Das Musical „Elisabeth“ kommt ins Deutsche Theater

Sissi kehrt heim nach München

Michael Kunze (li.) und Sylvester Levay haben das Musical „Elisabeth“ geschrieben.  Fotos: DT

Michael Kunze (li.) und Sylvester Levay haben das Musical „Elisabeth“ geschrieben. Fotos: DT

Im Oktober ist es endlich so weit. 17 Jahre nach seiner Uraufführung in Wien und umjubelten Aufführungen in mehr als zehn Ländern, kommt „Elisabeth“ – das erfolgreichste deutschsprachige Musical – endlich auch nach München. Vom 21. Oktober bis 12. Dezember ist „Die wahre Geschichte der Sissi“ im Deutschen Theater in Fröttmaning zu erleben. Wir sprachen mit den Vätern des Welterfolgs – Autor Michael Kunze und Komponist Sylvester Levay.

Herr Kunze, Herr Levay. 2009 feiert „Elisabeth“ ihren 17. Geburtstag. Ist das ein Grund für Sie zu feiern?

MK: Seit der Premiere des Musicals im September 1992 ist es an jedem Abend irgendwo auf dieser Welt aufgeführt worden. Mit einem solchen Erfolg konnte keiner von uns rechnen. Aber wir hören nicht auf, uns darüber zu freuen.

SL: Jeder Geburtstag von „Elisabeth“ ist für mich ein Grund zu feiern, besonders jetzt wo die Kaiserin in ihre Geburtsstadt kommt. (Anm. d. Red.: Die spätere Kaiserin Sissi erblickte am 24. Dezember 1837 in München das Licht der Welt.)

Womit erklären Sie sich diesen anhaltenden und vor allem internationalen Erfolg des Stücks?

MK: „Elisabeth“ zieht das Publikum in seinen Bann, weil es zutiefst menschliche Fragen und Gefühle weckt. Es geht darin ja nicht so sehr um das Leben einer Kaiserin im 19. Jahrhundert. Vielmehr behandelt es das Thema der Selbstverwirklichung und die Frage, wieweit diese gehen darf. Letztlich geht es um die zentralen Probleme des Menschen: Liebe, Verantwortung, Lebenssinn, Tod.

Ihre Geschichte unterscheidet sich also grundlegend von den beliebten und bekannten Sissi-Filmen der 50er Jahre.

MK: Die Sissi-Filme erzählen lediglich die Geschichte einer kindlichen Prinzessin, die unerwartet Kaiserin von Österreich wird. Wir klammern dieses Thema nicht aus, doch unsere Geschichte dreht sich um die erwachsene Elisabeth. Diese war eine sehr moderne Frau, die gegen die Vernichtung ihrer Identität durch politische und soziale Konventionen rebellierte. Sie reklamierte für sich das Recht auf Selbstverwirklichung, lange bevor es diesen Begriff gab. Ihre persönliche Freiheit empfand sie als unerlässlichen Teil ihrer menschlichen Würde. Sie war damit eine Vorläuferin des heutigen Frauenideals. Sie lernte aber auch die Problematik und die Nachteile einer solchen Haltung kennen.

SL: Dieses Stück spricht emotional ein breites Publikum an. Man kann sich mit den Figuren und Geschehnissen in diesem Stück identifizieren. Und diese Frauenthematik ist in jede Kultur übertragbar.

Das Leben von Elisabeth scheint also der perfekte Musicalstoff zu sein. Auch ohne das klassische Happy End.

SL: Die fiktive Liebesgeschichte zwischen der Kaiserin und dem Tod ist meines Erachtens die Grundlage für dieses Musical. Die Dreiecks-Liebe zwischen Elisabeth, dem Kaiser und dem Tod macht die Story spannend. Und sie führt auch letztlich zu einem Happy End. Die Kaiserin wird von ihrem tragischen, depressiven, für sie nicht mehr lebenswerten Dasein mit dem Liebeskuss des Todes erlöst.

MK: Unsere Stücke sind modernes dramatisches Musiktheater, das populär aber nicht billig sein will. Die Dramatik der Lebensgeschichte Elisabeths wird verstärkt durch die Art der Erzählung. Sie gibt der Musik einen legitimen Raum, um zu erzählen, was Worte allein nicht beschreiben. Insofern erfüllt sie alle Bedingungen für einen guten musikdramatischen Stoff.

Worin liegt das Erfolgsgeheimnis des Duos Kunze und Levay?

MK: Ich denke, wir ergänzen uns sehr gut und haben eine sehr genaue Vorstellung von unserer Aufgabe als Autoren. Wir wollen möglichst viele Menschen auf möglichst hohem Niveau unterhalten.

SL: Unsere 30-jährige Zusammenarbeit hat unsere Kreativität und Freundschaft fortwährend intensiviert.

Elisabeth begleitet Sie ja nun schon so viele Jahre. Sie, Herr Levay, besitzen ja sogar eine eigene Sissi-Sammlung.

SL: Meine Frau ist Hobby-Historikerin, spezialisiert auf Kaiserin Elisabeth. Sie hat mich die Jahre vor und während der Entstehung des Musicals immer wieder mit Geschichten über die Kaiserin begeistert und fasziniert. Die Figur Elisabeth hat eine geheimnisvolle Mystik. Sie war eine äußerst facettenreiche Persönlichkeit.

Elisabeth war ja nicht nur Kaiserin von Österreich, sondern auch Königin von Ungarn, ihrem Heimatland. Hatte dieser Hintergrund Einfluss auf Ihre Arbeit?

SL: Ganz sicher. Kaiserin Elisabeth hatte eine ganz besondere Zuneigung zu den Ungarn, liebte ihre Mentalität. Es war mir nahe liegend, mich musikalisch und emotional in ihre Person zu versetzen.

Auch Ihre „Elisabeth“ ist international. Das Stück feierte in zahlreichen Ländern große Erfolge. Ist es trotzdem etwas Besonderes, dass das Musical nun nach Bayern kommt?

MK: Natürlich freut es mich sehr, dass „Elisabeth“ nun endlich auch in München zu sehen sein wird. Die Hauptperson unseres Stücks ist ja in München und Possenhofen aufgewachsen. Wie schön, dass sie nun auf einer Münchner Bühne wieder lebendig sein wird.

SL: Ich hoffe, dass sie in ihrer Geburtsstadt mit Freude empfangen wird, denn im Grunde ihres Herzens war Elisabeth immer eine echte Bayerin. Elisabeth kehrt heim.

Artikel vom 18.06.2009
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