Lokale Themen unter den Tisch gefallen – Enttäuschung bei Besuchern

Trudering · Diskussion: Bildung auf dem Prüfstand

Bis auf den letzten Platz voll war die Infoveranstaltung, mit Kritik wurde nicht gespart. Foto: Kohnke

Bis auf den letzten Platz voll war die Infoveranstaltung, mit Kritik wurde nicht gespart. Foto: Kohnke

Trudering · »Da sieht man, was die Menschen in diesem Land wirklich bewegt, nämlich die Bildungspolitik«, begrüßte der CSU-Landtagsabgeordnete Markus Blume Eltern, Lehrer und mehr als 20 Schulleiter im Saal des Gasthauses Obermaier, der bis auf den letzten Platz besetzt war. Es ging um die Zukunft der Kinder, der Schüler: Bildung auf dem Prüfstand. Zur Diskussion über »Aktuelle Schulthemen im Münchner Osten« war Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle nach Trudering gekommen.

Der Abend wurde lang – so lang wie manche Gesichter. Es wurde diskutiert, applaudiert, gebuht. So richtig zufrieden ging später wohl niemand nach Hause, freilich auch nicht der Minister, der manche unschöne Wahrheit zu hören bekam. Schulalltag zum Greifen nah, von der Basis direkt auf den Tisch des Hauses. Es war deutlich zu spüren: Im Thema steckt Herzblut und Engagement, Zorn und Unverständnis.

Gekommen zu der CSU-Veranstaltung waren ebenfalls der örtliche Stadtrat Dr. ­Georg Kronawitter, Stadträtin Beatrix Burkhardt und ­Dr. Stephanie Hentschel, die Vorsitzende des Truderinger Bezirksausschusses. Sie alle überließen das Parkett in der Hauptsache jedoch dem Minister sowie Markus Blume. Ein ganzes Themenbündel hatte der Landtagsabgeordnete für die Diskussion ausgearbeitet – vieles kam aus Zeitgründen wenig oder gar nicht erst zur Sprache. Etwa die Mängel an der Bausubstanz von Schulen und veraltete Sanitäranlagen. Oder die Sport- und Freizeitstätten im Münchner Osten, die Zukunft der städtischen Orientierungsstufe, die Rolle von Privat- und Hauptschulen. Andere Themen dagegen wären allein schon abendfüllend gewesen: etwa der Übergang von der vierten Grundschulklasse auf weiterführende Schulen.

»Wir verschaffen den Kindern nur noch Eintrittskarten und bringen ihnen nichts mehr bei«, bemängelt eine Grundschullehrerin den Leistungsdruck, der auf Schulkinder, Lehrer und Eltern gleichermaßen wirkt. Ein Mitspracherecht für Eltern forderte eine andere Pädagogin: »Lehrer und Eltern stehen sich ja jetzt wie Feinde gegenüber«. Dazu Spaenle: »Eltern werden mehr Mitspracherecht bekommen«.

Weiterhin sollen auch Gelenkklassen, eine begrenzte Proben-Anzahl und getrennte Lern- und Prüfphasen den Druck von den Kindern nehmen. »Die Maßnahmen sind zum Ende des Schuljahres 2009/2010 geplant«, so der Minister.

Ein weiteres heißes Eisen: die Situation des ersten G8- sowie des letzten G9-Jahrganges, die 2011 zeitlich parallel enden. Es gelte jetzt, zwei Oberstufen in drei Jahrgängen mit einem Höchstmaß an Studierfähigkeit auszustatten, unterstrich der Minister. Zwei Oberstufen-Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums und des Werner-von-Siemens-Gymnasiums jedoch berichteten übereinstimmend von der verheerenden Fächerauswahl an ihren Schulen. »Es werden doch Ingenieure und Informatiker gebraucht, an der Schule meines Sohnes ist es aber so, dass im naturwissenschaftlichen Zweig außer Biologie nichts mehr angeboten wird«, berichtete eine Mutter fassungslos.

Vieles sei letztlich eine Frage des Budgets, erklärte Spaenle. Er habe alle Gymnasien in Bayern um eine Modellbudgetierung gebeten, erst dann könne er den tatsächlichen Bedarf der Schulen ermitteln.

»Es war die Idee dieses Abends, dass der Minister diese gesamten Eindrücke mitnimmt«, schloss Markus Blume. Man müsse anerkennen, dass er sich der Diskussion so intensiv gestellt habe. Noch vor der Veranstaltung hatte sich Dr. Spaenle den Platz des zukünftigen Truderinger Gymnasiums angeschaut. Hauptkritikpunkt vieler Truderinger: Die Schule sei »auf Kante genäht«, der Platz viel zu eng.

Dazu sagte Spaenle: »Die Entscheidung ist gefallen«. Aussagen über die Standortwahl stünden ihm nicht zu, kommunalpolitisch sei er hier nicht zuständig. »Wenn man jetzt eine andere Standortwahl trifft, wirft man die Planung um Jahre zurück«. Die Schule würde jetzt gebraucht.

K. Kohnke

Artikel vom 25.03.2009
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