»Integration ist keine Einbahnstraße«

Unterhaching · Mehr Verständnis füreinander

Ali Danabas ist der Integrationsbeauftragte des Landkreises. Foto: LA

Ali Danabas ist der Integrationsbeauftragte des Landkreises. Foto: LA

Unterhaching · »Seit ich mein Amt angetreten habe, ist mir bewusst geworden, dass man erst einmal Verständnis füreinander schaffen muss, bevor man mit gemeinsamen Projekten beginnen kann«, ist sich Ali Danabas gewiss. Deshalb setzt der 38-Jährige vermehrt auf intensive Öffentlichkeitsarbeit und will damit Vorurteile abbauen:

Seit rund einem Jahr ist er als Integrationsbeauftragter für den Landkreis München tätig. Der mit einer Deutschen verheiratete, zweifache Familienvater stellte seine Arbeit jüngst dem Gemeinderat in Unterhaching vor.

»Ich bin in der Millionenstadt Ankara geboren und habe deshalb keinen Kulturschock erlitten, als ich nach Deutschland kam«, scherzt Danabas. Damals war er neun Jahre alt, und seine Familie zog nach Lippstadt in Westfalen. »So hatte ich gleich eine Gemeinsamkeit mit Karl-Heinz-Rummenigge und Erzbischof Reinhard Marx – die auch von dort stammen«, berichtet der Integrationsbeauftragte humorvoll.

In diesem Umfeld also habe seine Sozialisation stattgefunden. Seit 1993 besitzt der 38-Jährige die deutsche Staatsbürgerschaft, ist seit vier Jahren in Unterföhring zu Hause. Danabas studierte in Münster unter anderem Philosophie, Politik und Germanistik, ist Buchautor, diplomierter Bildhauer und Journalist.

Seit dem 17. März letzten Jahres ist Danabas als Integrationsbeauftragter für den Landkreis München tätig, mit 316.531 Einwohnern der bevölkerungsreichste Bayerns. »In dieser Zeit habe ich schnell gemerkt, dass ich meine Netzwerkarbeit umstellen muss«, erläutert er. Sein Konzept sei anfangs ausgelegt gewesen wie für eine große Stadt, nicht für einen Landkreis mit 27 Gemeinden und zwei Städten. So habe er also umgedacht. Das Ergebnis zeigt erste, zarte Erfolge: »Ich bin dabei, Kompetenzteams in den Gemeinden zu gründen, mit denen ich direkt über die Probleme vor Ort sprechen und mit denen ich gezielt an Projekte herangehen kann«. In Unterhaching fand der Integrationsbeauftragte in der Gemeinderätin Inci Ahmad (SPD) eine kompetente Ansprechpartnerin für seine Sache: »Sie ist eine der wenigen Politikerinnen mit Migrationshintergrund, und eine hervorragende Vermittlerin zwischen den Kulturen«. Man sollte sie deshalb so behandeln wie eine kostbare chinesische Vase. Er betreibe zur Zeit Ursachenforschung, um zu erkunden, warum sich so wenig Menschen mit Migrationshintergrund in der Politik engagieren. Als vorrangiges Ziel noch in der ersten Hälfte des Jahres plant Danabas ein Treffen vieler Aktiver aus den unterschiedlichsten Institutionen. »Es ist wichtig, dass sich alle kennenlernen, um gezielt an wichtigen Problemstellungen arbeiten zu können«, erläutert Danabas. »Ich möchte hier im Landratsamt München eine Plattform für Gespräche und Projekte bieten«, so Danabas.

Es habe sich in der Vergangenheit gezeigt, das bunte Folklorefeste zwar nett und gesellig, aber in den meisten Fällen eben nicht nachhaltig waren. Man müsse an der Basis anfangen, um Vorurteile, Sorgen und Ängste abzubauen und Vertrauen zwischen den Kulturen zu schaffen.

»Integration ist keine Einbahnstraße. Ich habe gemerkt, dass der Wille zum gegenseitigen Verstehen auf beiden Seiten vorhanden ist«, betont Ali Danabas. Man müsse nur den ersten Schritt wagen.

Institutionen, Nachbarschaftshilfen oder Vereine, die mit Ali Danabas in Kontakt treten möchten, erreichen den Integrationsbeauftragten im Landratsamt München unter der Rufnummer 62 21 25 63.

K. Kohnke

Artikel vom 25.03.2009
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