Albrecht Ackerland über unser neues Viertel

München · Da schau her!

Ich geb's ganz offen zu: Besonders oft verschlägt es mich nicht in die Maxvorstadt. Manchmal mag es schon sehr münchnerisch sein, in der Gegend in einem Café zu sitzen und sich das Treiben der Studenten anzuschauen. Na gut, vor allem freilich der Studentinnen. Viele schöne und junge Menschen sieht man da, die meisten mit der sonderbaren Ausstrahlung aus Lässigkeit und unglaublichem Beschäftigtsein. Aber deshalb in die Maxvorstadt fahren? Ich bin ja kein Gaffer.

Wenn ich dort hin komme, dann hat das meistens mit Kultur zu tun. Sie können jetzt sagen, im Café sitzen und schauen ist auch Kultur, aber die meine ich jetzt nicht.

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Ich meine Vorlesungen an der Uni, in die ich mich manchmal schleiche. Das ist nicht ganz erlaubt, aber so richtig verboten nun auch wieder nicht. Ich meine die beiden großartigen Kunst- und Architekturbuchläden in der Türkenstraße. Ich meine Ausstellungen in der Kunstakademie. Allen voran aber: unsere wirklich fantastisch ausgestatteten Museen. Lenbachhaus. Antikensammlung. Glyptothek. Und ein kleines Stück weiter dann: Alte, Neue und moderne Pinakothek. Und dort jetzt eben endlich auch: die Sammlung Brandhorst.

Wenn das Wetter an manchem Sonntag nicht so prickelt, dann gehe ich gerne in die Alte Pina, manchmal nur um mal wieder diesen einen Dürer, diesen Rubens, Tizian oder Botticelli zu sehen. Neuerdings bin ich aber auch öfter in die Gegend gefahren, wenn das Wetter ganz besonders prickelte – des wunderschönen neuen Baus für die Brandhorst-Sammlung wegen. Ein Fest für das Auge, wenn diese angenehm knallig-bunten Keramikstaberl der Fassade in der Sonne glitzern. Vom Inneren ganz zu schweigen – endlich haben wir hier auch die Superstars des vergangenen Jahrhunderts hängen – Warhol, Hirst, Richter, Polke. Was freue ich mich schon, wenn der Trubel verflogen ist und ich einen ganzen sonnigen Sonntag dort verbringen werde. Und sicher noch einen. Und noch einen.

Und jedes Mal werde ich mich wundern, warum der Gedanke so viele Gegner hat, aus unserem wunderbaren Museumsareal ein wirkliches Viertel zu schaffen, in dem die einzelnen Bauten nicht einfach nur herumstehen, sondern noch viel mehr als jetzt erkennbar zusammengehören, auf eine erleb- und ergehbare Art zusammenwachsen. Das wird bis jetzt leider schändlich vernachlässigt. Auch wenn es planerisch und verkehrstechnisch kein Einfaches sein mag, eine ganze Gegend vom Autoverkehr zu befreien, auch wenn das alles viel Geld kostet: Unsere Museen, wir Münchner und unsere Gäste hätten es verdient.

Artikel vom 20.05.2009
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