Die »Grünen Damen« leisten in Harlaching unverzichtbare Dienste

Harlaching · Genügend Zeit zu haben, ist Kapital

Elisabeth Reber arbeitete schon im Klinikum Neuperlach als »Grüne Dame« und baut jetzt in Harlaching eine neue Gruppe auf.  Foto: Klinik/mst

Elisabeth Reber arbeitete schon im Klinikum Neuperlach als »Grüne Dame« und baut jetzt in Harlaching eine neue Gruppe auf. Foto: Klinik/mst

Harlaching · Zeit haben – das ist für die meisten Menschen angesichts des hektischen Lebensalltags ein Fremdwort. Elisabeth Reber hat Zeit. Genauer gesagt: Sie nimmt sich Zeit, wertvolle Zeit, um anderen zu helfen, die wegen Krankheit in eine Notlage geraten sind.

Reber ist eine »Grüne Dame« und in dieser Funktion eine von bundesweit 11.062 Frauen, die heute ehrenamtlich in Krankenhäusern oder Altenheimen tätig sind und dort das Pflegepersonal unterstützen. Wegen ihrer hellgrünen Kleidung liebevoll »Grüne Damen« genannt, tragen die bienenfleißigen Helferinnen durch ihre Pflege ergänzenden Dienste dazu bei, die menschliche Zuwendung zu den Patienten während eines oft langen Klinikaufenthaltes zu verstärken. So auch im Klinikum Harlaching, wo die 68-jährige Grünwalderin seit Winter 2009 als »Grüne Dame« arbeitet und zusammen mit Barbara Müller, die ebenfalls in Grünwald wohnt, einen Stamm von 15 Mitarbeiterinnen leitet.

Was hat sie bewogen, ihre Zeit dem Dienst am Nächsten zu widmen? Rebers Engagement hat viel mit Dankbarkeit zu tun, wie sie selbst einräumt: »Ich will helfen aus dem Bewusstsein heraus, dass es mir sehr gut geht. Viele Menschen haben schwere Schicksalsschläge getroffen, das Leben war alles andere als gerecht zu ihnen. Durch meine Arbeit will ich diese Ungerechtigkeit ein Stück weit ausgleichen.« Längst ist die Mutter dreier Kinder im Raum München als »Grüne Dame« kein unbeschriebenes Blatt mehr, sondern sie gehört inzwischen schon zur »Alten Garde« der Helferinnen: Zehn Jahre lang, von 1996 bis 2006, arbeitete die gebürtige Heidelbergerin in einer karitativen Einrichtung in München-Solln, bis sie 2006 ins Klinikum Neuperlach wechselte und dort ein 20-köpfiges Team leitete.

Schnell sprachen sich ihr Arbeitseifer und ihr glückliches Händchen als Koordinatorin herum, so dass das Städtische Krankenhaus in Harlaching im vergangenen Jahr hellhörig wurde und sie um den Aufbau einer »Mannschaft« aus Grünen Damen im Süden Münchens bat. Reber kam dieser Bitte gerne nach: »Es war eine Herausforderung für mich, von Null an zu beginnen.« Eine Saat, die aufging: Nachdem Reber der Klinikleitung die Tätigkeitsfelder von »Grünen Damen« vorgestellt hatte, bekam sie ein Dienstzimmer mit Schreibtisch, Infotafel und Telefonanschluss gestellt. Von dort werden – bis auf die Frauenstation – alle Bereiche des Krankenhauses versorgt. Ein Wochenplan hält fest, welche der Damen vormittags in der Zeit von 8.30 bis 12.00 Uhr Dienst hat. Somit ist immer sichergestellt, dass für die Patienten in dieser Zeit jemand da ist.

Es sind keine pflegerischen Tätigkeiten, die die »Grünen Damen« ausüben, sondern sie kümmern sich um alles, was mit zwischenmenschlichen Beziehungen und unverzichtbaren Hilfeleistungen zu tun hat. Die nötigen Sachen von Zuhause holen, wenn jemand nach einem Unfall im Krankenhaus liegt, Einkäufe erledigen, zur Apotheke gehen, aber auch einfach für die Sorgen und Nöte da sein, die die Kranken plagen – das ist das »Kapital«, mit dem die Helferinnen ausgestattet sind. »Wir haben einfach Zeit – für persönliche Anliegen oder Gespräche.

Wir erledigen kleine Besorgungen, begleiten die Patienten innerhalb und außerhalb des Hauses, schreiben Briefe für sie oder lesen eine halbe Stunde vor«, schildert Reber. Wie wichtig diese Tätigkeit ist, bestätigt Claudia Wertenauer vom Sozialdienst des Klinikums: »Wer keine Angehörige oder Bekannte hat, die während einer Krankheit unterstützen können, ist sehr froh über diese Hilfe und Zuwendung.« Allerdings gibt es in Harlaching einen Wermutstropfen. Die »Grünen Damen« können wegen Personalmangels nur mit Müh und Not den Dienst aufrechterhalten. Auch wollen Reber und Müller die Notfallambulanz mit ehrenamtlichen Helferinnen besetzen. Deswegen bittet Reber Interessierte, die sich als »Grüne Damen« engagieren wollen, sich bei ihr unter Tel. 6 41 42 07 zu melden. Die Fahrtkosten für die Anfahrt ins Klinikum werden erstattet, außerdem erhalten alle an ihren Einsatztagen ein kostenloses Mittagessen, die Dienstkleidung wird gestellt. Auch eine Teilnahme an internen Fortbildungsverfahren ist möglich. mst

Artikel vom 15.07.2009
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