Diskussion in Stadtratssitzung über U-Bahn-Gestank und die Folgen

Garching · Guter Rat wird wohl sehr teuer werden

Garching · In zwei Fällen sind Mietminderungen im Garchinger Zentrum nun von Gerichten bereits für rechtens erklärt worden – wegen der Geruchsbelästigung aus dem U-Bahnhof. Die Vermieter werden jetzt versuchen, sich die finanziellen Einbußen von der Stadt Garching zurück zu holen – und diese gegebenenfalls wieder von der Stadt München, die für den Bau verantwortlich zeichnet.

Doch auch eine Debatte mit Experten des Münchner Baureferats in der öffentlichen Stadtratssitzung der vergangenen Woche brachte keine großen Fortschritte. Zu den Geruchsbelästigungen durch das Ausdampfen der Imprägniermittel auf den Holzschwellen erklärte Ralf Wulf, Hauptabteilungsleiter Ingenieurbau beim Münchner Baureferat, dass man dort davon ausgegangen sei, dass sich die Belastungen von alleine schneller legen würden. Nun könne und wolle er keine Aussage treffen, wann sich die Situation bessere. Wulf erklärte den Stadträten, durch ein Gutachten sei belegt, dass bei den Arbeiten »das verträglichste Imprägniermittel des Marktes« verwendet worden sei und ansonsten alles so wie bei den anderen U-Bahnhöfen gemacht worden sei. In scharfem Ton fragten dann einige Stadträte, warum es dann »nur in Garching so stinkt«.

Diskutiert wurde lange und emotional, doch eine Lösung ist nicht in Sicht. Eine Variante wären Türen am Treppenaufgang. Die müssten nach gesetzlichen Bestimmungen aber nach außen aufgehen und auch von kleineren Kindern zu öffnen sein. Das bedeutet dann aber auch, dass der Fahrtwind eines ankommenden Zuges die Türen auch öffnen könnte. Eine andere Überlegung ist der Einbau von automatisch öffnenden Türen direkt am Gleis, was der Münchner Stadtrat Kronawitter bereits als Schutz gegen Selbstmörder anregte. Ein solches Pilotprojekt in Garching wäre sehr teuer, und zudem gibt es noch etliche offene Fragen für den Notfall, dass ein brennender Zug in den Bahnhof einfährt. Ein Austausch der Holzschwellen würde auf rund zehn Millionen Euro kalkuliert. Wulf machte deutlich, dass sich die Stadt München an entsprechenden Maßnahmen nicht finanziell beteiligen werde: »Wir haben die vereinbarten Leistungen erbracht und haben keine Schuld.«

Als Versuch sollen nun die Notausgänge des U-Bahn-Tunnels geöffnet und als zusätzliche Lüftung benutzt werden. Die Experten müssen sich überraschen lassen, ob diese nicht mit Kosten verbundene Maßnahme eine Verbesserung der Situation mit sich bringt. Wenn dann alles beim alten bleibt, wird guter Rat teuer.

ba

Artikel vom 29.07.2009
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