Zukunftsplanungen laufen: Peppi Heiß wird Co-Trainer, Leistungsträger bleiben in München

Vizemeister! Der EHC beendet eine geile Saison

Trost von Sohn Lenny: Sebastian Elwing war nach der 2:5-Niederlage gegen Bietigheim traurig über die verpasste Gelegenheit.   Foto: Heike Feiner

Trost von Sohn Lenny: Sebastian Elwing war nach der 2:5-Niederlage gegen Bietigheim traurig über die verpasste Gelegenheit. Foto: Heike Feiner

Die EHC-Cracks, sie standen da an der blauen Linie. In ihren Blicken war nur eines zu erkennen: nichts. Und während die neuen Meister aus Bietigheim feierten, wagte so mancher EHC-Spieler einen Blick auf die goldene Meistertrophäe, die ihm versagt geblieben war. Einer aber brauchte diesen goldenen Pott nicht, er nahm seinen ganz persönlichen Pokal in Empfang. EHC-Sprecher Carsten Zehm kam über das Eis geeilt, Sebastian Elwings Sohn Lenny auf dem Arm. Lenny tröstete den Papa und durfte als Lohn seinen Teddy gegen die Vizemeistermedaille eintauschen.

Von Jan Lüdeke

Als sich diese Szene abspielte, waren nach der entscheidenden 2:5-Niederlage des EHC nur wenige Minuten vergangen. Später, als die Spieler sich in der Kabine gesammelt hatten, überwog dann die Freude über eine überragende, »eine geile Saison«, wie Manager Christian Winkler sagte. Mike Kompon, der überragende EHC-Spieler der Spielzeit, dem vor dem zwischenzeitlichen 0:3 einen Riesenfehler unterlaufen war, gab zu: »Es wird ein paar Tage dauern, dann werden wir unglaublich stolz sein.« Das dürfen sie.

Auch Markus Jocher wusste nicht, was beim ihm überwog, Freude oder Trauer. »Mein Herz weint«, sagte der Verteidiger, »aber wir haben eine super Saison gespielt.« Für seinen Geschmack aber nicht super genug, denn Jocher beendet seine Karriere – und hätte sich zum Abschied nichts mehr gewünscht als den Titel. Aber vielleicht klappt’s ja nächstes Jahr. Jocher, der auf die Forderung der Fans »Häng noch eins dran« etwas zweideutig einen Finger in die Luft gestreckt hatte: »Meine Karriere ist zu 99 Prozent vorbei. Aber vielleicht lässt sich meine Mutter ja noch einmal beknien.« Die EHC-Fans sollten die Hoffnung auf eine Weiterbeschäftigung Jochers noch nicht aufgeben, denn der heizte die Spekulationen weiter an. »Ich werde mich auf jeden Fall fithalten. Und dann schauen wir mal, was der Sommer bringt.«

Wenn der Sommer vorbei ist, wird der EHC mit einem nur gering veränderten Kader an den Start gehen. Einzig definitiver Abgang ist Florian Kettemer (wechselt in die DEL zu den Augsburger Panthern). Martin Schymainski, Niklas Hede und Mark Heatley hatten bereits frühzeitig Verträge für die kommende Spielzeit, bei Kapitän Chris Bahen und Dylan Gyori hat der Verein jetzt die Option auf eine Weiterbeschäftigung gezogen. Zudem wurde Förderlizenzspieler Christian Wichert fest aus Augsburg verpflichtet. Bei der Saisonabschlussfeier am Donnerstag will der Verein weitere Verlängerungen bekanntgeben.

Viele Fans und Beobachter hatten sich Sorgen gemacht, weil Manager Winkler während der Playoffs alle Vertragsgespräche auf Eis gelegt hatte. »Meint ihr, ich bin blöd?«, fragte Winkler schließlich nach dem letzten Finalspiel, »bei ungefähr 80 Prozent der Spieler haben wir Optionen im Vertrag. Und die werden wir jetzt nach und nach ziehen.« Winkler wird jede »Ziehung« genießen. Der Manager habe zudem von keinem Spieler gehört, dass er nicht in München bleiben wolle. Also scheint es nicht unwahrscheinlich, dass auch David Wrigley, Brandon Dietrich und Mike Kompon bleiben. Letzterer betont sowieso stets: »Ich liebe diesen Verein.« Und: »Ich hatte in meinem Leben noch nie so viel Spaß wie in dieser Saison.« Erste Neuverpflichtung könnte Stürmer Sven Gerbig von DEL-Klub Frankfurt Lions sein. Ihm liegt ein Angebot aus München vor.

Ein Wechsel steht derweil schon fest. Christian Winkler wird in der kommenden Saison nicht mehr an der Seite von Coach Pat Cortina an der Bande stehen – Peppi Heiß wird den Job des Assistenztrainers fortan fest übernehmen. Der Begeisterung für den EHC wird dieser Rückzug Winklers beim Publikum keinen Abbruch tun. »Wir haben eine Euphorie entfacht«, sagt Winkler, der sich in den Playoffs über einen Zuschauerschnitt von fast 3500 freuen durfte, »das war nicht nur ein Strohfeuer.«

Der EHC, auf ihn passt der Begriff des »Meister der Herzen« wie auf keinen anderen Verein in Deutschland – auch wenn Markus Jochers Herz weinte. Die Münchner Wochenanzeiger bedanken sich beim EHC München für eine überragende und äußerst amüsante Spielzeit! Wir freuen uns auf die neue Saison.

Artikel vom 28.04.2009
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