Burgmodell und drei neue Räumlichkeiten zu bewundern

Grünwald · Neues über die Burg

Bürgermeister Jan Neusiedl und Prof. Ludwig Wamser (v. l., Leitender Direktor der Archäologischen Staatssammlung). Foto: hol

Bürgermeister Jan Neusiedl und Prof. Ludwig Wamser (v. l., Leitender Direktor der Archäologischen Staatssammlung). Foto: hol

Grünwald · »Wir freuen uns, dass nun ein weiteres Stück Museum entstanden ist, wo die Grünwalder Bürger die Geschichte ihrer Heimat und der Burg näher kennen lernen«, meinte Prof. Ludwig Wamser, Leitender Direktor der Archäologischen Staatssammlung. Gemeinsam mit der Gemeinde Grünwald und dem Staatlichen Bauamt Freising konnten in den letzten sieben Monaten drei Räume der Burg, die bisher kaum genutzt wurden, saniert und klimatisiert werden, so dass sie jetzt als Teil des musealen Gestaltungskonzepts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.

Gleich im ersten Raum wird der Besucher von einem neuen Modell der Burg begrüßt, das diese in ihrer Blütezeit im 15. Jahrhundert zeigt. Eine wehrhafte Mittelalterburg, romantisch am Hang der Isar gelegen. Der Burgeingang, wie er heute zu sehen ist, stammt aus dieser Zeit und wurde 1486/87 gebaut. »Uns sind sogar die Rechnungen für rund 82.500 Ziegel erhalten, die für den Bau nötig waren«, berichtete Wamser. Das Modell wurde in rund zwei Jahren mühsamer Detailforschung erarbeitet, schließlich muss jedes Fenster, jede Schießscharte und auch die Anzahl der Zinnen nachvollzogen werden. Die Kosten von rund 30.000 Euro übernahm die Gemeinde. Im Rahmen einer Sonderausstellung können die Besucher in diesem Raum auch wertvolle Ölgemälde und Lithographien sehen, die die Burg in romantischer Landschaft darstellen. Auf Schautafeln kann man nicht nur vom Leben und Schaffen der Wittelsbacher Herzöge erfahren, sondern auch spannende Geschichten, wie die von angeblichen Goldmachern, die in der Burg gefangen gehalten wurden. Im zweiten Raum eröffnet sich dem Betrachter ein aufregender Blick in die Familiengeschichte der Zeillers, die 1849 die Burg bei einer Auktion ersteigerten. Paul Zeiller wurde durch sein anatomisches und künstlerisches Schaffen über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt.

Mit zahlreichen Illustrationen und Wachsmodellen erschließt sich dem Besucher lebhaft die damalige Welt der Wissenschaft und die Faszination der Menschen für fremde Kulturen, die in Form von Panoptiken gezeigt wurden. Der dritte Raum im Obergeschoss besticht nicht nur durch seine anatomischen Studien, fein dargestellt durch Wachsmodelle, sondern auch durch die Architektur selbst. Das alte Gemäuer ist teilweise offen, so dass man den historischen Wehrgang sehen kann. Dort sind auch Darstellungen des wohl bekanntesten Liebhabers der Grünwalder Burg zu sehen. Karl Valentin schrieb dort seine »oid’n Rittersleut«, die man per Knopfdruck mit Originalstimme hören kann. Zudem offenbart sich die Freundschaft des Komikers mit der Familie Zeiller. Valentin kaufte von dem Familienbetrieb immer wieder besondere Stücke, die er in seine Werke humoristisch einbaute. »Es ist wunderbar, dass die Grünwalder nun mehr von der wechselhaften Geschichte dieses wehrhaften Gebäudes direkt vor ihrer Haustür erfahren können«, freute sich Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl.

hol

Artikel vom 22.07.2009
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