Idee einer Fußgängerzone im Franzosenviertel sorgt für kontroverse Diskussionen

Haidhausen · Exklusive Flaniermeile?

Das Nadelöhr Weißenburger Straße soll zur Fußgängerzone umgewidmet werden. Ladenbesitzer Johann Wagner ist klar dagegen.	Foto: ks

Das Nadelöhr Weißenburger Straße soll zur Fußgängerzone umgewidmet werden. Ladenbesitzer Johann Wagner ist klar dagegen. Foto: ks

Haidhausen · Eine zweite Münchner Fußgängerzone mitten in Haidhausen – eine verlockende Vorstellung oder doch der Supergau für den dortigen Einzelhandel? Wenn es nach der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss Au/Haidhausen (BA 5) ginge, wäre das Flanieren auf der Weißenburger Straße zwischen dem Orleansplatz und dem Pariser Platz keine Wunschvorstellung mehr, sondern bald Realität. Bereits in den 60er-Jahren gab es Pläne für eine Fußgängerzone an dieser Stelle, die jedoch nicht weiter verfolgt wurden.

Stattdessen entstand damals bereits ein Parkhaus für die wegfallenden Stellplätze entlang der Straße. Diese wolle man nun wieder nutzen und die Pläne wieder aufgreifen.

Doch die Planungen seitens der CSU scheinen erneut im Sande zu verlaufen, denn in einem bereits 1996 beschlossenen Rahmenplan zur Verkehrsberuhigung Haidhausens ist eine Fußgängerzone nicht vorgesehen. »Wir haben erneut geprüft, ob eine Fußgängerzone möglich wäre«, erklärt Petra Wurdack vom Planungsreferat, »müssen uns aber wieder dagegen aussprechen, denn die Zone hätte negative Auswirkungen auf den Einzelhandel, die Parkraumbilanz, sowie dem Parkraummanagement«, meint sie. Die Anwohnergarage kompensiere nicht die Verkehrsbelastung, der Haidhausen täglich ausgesetzt ist.

Auch die Vorsitzende des Bezirksausschusses Haidhausen, Adelheid Dietz-Will (SPD), zeigt sich gegenüber der Flaniermeile skeptisch: »Wir haben den Antrag zur Prüfung ans Planungsreferat weitergeleitet und nun die Ablehnung zur Kenntnis genommen. Die Diskussionen waren jedoch kontrovers.« Sie sehe vor allem Nachteile für kleine Läden, denn die Mieten könnten durch die exklusive Lage innerhalb einer dann vorhandenen Fußgängerzone drastisch steigen. Eine Verbreiterung der Gehwege sei für sie eine gelungenere Lösung, um das Nadelöhr Weißenburger Straße aufzuwerten.

Steigende Mieten wären für Obstladenbesitzer Johann Wagner das geringere Übel, auch wenn er der Ansicht ist, dass dadurch die Ladenvielfalt verloren gehe. Vielmehr sieht Wagner in der Fußgängerzone ein Problem für die Anlieferung seiner Waren. »Ich muss den ganzen Tag an- und ausliefern, das ginge dann nicht mehr«, beklagt er. Er ist Mitglied in der Interessengemeinschaft Haidhausen (IGH). Dort herrschen unterschiedliche Meinungen über das Projekt. Der Vorsitzende Christian Horn hält sich daher lieber bedeckt. »Ich würde das Projekt fast begrüßen, aber ich halte mich da raus«, erklärt er.

Geschäftliche und logistische Interessen träfen hier aufeinander, aber man solle doch einmal über Sonderstatuten für Einzelhändler nachdenken, damit diese auch weiterhin anliefern können. Die Mitarbeiterin des Planungsreferats wiegelt jedoch ab: Statt einer Fußgängerzone werde weiterhin daran gearbeitet lang-, mittel- und kurzfristige Projekte der Rahmenplanung umzusetzen, um die Fußgängerbeziehungen und den Aufenthalt in der Weißenburger Straße aufzuwerten. »Eine Fußgängerzone steht so nicht in der Rahmenplanung drin«, sagt Wurdack.

Das Flanieren in Haidhausen bleibt wohl also weiterhin nur ein Wunschtraum.

Kathrin Schubert

Artikel vom 30.06.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...