energien-Gesetz (EEG) ins öffentliche Stromnetz eingespeist und vergütet. Rund 16.000 Haushalte können somit umweltfreundlich mit Strom versorgt werden, so Schwarz. Die Gemeinde Sauerlach, vertreten durch Altbürgermeister Walter Gigl und der amtierenden Bürgermeisterin Barbara Bogner, dankte den Stadtwerken für die hervorragende Zusammenarbeit. Beide zeigten sich froh, mit den SWM einen kompetenten und finanzstarken Partner im Boot zu haben. Die anfängliche Goldgräber-Stimmung bei den Betreibern von Geothermieprojekten sei gewichen, teilte Schwarz mit. Bis die Anlage in Sauerlach im Jahr 2011 betriebsbereit sein wird, werden rund 80 Millionen Euro investiert worden sein, teilte der SWM-Geschäftsführer mit. Gut angelegt sei dieses Geld aber alle mal, habe man mit Tiefenbohrungen von über 5.500 Meter Pionierarbeit geleistet und für zukünftige Projekte viel Erfahrung gesammelt.

»Im Gegensatz zu einem privaten Investor ist es für uns nicht wichtig, ob sich ein Projekt nach neun, zehn oder fünfzehn Jahren amortisiert hat«, betont Schwarz. Gespannt wartet die Gemeinde Sauerlach indes noch auf die Auswertung des aufgefundenen Thermalwassers, denkt die Gemeinde doch über den Bau eines Thermalbades vor Ort nach. Ein wenig müsse sie sich aber noch gedulden, bis man zuverlässige Proben vorweisen könne, so Pletl zu Sauerlachs Bürgermeisterin. Ist geklärt, welches Bohrloch zu Förderung und welche zu Reinjektionsbohrungen verwendet werden, werde man mit den Plänen zum Heizkraftwerk beginnen, informierte Schwarz.

Ziel ist es 2011 mit der Stromlieferung beginnen zu können. Bis dahin wird der Bohrturm, der sich zu einer Art Wahrzeichen von Sauerlach entwickelt hat, aber längst abgebaut sein.

hw

Artikel vom 26.08.2009
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