Pokerface Christian Wichert avanciert in den Halbfinals zum entscheidenden Akteur

Mit kühlem Kopf in den »Krieg« gegen Bietigheim

Mit dem Einzug ins Finale um die Zweitliga-Meisterschaft hat die Mannschaft des EHC in dieser Saison das bisher Mögliche erreicht. Den SC Bietigheim zu knacken, wird die größte Herausforderung.   Foto: Heike Feiner

Mit dem Einzug ins Finale um die Zweitliga-Meisterschaft hat die Mannschaft des EHC in dieser Saison das bisher Mögliche erreicht. Den SC Bietigheim zu knacken, wird die größte Herausforderung. Foto: Heike Feiner

Die Angst in Dylan Gyoris Stimme war deutlich zu hören. »Ich denke, Mike Kompon ist der Mister Playoffs«, sagte der EHC-Stürmer am Samstagabend. Da hatte sein Team gerade mit 4:2 gegen Ravensburg gewonnen und somit den Einzug ins Finale perfekt gemacht – kein Grund also, ängstlich zu sein. Wäre da nicht die Ungewissheit gewesen, ob Mike Kompon in der Finalserie überhaupt würde mitwirken können. Der Ravensburger Chris Blight hatte Kompon kurz vor Ende der Partie mit einem Check gegen das Knie verletzt. Anfang der Woche gab es dann Entwarnung: voraussichtlich nur ein Pferdekuss. Ein Einsatz im ersten Finalspiel in Bietigheim (Freitag, 20 Uhr) ist wahrscheinlich.

Von Jan Lüdeke

Es wäre ein herber Verlust für die Münchner gewesen, Kompon für die entscheidenden Spiele zu verlieren. In der Halbfinalserie gegen Bremerhaven hatte Kompon mit drei Toren und neun Assists in vier Spielen herausgeragt. Seine immense Bedeutung für das Team hatte er trotz »nur« einem Treffer und drei Assists in den Halbfinals vor allem mit seinem Treffer zum 2:1 in der Verlängerung im dritten Aufeinandertreffen mit Ravensburg bewiesen.

Diese dritte Halbfinal-Partie war so etwas wie der Knackpunkt der Serie. Früh hatte der EHC bei eigenem Powerplay einen Gegentreffer hinnehmen müssen – und in der Folge schien es so, als wäre das Ravensburger Tor vernagelt. Also musste ein »dreckiges Tor« her, irgendwie muss­ten die Münchner den Puck über die Linie arbeiten. Coach Pat Cortina tat gut daran, in der wichtigen Schlussphase der Partie vermehrt die dritte und vierte Sturmreihe aufs Eis zu schicken. So wurde ein Mann zur entscheidenden Figur der Serie, den vorher niemand so richtig auf der Rechnung hatte: Christian Wichert.

Der 21-Jährige legte den Ausgleich von Mario Jann auf, der Rest der Geschichte ist bekannt: Kompon erzielte in der Verlängerung den Siegtreffer für München. Und auch im fünften Halbfinalspiel bewies Christian Wichert seine Wichtigkeit. Wieder war der EHC durch einen Gegentreffer bei eigenem Powerplay in Rückstand geraten. Wieder muss­ten es die Arbeiter richten. Sechs Minuten vor Ende der Partie eroberte Wichert im eigenen Drittel clever den Puck und leitete einen Angriff ein, den letztlich Florian Kettemer zum 2:2-Ausgleich abschloss. Am Ende hieß es 4:2 für München, das Finale war perfekt. Und damit der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.

Lob für Christian Wichert gab es hinterher von allen Seiten. »Wichert hat einen super Job gemacht«, sagte Mike Kompon. Für Martin Buchwieser war Wichert »mit der entscheidende Mann«. Der Gelobte selbst blieb bescheiden, er sagte nicht mehr als: »Ich freue mich natürlich, das zu hören.« Genau diese Bodenständigkeit ist es, die Manager Christian Winkler so an Wichert schätzt. Noch gehört der Stürmer den Augsburger Panthern, ist in dieser Spielzeit mit einer Förderlizenz für München im Einsatz. Aber »er ist ein absoluter Glücksfall für uns«, sagt Winkler, »und deswegen spielen wir derzeit mit dem Gedanken, ihn ab der nächs­ten Saison fest unter Vertrag zu nehmen.«

Die große Stärke des Christian Wichert sei der »Spiel­instinkt«, meint Winkler. »Er kann eine Partie gut lesen und entscheidet in brenzligen Situation eigentlich immer richtig. Das ist ungewöhnlich für sein Alter.« Wichert behält kühlen Kopf – diese Fähigkeit hat er sich bei seiner großen Leidenschaft, dem Pokern, angeeignet. »Das ist ein guter Zeitvertreib. Und es hilft einem, ruhig zu bleiben«, sagt der gebürtige Münchner, der schon gute Erfahrungen mit Finalgegner Bietigheim gemacht hat. Im letzten Heimspiel im Januar traf der Stürmer zum 5:2-Endstand. »Das war schön, doch im Finale muss ich nicht unbedingt treffen. Hauptsache, wir gewinnen irgendwie«, sagt Wichert.

Pat Cortina wird froh sein, im Finale auf einen wie Wichert zurückgreifen zu können. Raubein Markus Jocher hat die Endspiele zum »Krieg« ausgerufen, genauso Mike Kompon: »It’s gonna be a war.« Doch Pokerface Wichert wird mit Sicherheit wieder kühlen Kopf bewahren.

Artikel vom 14.04.2009
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