Zehntes Truderinger Ventil ließ lauwarme Luft ab

Trudering · Truderinger Politiker kreuzbrave Leut

Egon Frauenberger und Sepp Gneißl bekamen von Ingo Mittermeier in seiner Funktion als Kulturhaus-Vereinsvorsitzender je eine Brezn mit Pumpe.  Foto: Föll

Egon Frauenberger und Sepp Gneißl bekamen von Ingo Mittermeier in seiner Funktion als Kulturhaus-Vereinsvorsitzender je eine Brezn mit Pumpe. Foto: Föll

Trudering · Bunt gemischt, Rot und Schwarz, CSU-Landtagsabgeordneter Markus Blume vis á vis von seinem SPD-Kollegen Markus Rinderspacher, Stadt-rat Helmut Schmid (SPD) neben seinem Kollegen Hans Podiuk (CSU) – so saß die örtliche Politprominenz beim zehnten Truderinger Ventil im Kulturzentrum und wartete darauf, »derbleckt« zu werden.

Den »Saratoga-Seven« sowie der bayerischen Liedermacherin Michaela Dietl und ihren Quetschnweibern gelang es zumindest streckenweise die nervöse Stimmung etwas zu entkrampfen, auch wenn man den Song von Dietl »Shame On Me« als gewisse Vorbotschaft hätte verstehen können.

Der erste Satz roter Ohren ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten, nachdem sich der scheinheilige Bruder Josef alias Sepp Gneißl hinter seinem Rednerpult postiert hatte. Er ging an Markus Rinderspacher, der schmerzlich an sein Aufsehen erregendes Atommeiler-Wahlplakat im Sommer erinnert wurde. »Vergib ihm, denn er wusste nicht, was er tat«, bat Bruder Josef und stellte im gleichen Atemzug fest, dass Podiuk sehr wohl wusste, was er tat, als er die Straße »Von Trotha« in »Herero« umbenannte und eine Welle losgetreten habe, denn »Ruhm wird immer mit dem roten Saft der Opfer errungen«, man denke nur an Wallenstein, Napoleon, Graf Timm und viele andere. Wollte man alle Straßennamen der Helden ändern so bräuchte man eine neue Behörde, eine amtlich reale Straßennamen-Realisierungs- und Umbenennungsbehörde – oder so ähnlich. »Es lebe die Bürokratie!«

In Abwesenheit bekam auch Herbert Danner (Grüne) sein Fett weg, derjenige, der sich um die Steuergelder seiner Mitbürger sorgt, weil er Zweifel an der Notwendigkeit einer Hebebühne für das Kulturhaus hegte. »Ja, soll der Hausmeister denn mit dem Lasso aufsteigen und die Glühbirnen austauschen?«, fragte Bruder Josef und gab zu bedenken, dass es heutzutage kaum Ersatz für klettertüchtige Hausmeister gäbe.

Dr. Georg Giftens alias Kronawitter hingegen war anwesend und der schwarze »ehemalige Bürgermeister von Trudering« und jetzige Stadtrat musste sich sagen lassen, dass kürzlich seine rote Mütze für Verwirrung gesorgt habe. Damit ginge er glatt als »Pfeifer-Vorstand vom Truderinger Bahnhof« durch, zumindest habe sie Signalwirkung gehabt.

»Denke Rot, handle Schwarz« laute das Motto des ehemaligen Landtagsabgeordneten Hermann Memmel (SPD), der immer noch die Fäden im Hintergrund ziehe und im Gegensatz zu Oberbürgermeister Christian Ude rechtzeitig für Nachfolger gesorgt habe. Beispielsweise mit seinem politischen Ziehsohn Rinderspacher oder Ingo Mittermeier, der sich »still und leise nach oben getrippelt hat«, bis zum Sprecher für Umwelt- und Verkehrspolitik, also der erste Schritt zum Staatsminister. Auch CSU-Kollege Heinrich Traublinger habe sich aus seinem »Rekrutenballett« den Nachwuchs gezogen und sehe in Blume sein »Obamerl« heranwachsen. Aber so richtig vom Leder ziehen konnte Gneißl in seiner Rede, die bekanntermaßen von Egon Frauenberger verfasst wurde, nicht, denn wie er schon eingangs bemerkte, seien die Truderinger Politiker ja »kreuzbrave leut«, mit Familien und ehelichen Kindern, anders als die hohen Tiere in der Landes- oder Bundespolitik, die teilweise von ihren Sekretärinnen sogar Gehorsam auf dem Schreibtisch verlangten.

Und so kamen die Truderinger mit einem hellblauen Auge davon und niemandem blieb der Schweinebraten, den das neue Wirtspaar des Kulturhaus-Bistros Belinda und Ricardo Nigro erstmals servierte, im Hals stecken.

Sybille Föll

Artikel vom 25.03.2009
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