Graffiti zieren ab September Unterführung an der Ungererstraße

Schwabing · Urknall im Untergrund

Echte Graffitikunst ist in der Unterführung dringend nötig, finden Alexander Golombek (r.) und Patrick Simon vom Schwabinger Jugendtreff.	Foto: ko

Echte Graffitikunst ist in der Unterführung dringend nötig, finden Alexander Golombek (r.) und Patrick Simon vom Schwabinger Jugendtreff. Foto: ko

Schwabing · Wenn Kevin (16) wütend ist, sieht man das an seinen Graffitis. Aber nicht unbedingt im negativen Sinn. »Dann kann unter Umständen was ganz Schönes dabei herauskommen«, sagt er. Er und seine Freunde Henry (15) und Tommy (15) sind »Sprayer«. Auch wenn sie ihre richtigen Namen sicherheitshalber nicht in der Zeitung lesen wollen, die Jugendlichen malen ihre Bilder ganz legal – an der Graffiti-Übungswand des Schwabinger Jugendtreffs am Biederstein zum Beispiel.

Bald haben sie Gelegenheit, offiziell die Fußgängerunterführung zu Beginn der Ungererstraße mit ihrer Kunst zu verschönern.

Alexander Golombek, Sozialpädagoge im Jugendtreff, hatte die Idee dazu – nach dem Vorbild der Brudermühlbrücke, die einmal im Jahr mit Graffitis neu gestaltet wird, unter Federführung der Untergiesinger »Färberei« des Kreisjugendrings. Für Golombek ist Graffiti »eine einfache Methode, die Stadt zu verschönern.« Ein wenig möchte er auch das Image der Sprayer verbessern. »Vor allem Ältere sollen verstehen, dass das nicht einfach nur Jugendliche in weiten Klamotten sind, die Wände besprühen.«

Momentan sind die Wände der unterirdischen Passage zwar farbenfroh, aber planlos verschmiert. Und zwar, wie Golombek betont, »nicht von unseren Jugendlichen«. Stattdessen werden Golombek und die Biederstein-Kids nun ein Konzept ausarbeiten, um die Wände mit der neuen Malerei vielleicht sogar eine Geschichte erzählen zu lassen: »Wir könnten an der einen Seite mit dem Urknall anfangen und am anderen Ende mit der Darstellung des Menschen aufhören«, kann sich der Sozialpädagoge vorstellen. Fachmännische Unterstützung bekommen die jungen Graffiti-Künstler von Studenten der Akademie der Bildenden Künste. Der Kontakt kam über den Vorsitzenden des Bezirksausschusses (BA) 12, Schwabing-Freimann, Werner Lederer-Piloty zustande.

In der Mai-Sitzung des Gremiums hatte Alexander Golombek das Projekt vorgestellt. Die BA-Mitglieder waren vor allem am Konzept interessiert. Und das wird jetzt in Zusammenarbeit mit den Kunststudenten entwickelt. Eine erste Zusammenkunft aller Beteiligten findet am kommenden Montag, 6. Juli, statt. Die Jugendlichen vom Treff am Biederstein haben sich bereits einige Motive überlegt, hauptsächlich Schriftzüge und »Characters«, also Figuren und Gesichter. Patrick Simon, freier Grafiker und im Jugendtreff für gestalterische Arbeiten zuständig, wird sich nach dem Termin am Montag mit den Kids zusammensetzen und Skizzen anfertigen.

Kevin, Henry und Tommy finden die offizielle Sprühaktion »positiv«. Tommy mag Bilder, die sich in ihre Umgebung einfügen. So würde er zum Beispiel ein U-Bahnmotiv auf dem entsprechenden Notausgang der Haltestelle platzieren. Die Unterführung möchte Tommy vor allem schöner gestalten, weil es dort »unheimlich ist«.

Mittlerweile haben die Graffiti-Künstler auch grünes Licht vom Baureferat, die Unterführung zu bemalen. Ende September soll es losgehen, zwei bis drei Tage wird die Aktion laut Alexander Golombek dauern. Bis es soweit ist, ist Kreativität und konzeptionelle Arbeit bei den Jugendlichen angesagt. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 30.06.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...