Work and Box Company bekommt Besuch von Ministerin

Taufkirchen · Prinzip Hoffnung

(v. l.) Werner Makella, Taufkirchens CSU-Ortsvorsitzender Herbert Heigl, Projektteilnehmer Mike, Ministerin Christine Haderthauer, MdL Kerstin Schreyer-Stäblein, 2. Bürgermeisterin Angelika Steidle, Rubert Voß und Projektteilnehmer Robert. Foto: Woschée

(v. l.) Werner Makella, Taufkirchens CSU-Ortsvorsitzender Herbert Heigl, Projektteilnehmer Mike, Ministerin Christine Haderthauer, MdL Kerstin Schreyer-Stäblein, 2. Bürgermeisterin Angelika Steidle, Rubert Voß und Projektteilnehmer Robert. Foto: Woschée

Taufkirchen · »Das war ein guter Termin, ein guter Termin ist einer, der mich inspiriert«, erklärte die Bayerische Staatsministerin für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen, Christine Haderthauer nach ihrem Besuch des Projekts »hand in – Work and Box Company« in Taufkirchen.

Die Ministerin kam auf Einladung der Landtagsabgeodneten Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU). »hand in« steht für »handlungsorientierte Erfahrungsintegration«, was im tagtäglichen Umgang der Betreuer und Therapeuten mit straffälligen und gewaltbereiten Jugendlichen schlicht bedeutet, jeden Tag an seine Grenzen und darüber hinaus zu gehen.

Die Jugendlichen, die dort seit 2002 betreut werden, sind allesamt bereits mehrfach straffällig geworden, gewaltbereit, haben in den seltensten Fällen einen Schulabschluss und stehen meist mit einem Fuß im Gefängnis, wie die Initiatoren der Work and Box Company, Rupert Voß und Werner Makella berichten. In einem »Vier-Phasen-Plan versuchen sie die Jugendlichen zwischen 16 und 21 Jahren, die aus dem Landkreis und der Stadt München kommen, in das Berufsleben und damit in die Gesellschaft zu integrieren. Man könne niemanden beschulen, der nicht schulfähig sei, so Rupert Voß, vielmehr müsse am Anfang die Agression und Gewaltbereitschaft ab- und gleichzeitig ein positives Selbstbild und eine echte Chance auf gesellschaftliche Integration aufgebaut werden. Die Jugendlichen würden in mehrfacher Hinsicht betreut, das reine Vermitteln von Wissen oder Fähigkeiten reiche da nicht. Sowohl sozialpädagogische als auch therapeutische Maßnahmen seien nötig, um den Jugendlichen den Halt zu vermitteln, den es brauche, um sie dazu zu zu bewegen auf Gewalt als Durchsetzungsmethode ihrer Interessen zu verzichten. Alle Jugendlichen kämen aus problematischen Verhältnissen, wären in ihrer Kindheit selber Opfer von Gewalt geworden. Diese Spirale zu durchbrechen, sei nicht nur aus christlicher Nächstenliebe heraus ratsam, sondern auch aus volkswirtschaftlicher, betonte Voß, der selber ein Schreinereiunternehmen leitet. Die Jugendlichen, die man nicht auffange und für das Arbeitsleben fit mache, würden früher oder später im Gefängnis landen und dann der Gesellschaft auf der Tasche liegen, ganz abgesehen von den Schäden, die sie ihren Opfern zufügen, so Voß.

Motiviert sei er für sein besonderes Engagement durch seine eigene schwere Kindheit, erklärte Voß. Zwei Brüder habe er früh verloren, jetzt versuche er, schwierigen jungen Männern eine Chance zu geben. Die Arbeit hat sich gelohnt, denn 80 Prozent der Jugendlichen, die an dem Projekt teilnehmen, werden innerhalb von einem Jahr an eine Arbeitsstelle vermittelt. Zahlen die aufhorchen lassen. Nicht überall macht sich das Projekt aber Freunde, bekennt er, viele andere Jugendhilfeeinrichtungen, die an dieser Zielgruppe gescheitert seien, wären nicht gut auf ihn zu sprechen.

Ministerin Haderthauer wunderte das nicht, sie erklärte, dass hier wohl »Besitzstands- und Grabenkämpfe« ausgetragen würden, da die öffentlichen Mittel für Projekte dieser Art begrenzt seien. Trotzdem ermutigte sie das Team der Work and Box Company weiter am Ball zu bleiben. Zum Abschluss ihres Besuchs berichtete Voß von einem besonders berührenden Erlebnis. Im Frühjahr sei er nach Berlin eingeladen gewesen, um dort auf einer Veranstaltung über seine Arbeit zu berichten. Auch das Fernsehen sei vor Ort gewesen und hinter einer der Kameras sei ein ehemaliger Teilnehmer gestanden. Dieser habe nach dem erfolgreichen Absolvieren seiner Zeit in der Work and Box Company seinen Traum wahrgemacht und arbeitet nun beim Fernsehen. In der tatsächlichen Vermittlung auf den Arbeitsmarkt sieht Voß den großen Unterschied zu vielen anderen Projekten. Die Teilnehmer würden nur in Praktika vermittelt, die auch tatsächlich in echte Arbeitsverhältnisse übergehen könnten, denn sonst seien die Jugendlichen zu einem anhaltenden Engagement kaum zu bewegen. Um auch in Zukunft weiter so erfolgreich arbeiten zu können, braucht es aber Spender, die das Projekt finanziell unterstützen, aber auch Arbeitgeber, die entsprechende Praktikumsplätze zur Verfügung stellen.

Mehr Informationen zum Projekt bekommt man im ­Internet unter www.hand-in.de

Heike Woschée

Artikel vom 03.06.2009
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