2009 registrierte die Münchner Polizei rund 250 Fälle

München · Vorsicht: Trickbetrüger

Spezialisiert auf Trickbetrügereien und Trickdiebstähle: Andreas Ruch von der Münchner Polizei. Foto: Polizei München

Spezialisiert auf Trickbetrügereien und Trickdiebstähle: Andreas Ruch von der Münchner Polizei. Foto: Polizei München

München · Einmal ist es der „neue Hausmeister“, der einen Anschluss in der Wohnung überprüfen muss, ein anderes Mal der „Enkel“, der sich in einer misslichen Lage befindet und unbedingt Geld braucht: Trotz aller Warnungen der Polizei gelingt es Trickbetrügern immer wieder, neue Opfer zu finden. Allein 2009 wurden bei der Münchner Polizei 146 Trickbetrügereien und 92 Trickdiebstähle registriert, bei einer Gesamtschadensumme von 340.000 Euro. Die meisten Opfer waren Senioren.

Erst vergangene Woche war ein Trickbetrüger bei einer 67-jährigen Russin aus der Fasanerie erfolgreich. Die Frau bekam einen Anruf, dass ihr Sohn in einen Autounfall verwickelt wäre und dabei eine andere Person verletzt hätte. Um nun den Sohn aus der Polizeihaft entlassen zu können, müsse er 15.000 Euro bezahlen. Als die Geschädigte angab, diesen hohen Geldbetrag nicht verfügbar zu haben, gab sich der Anrufer auch mit weniger Geld zufrieden und schickte kurze Zeit später einen Boten, der das vereinbarte Geld abholte.

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„Das sind die klassischen Tricks, mit denen die Betrüger arbeiten. Trickdiebstähle und Trickbetrügereien sind leider ein sehr lukratives Geschäft für Gauner geworden“, sagt Andreas Ruch, Sprecher der Münchner Polizei.

Der Unterschied zwischen Trickdiebstählen und Trickbetrügereien: Unter Trickdiebstahl versteht die Polizei Fälle, bei denen der Täter – getarnt als Hausmeister, Stromableser oder Handwerker – versucht, in die Wohnung zu gelangen, um dort gezielt Bargeld zu stehlen. Zu Trickbetrügereien zählt dagegen der klassische „Enkeltrick“, bei dem der Täter unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an das Geld gelangt.

Doch wie kann man gegen derartige Betrügereien und Diebstähle vorgehen? „Wir können nur immer wieder an die Menschen appellieren, niemanden unerwünscht in die Wohnung zu lassen“, sagt Ruch. Richtig sei zwar, sich einen Ausweis zeigen zu lassen, aber auch das reiche oft nicht aus, da die Täter durchaus eine Fälschung dabei haben können. Besser sei es, einen Nachbarn hinzuzuziehen. „Meist suchen die Täter dann ganz schnell das Weite“, so Ruch. Auf jeden Fall sollte man den Besucher nicht ins Haus oder in die Wohnung lassen, sondern ihn bitten, kurz vor der Türe zu warten. Dann können Betroffene bei der zuständigen Behörde anrufen und nachfragen, ob das Ganze seine Richtigkeit hat. Die Stadtwerke München (SWM) haben hierfür eine eigene Telefonnummer geschaltet. Wer sich nicht sicher ist, kann unter 23 61-61 10 nachfragen, ob tatsächlich jemand für die SWM unterwegs ist. „Unsere Mitarbeiter beraten nie unangekündigt und ungewollt an der Haustüre oder wickeln Geldgeschäfte ab“, versichert Christian Miehling von der SWM-Pressestelle.

Beim „Enkeltrick“ dagegen gehen die meisten Täter zunächst telefonisch vor. Hierbei sei ein gesundes Misstrauen wichtig, meint Iris Ohain, stellvertretende Kommissariatsleiterin des Kommissariats 105, Verhaltens-Prävention-Opferschutz. „Auf ‚Hallo Oma, ich bin's, rate mal, wer dran ist’ dürfen Senioren nie mit dem Namen des Enkels antworten. Wenn man sich nicht sicher ist, ob tatsächlich der Enkel oder die Enkelin am Telefon ist, sollte man lieber auflegen und zurückrufen oder bei der Tochter oder dem Sohn nachfragen, ob der Enkel tatsächlich in Not ist“, erklärt Ohain.

Aufgrund der stetig steigenden Zahlen wurde vor fünf Jahren die Münchner Initiative gegen Trickdiebstahl (M.I.T.) ins Leben gerufen, eine gemeinsame Aktion der Polizei, des Münchner Sicherheitsforum e.V., der Stadtsparkasse München sowie der Kreissparkasse München-Starnberg. Neben einer breit angelegten Informationskampagne treten die Münchner Polizei und die Sicherheitsberater des Seniorenbeirats der Landeshauptstadt München direkt an die Zielgruppe – nämlich Bürger über 60 Jahre – heran und informieren mit Vorträgen in Vereinen oder in Alten- und Servicezentren über Erscheinungsformen und Schutzmöglichkeiten ohne Umwege. „Wir gehen ganz gezielt auf ältere Menschen zu, um sie vor Abhebungen großer Summen für vermeintliche Schnäppchen, günstige handwerkliche Arbeiten oder für angebliche Verwandte zu warnen“, sagt Ohain. „Daher arbeiten wir sehr eng mit den Sparkassen und Banken zusammen, die ihre Mitarbeiter in Schulungen gezielt für solche Betrügereien sensibilisieren.“

Die Initiative versucht außerdem, Senioren zu gewinnen, die in ihrem eigenen Umfeld aufklären; sei es über Vorträge in Vereinen, im eigenen Bekanntenkreis oder in Alten- und Servicezentren. Wer sich auch als ehrenamtlicher Sicherheitsberater engagieren möchte, kann sich unter der Telefonnummer 29 10-44 44 melden (Montag bis Donnerstag, 8 bis 11 Uhr und 13 bis 15 Uhr). „Wir sind um jede Hilfe dankbar“, sagt Ohain. „Pfiffige Senioren kann es nicht genug geben.“

Von Stefanie Moser

Artikel vom 13.08.2009
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