Gemeinsam im Kampf gegen die Zerstörung der Natur

Harlaching/Hachinger Tal · Demonstration gegen Autobahn-Pläne

Die Gegner des Autobahn-Südrings formierten sich am vergangenen Samstag im Forst. Fotos: mst

Die Gegner des Autobahn-Südrings formierten sich am vergangenen Samstag im Forst. Fotos: mst

Harlaching/Hachinger Tal · Die Gegner des Autobahn-Südrings machen mobil: Mit einer Protestkundgebung haben sie das Bayerische Innenministerium und die verantwortlichen Behörden aufgefordert, die Pläne zum Bau des Münchner Ringschlusses im Süden von München unverzüglich aufzugeben. Sie versammelten sich im Perlacher Forst an einer Stelle, an der eine der elf Trassen-Varianten verwirklicht verlaufen könnte.

Die Demonstration war allerdings keine, die man als besonders emotionsgeladen nennen würden: Buh-Rufe und Pfiffe blieben aus, der Applaus hielt sich in Grenzen, und mit ein paar Hundert Teilnehmern war auch die Größenordnung der Veranstaltung an der Kreuzung »Harlachinger« – »Wörnbrunner Geräumt« im Perlacher Forst nahe Unterhachinger Gemeindeflur relativ bescheiden. Dafür hatten die Veranstalter fast alles an Spitzenpolitikern aufgeboten, was im Landkreis Rang und Namen hat: Neben den beiden Landtagsabgeordneten Susanna Tausendfreund (Grüne) und Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU) sprachen die Bürgermeister aus Taufkirchen und Unterhaching, Jörg Pötke (ILT) und Wolfgang Panzer (SPD), sowie Inge und Dieter Hügenell vom Vorstand des Vereins zur Erhaltung und Pflege des Perlacher Forstes, der 1961 gegründet wurde, um den Wald im Süden von München vor Bebauungsplänen zu schützen. Die Planer gießen derzeit jedoch wieder mächtig Öl ins Feuer längst begraben geglaubter Riesen-Projekte am Rand der Landeshauptstadt: So sieht eine der elf im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zum »Autobahn Südring« vorgestellten Trassen-Varianten die so genannte Anschlussstelle K 11 am Taufkirchener Kreuz vor. Von dort würde die Trasse abzweigen, ein kurzes Stück den Perlacher Forst durchschneiden, bevor sie an der genannten Kreuzung, an der sich auch der Hirschbrunnen befindet, in einen Tunnel »abtauchen« und unterirdisch zur Garmischer- und zur Lindauer Autobahn weiter verlaufen würde.

Hügenell forderte die Bayerische Staatsregierung auf, das Vorhaben eines Autobahn-Südrings sofort zu beenden: »Die wahrscheinlichste Trasse ist das neue Autobahndreieck westlich von Taufkirchen mitten im Perlacher Forst.« Dort führen dann pro Tag bis zu 70. 000 Fahrzeuge auf einer vierspurigen Autobahn und zerstörten mit ihren Abgasen und ihrem Lärm den Rest des noch nicht für den Bau abgeholzten Forstes und damit das Erholungsgebiet der Bürger im Süden Münchens. »Schluss mit den Planungen, denn die gewünschte Entlastung der A99 Nord und Ost ist mit dem Südring – das hat die Studie jetzt schon bewiesen – nicht zu erreichen«, betonte Inge Hügenell. Es sollten rasch »andere Planungen für eine sinnvolle Verkehrsführung« aufgenommen werden. In die gleiche Kerbe schlug auch die stellvertretende Landrätin des Landkreises München: Die Zwischenergebnisse der beiden Machbarkeitsstudien machten »überdeutlich, dass der Autobahn Südring überhaupt nicht vertretbar ist. In keinem schützenswerten Raum in ganz Deutschland werden mehr Autobahnen gebaut«, sagte Tausendfreund. Der anvisierte Nutzen sei zudem ad absurdum geführt worden: So wird der Studie zufolge der Entlastungseffekt an den Nord- und Ostabschnitten des Autobahn-Außenrings lediglich sieben Prozent betragen. Zugleich verwies sie darauf, dass Teile des Perlacher Forstes sowohl Landschafts- als auch Trinkwasserschutz- und FFH-Gebiet (Gebiete, die nach der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und der EG-Vogelschutzrichtlinie ausgewiesen sind, Anm. d. Red.) seien.

Unterhachings Bürgermeister machte sich ebenfalls gegen den Südring stark und plädierte statt dessen für eine »Initiative Lärmschutz« der betroffenen Gemeinden im Hachinger Tal. Und was sagen die Harlachinger selbst zu einer möglichen Autobahn durch »ihren« Wald? Gerhard Reich, der in Neu-Harlaching wohnt, hält gar nichts davon, wenngleich er einen Autobahnringschluss durchaus »sinnvoll« findet: »Aber durch den Perlacher Forst – das geht nicht«, meint er kopfschüttelnd. Unterdessen gab Inge Hügenell bekannt, dass insgesamt 1.800 Unterschriften gegen das Projekt vorliegen. Diese werden demnächst an Ministerpräsident Horst Seehofer überreicht.

mst

Artikel vom 27.05.2009
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