Hat Vaterstetten ein Alkoholproblem?

Vaterstetten · Polizei schlägt Alarm

Vaterstetten · Als »die Insel der Glückseligen« hat Alt-Bürgermeister Peter Dingler die Großgemeinde Vaterstetten gerne bezeichnet. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass keineswegs alles so rosig ist wie es zunächst scheint. Laut polizeilicher Kriminalstatistik, die Polizeihauptkommissar Ulrich Milius bei der jüngsten Sitzung des Sicherheitsbeirates im Rathaus vorstellte, hat Vaterstetten ein handfestes Problem mit alkoholisierten Autofahrern und übermäßig trinkenden Jugendlichen.

Angestoßen wurde das Thema von einem Antrag der Grünen, die die »Einführung wirkungsvoller Jugendschutzmaßnahmen auf Festen und Veranstaltungen« anregten. Grünen-Gemeinderat Axel Weingärtner begründete den Antrag damit, dass der Alkoholkonsum bei der Jugend »immer unmäßiger wird, bis hin zum Tod«. Die Folgen von jugendlichem Alkoholmissbrauch hätten Anwohner zu tragen durch Vandalismus und zerkratzte Autos. Weingärtner forderte, dass die Jugendschutzregeln strenger kontrolliert würden und »Veranstalter verantwortungsbewusster handeln sollen«. Dazu gehöre auch, dass Plakate, die auf eine Veranstaltung hinweisen, nicht den Alkohol in den Mittelpunkt stellen und führte als Beispiel das Plakat »Caipi Happy Hour« des Burschenvereins an. Die Überlegung, beim Anmelden der Veranstaltung Plakate auf ihre Inhalte hin zu kontrollieren, wurde von Manfred Weber von der Gemeindeverwaltung verworfen. Dazu habe die Gemeinde keine Handhabe, »wir haben keine Plakatierungssatzung«, sagte er. Dass Alkoholmissbrauch unter der Jugend ein großes Problem ist, bestätigte Jörg Cordruwisch aus seiner zweimonatigen Erfahrung als neuer Jugendsozialarbeiter und führte als Beispiel die Alkoholproblematik im Jugendraum Neufarn an. Exzesse unter den Jugendlichen zeigen sich wie im Fall eines erst 13-jährigen Mädchens aus Vaterstetten, das mit 1,9 Promille Alkohol im Blut aufgegriffen wurde. »Ich bin überrascht wie viel hier in Bayern getrunken wird«, sagte der aus Norddeutschland stammende Jugendpfleger.

Ein Blick auf die Kriminalstatistik erfreut zunächst. Denn im Vergleich zum Vorjahr sank die Anzahl von Straßenkriminalität oder Sachbeschädigungen am Auto und es waren auch weniger Verkehrsunfälle gemeldet worden. Spitzenplatz im Dienstbereich des Poinger Polizeihauptkommissars nimmt Vaterstetten jedoch mit dem Delikt Unfallflucht ein, was damit zusammen hängen könnte, dass es auch eine hohe Anzahl von Alkoholsündern gebe, meinte Milius. Er hatte sich die Mühe gemacht die einzelnen Gemeinden zu vergleichen und ganz eklatante Unterschiede bei der Höhe des Promillepegels festgestellt, die bei den Alkoholsündern gemessen worden waren. So liegt der Durchschnitt bei 1,2 Promille, in Vaterstetten jedoch bei 1,9 Promille. Zwar seien Frauen in der Häufigkeit der Unfälle unterrepräsentiert, was die Höhe ihres Alkoholpegels jedoch anbelangt, »sind über zwei Promille und mehr keine Seltenheit«. Überraschung auch bei dem Alter der autofahrenden Alkoholsünder, denn die meisten seien über 35 Jahre alt und nicht etwa jugendlich, stellte er fest. Beschlossen wurde vom Sicherheitsbeirat, dass der Jugendpfleger mit der Verwaltung ein konkretes Maßnahmenpaket erarbeitet und dies bei der nächsten Sitzung des Sicherheitsbeirates vorstellt.

pt

Artikel vom 20.05.2009
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