Grundsatzbeschluss: Krippenhaus kommt auf Bayerlein-Gründe

Vaterstetten · Standortfrage geklärt

Ein Antrag der Grünen, das Krippenhaus auf dem Parkplatzgrundstück neben dem Kinderhaus zu bauen, löste große Diskussionen aus.  Foto: Petra Tränkel

Ein Antrag der Grünen, das Krippenhaus auf dem Parkplatzgrundstück neben dem Kinderhaus zu bauen, löste große Diskussionen aus. Foto: Petra Tränkel

Vaterstetten · Im Januar dieses Jahres hatte der Gemeinderat Vaterstetten beschlossen, ein Krippenhaus zu bauen und alle Fraktionen waren aufgefordert, sich Gedanken über einen möglichen Standort zu machen. Vier Vorschläge wurden nun auf der Sitzung vergangene Woche diskutiert.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen könnte sich sehr gut ein Krippenhaus auf dem Grundstück an der Finkenstraße vorstellen, das an das Alfred-Hermann-Haus (AHH) für Kinder angrenzt und wo derzeit Planungen für ein Gebäude mit Kino, Volkshochschule und Musikschule laufen. Die Vorteile: Mit einer gemeinsamen Freifläche für beide Betreuungseinrichtungen könnte man elegant das Problem lösen, dass es am AHH an Freiflächen mangelt, erläuterte Fraktionssprecher Robert Winkler. Bei Vollbelegung stünden jedem Kind nur umgerechnet neun Quadratmeter zum Toben zur Verfügung.

Außerdem gehöre das Grundstück der Gemeinde und es gäbe einen gültigen Bebauungsplan. Nachteil: Der Gemeinderat hat bereits in seiner Dezember-Sitzung 2008 beschlossen, das Grundstück zu verkaufen, worauf Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) explizit hinwies. Der zu erwartende Erlös, 750.000 Euro, sei bereits in den Gemeindehaushalt eingestellt. »Wir brauchen das Geld dringend«, betonte Niedergesäß. Und für das Problem der fehlenden Freifläche am AHH stünde eine Lösung in Aussicht. Daher schlage die CSU-Fraktion als Standort die so genannten Bayerlein-Gründe an der Schwalben-/ Fasanenstraße vor. Das 2.500 Quadratmeter große Grundstück biete sich geradezu an, überplant zu werden, bereits in der Zukunftswerkstatt sei hier über die Errichtung eines Krippenhauses diskutiert worden.

Die Grundstückseigentümer, die Gebrüder Bayerlein, hätten in ersten Gesprächen bereits Zustimmung signalisiert. »Sie sind nicht auf eine Einrichtung für altersgerechtes Wohnen fixiert«, so Niedergesäß. Zudem könnte die Gemeinde das Grundstück sehr günstig oder vielleicht sogar kostenlos bekommen. Der Standort sei außerdem gut von mehreren Seiten erreichbar, so dass auch bei einer fünfzügigen Krippe, was 60 Kindern entspräche, kein Verkehrsstau zu befürchten sei, zumal sich im Gegensatz zu einem Kindergarten bei einer Krippe die Bring- und Abholzeiten verteilten. Niedergesäß sprach sich gegen den Vorschlag der SPD-Fraktion aus, eventuell vorhandene Einrichtungen zu erweitern: »Das ist aus Platzgründen nirgends möglich.«

SPD-Fraktionssprecherin Christl Mitterer bat jedoch, Abstand von einem reinen Krippenhaus zu nehmen. Für Kinder sei es schöner, die Zeit bis zur Schule in einem einzigen Haus verbringen zu können und Eltern, die mehrere Kinder haben, hätten nicht das Problem, ihre Sprösslinge zu verschiedenen Orten bringen zu müssen.

Außerdem bräuchte man in gemischten Häusern weniger Personal. »Mir ist klar, dass wir keine zusätzlichen Kindergartenplätze brauchen, wir könnten KiGa-Gruppen aus anderen Einrichtungen in das neue Haus umsiedeln und im Gegenzug Krippengruppen in Kindergärten installieren«, so Mitterer. »Wir brauchen kein weiteres Kinderhaus«, entgegnete Edith Fuchs (CSU). Und dass eine Krippe mehr Personal benötigt, sei nicht wahr, denn die Eltern bestimmten mit ihrer Buchung den Betreuungsschlüssel, und der liege derzeit bei 1:10,5, das heißt ein Betreuer auf zehn Kinder.

Für ein reines Krippenhaus spreche außerdem, dass man dieses Haus mit größeren Räumen ausstatten könnte als eigentlich nötig, so dass später eine andere Nutzung des Hauses möglich sei. Die Frage von Mitterer, ob das Krippenhaus auf dem Breitenbach-Grundstück an der Primelstraße realisiert werden könnte, verneinte der Bürgermeister. »Wir haben das nachgeprüft, aber das Testament des verstorbenen Grundstückeigentümers steht uns im Weg. 30 Jahre lang darf hier nichts gebaut werden.« Georg Reitsberger (FW) warf ein, man solle auch den Standort am Jugendzentrum prüfen, hier gehöre der Grund ebenfalls der Gemeinde, die Lage sei verkehrsgünstig und es gäbe keine unmittelbare Wohnbebauung. Allerdings favorisiert die Gemeinde das Grundstück als möglichen Standort für ein neues Hallenbad.

Niedergesäß plädierte dafür, bis zur Mai-Sitzung zu einer Entscheidung zu gelangen. »Wir haben keine Zeit mehr. Zum einen gibt es jedes Jahr etwa 60 Familien, die einen Krippenplatz brauchen, zum anderen läuft die Bundesförderung für Krippen im Jahr 2013 aus.« Mit 70 Prozent bezuschusst der Bund derzeit den Ausbau von Krippenplätzen. »Im September 2011 könnte die Einrichtung schon fertig sein.« Bei einer Umwidmung von Gruppen zahle der Bund nur 25 bis 30 Prozent der Kosten. Winkler wertete den Standortvorschlag der CSU als »interessant«, bestand aber darauf, dass auch der Grünen-Vorschlag geprüft wird. Ferner ergänzte er seinen Antrag um die Bitte zu überprüfen, inwieweit die Errichtung eines Kinos mit VHS und Musikschule effizient sei. »Das Grundstück ist strategisch viel zu wichtig, um es aufzugeben und unter Wert zu verkaufen.«

»Es gibt einen Beschluss zu dem Verkauf des Grundstücks, also brauchen wir den Antrag der Grünen nicht einmal zu prüfen«, entgegnete Niedergesäß ablehnend. Schließlich stellte der Bürgermeister den Antrag auf einen Grundsatzbeschluss, ob auf dem Bayerlein-Grundstück ein reines Krippenhaus gebaut werden soll. Der Antrag wurde mehrheitlich gegen neun Stimmen der SPD und Grünen angenommen.

S. Föll

Artikel vom 08.04.2009
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