Albrecht Ackerland über Kinderarbeit

München · Da schau her!

Schwierige Zeiten verlangen ungewöhnliche Maßnahmen. Sie kennen es sicher aus eigener Erfahrung: Wer noch Arbeit hat in diesen Tagen, der muss kämpfen. Früher Feierabend machen, ist nicht mehr. Glücklich ist, wer Kinder hat! Wer die Filmbranche kennt, der weiß, dass bei Produktionen manchmal schnell eine Lösung her muss, die unkonventionell erscheinen mag. Aber wichtig ist schließlich, das hat uns unser Altkanzler gelehrt, wichtig ist was hinten rauskommt.

Oder eben später vorne auf der Leinwand flackert. Es wundert also ganz und gar nicht, dass ein bekannter Filmproduzent endlich eine längst veraltete Regel aushebelt: Kinder sollen nicht arbeiten müssen.

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Ja, warum zum Himmel sollen Kinder nicht arbeiten müssen? Sie leben nun mal in unserer Welt, und diese Welt hat es in diesen Tagen nicht leicht. Warum nicht also einfach auch mal die Beine hochlegen, ein schönes Weißbier schon nachmittags um zwei, und die lieben Kleinen machen den Job. Das erleichtert das Leben und kommt auch dem Produkt zugute: wann sonst, als in der Kindheit strotzen die Menschen vor Fantasie, Tatendrang, Ausdauer, Belastbarkeit. Und wenn es brave Kinder sind, wovon ich bei den Ihren freilich ausgehe, dann gehorchen sie auch noch. Das sind Arbeiter, die unsere Wirtschaft braucht. Denn seien wir einmal ehrlich: Der faule, kleine Angestellte ist es doch, der Schuld hat an unserer Misere, nicht das Großkapital, nicht die Raffgier, nicht manch Manager mit einem Menschenbild aus dem Mittelaltermuseum.

Dank dem Filmproduzenten Bernd Eichinger („Der Untergang“) geht es nun aber endlich weiter mit unserer Gesellschaft. An diesem Wochenende führt er ganz offiziell die Kinderarbeit ein, für ein paar Tage dürfen die lieben Kleinen ein großes Hotel betreiben, vom Roomservice bis an die Rezeption und zum Management: alles erledigt von putzigen Händchen fleißiger Kinderlein.

Eichinger wäre kein erfolgreicher Mann geworden, wüsste er nicht, wie mit Köpfchen und Witz zu arbeiten ist. So auch hier: Sein Deckmantel der Wohlfahrt umhüllt seinen Durchbruch in Sachen Kinderarbeit. Der Weg ist klar und ausgesprochen: „Die Integration und Zukunftssicherung für Kinder und Jugendliche ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft.“

Nun aber mal im Ernst: Das Charity-Gedöns manch Prominenter mag einem auf die Nerven gehen. Aber die Aktionen von Eichingers „Artists for Kids“ machen den Eindruck, dass da, wenn auch im Kleinen, was passiert, dass da Schwächeren, Ärmeren geholfen wird. Und wenn er es dank guter Kontakte schafft, dass sich ein Haus wie das Hilton für ein paar Tage in Kinderhände und den Besitzern dieser Hände damit Spaß und Stolz und Erfahrung gibt, dann ist das wirklich eine feine Sache. Schwierige Zeiten hin oder her.

Artikel vom 06.08.2009
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