1000 Senioren in Bestform bei Leichtathletik-Meisterschaft

Vaterstetten · Je oller, je doller

Gold gab es für Dr. Gerhard Zorn vom TSV Vaterstetten (3. v. r.), der im 200-Meter-Sprint in der Altersklasse M50 siegte.  Foto: Oswald

Gold gab es für Dr. Gerhard Zorn vom TSV Vaterstetten (3. v. r.), der im 200-Meter-Sprint in der Altersklasse M50 siegte. Foto: Oswald

Vaterstetten · Es sollten eigentlich die Rekordtage des Lokalmatadoren Guido Müller werden. Bei den Deutschen Meisterschaften der Senioren II machte ihm aber eine Fußverletzung einen schmerzlichen Strich durch die Rechnung. Trotzdem empfahl sich Vaterstetten erneut als Glücksgriff bei meisterlichen Sportwettkämpfen.

1000 Athletinnen und Athleten aus ganz Deutschland wollten zeigen, dass sie trotz der Bezeichnung »Senioren« noch wahrlich nicht zum alten Eisen gehören. Zum zweiten Mal war das Vaterstettener Sportgelände als Wettkampfstätte für die Deutschen Meisterschaften der 50- bis 85-Jährigen auserkoren. Zu den Topfavoriten bei den Herren zählte der Lokalmatador Guido Müller (Jahrgang 1938) vom TSV Vaterstetten. Der gebürtige Kornwestheimer (Baden-Württemberg), der seit einigen Jahren in Trudering wohnt, hat mit ungeschlagenen bundesweiten Bestmarken Sportgeschichte geschrieben. In 16 Laufdisziplinen verschiedener Altersklassen scheint er konkurrenzlos.

Jetzt wollte er neue Spitzenzeiten liefern, doch schon am ersten Wettkampftag kam das Aus: Nach einem ungefährdeten Sieg in Weltrekordzeit bei den 300 Meter Hürden in der Altersklasse Ü65 plagte ihn eine Verletzung in der linken Ferse. Der prominenteste der wenigen TSV-Teilnehmer war zum Zuschauer degradiert. So aber konnte er sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge die insgesamt 179 Entscheidungen in den Altersklassen zwischen 50 und 80 Jahren ansehen. Seine große Hoffnung lag dabei auf dem Vereinskameraden Gerhard Zorn, der nun die heimische Ehre retten sollte.

Das tat er auch überragend im 200-Meter-Finale der Herren 50, wo er eine neue Bestzeit aufstellte. Auch über 100 Meter, wo er Silber erlief, und 400 Meter, sowie bei der viermal 100-Meter-Staffel konnte der neue Lokalheld triumphieren und heimste Gold ein. Überhaupt gab es an den drei sportlichen Tagen eine Reihe von Rekorden, unter anderem eine europäische Bestleistung beim Stabhochsprung der Damen (W50), so dass sich die Veranstalter und Teilnehmer über eine äußerst gelungene Veranstaltung freuen konnten, welche ohne die 200 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer oder aber den gut gelaunten Wettergott so nicht hätte stattfinden können.

Dank Guido Müller hatten die Meisterschaften aber vor allem ein wichtiges Thema in den Vordergrund gestellt: Keine Chance dem Doping! Der ehemalige Handelsvertreter für italienische Markenschuhe ist Initiator der »Vaterstettener Erklärung« gegen Manipulation im Spitzensport. Anlässlich der tausendsten Unterschrift wurden er und auch repräsentativ Bürgermeister Niedergesäß für ihr Engagement von Professor Dr. Michael Böhnke (Deutscher LeichtathletikVerband) bei einem Empfang im Parsdorfer »Best Western Hotel« ausgezeichnet. »Doping ist wie spicken bei einer Klassenarbeit. Aber lieber eine ehrliche 3 als eine erschlichene 1«, so der DLV-Vizepräsident, der »sehr ­gerne nach Vaterstetten kommt.« Nächste Gelegenheit dazu könnte er in zwei Jahren haben, sollten die Vaterstettener Bemühungen um die Ausrichtung der Leichtathletik-Mehrkampfmeisterschaften von Erfolg gekrönt sein.

Guido Müller indessen bereitet sich nach seiner Genesung auf eine Reise nach Finnland vor: Dort finden in Lathi ab 28. Juli die Weltmeisterschaften der Senioren statt, wo er in fünf Laufdisziplinen um die Medaillen kämpft. Und Weltbestmarken hält er unter anderem auf den 200- und 400-­Meter-Sprints. Oliver Oswald

Artikel vom 15.07.2009
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