Stadtteilparlament fordert neues Verkehrskonzept in der Augustenstraße

Maxvorstadt · Mehr Platz für Passanten!

Schön, dass die Einkaufsmeile Augustenstraße so belebt ist, findet Martha Hipp vom BA 3. Ein neues Verkehrskonzept soll für Ordnung sorgen.	Foto: js

Schön, dass die Einkaufsmeile Augustenstraße so belebt ist, findet Martha Hipp vom BA 3. Ein neues Verkehrskonzept soll für Ordnung sorgen. Foto: js

Maxvorstadt · Der Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3) will die Stadt dazu auffordern, ein neues Verkehrskonzept für die Augustenstraße zu entwickeln. Dies beschloss das Stadtteilparlament auf seiner jüngs­ten Sitzung in der vergangenen Woche. Favorisiertes Modell der Lokalpolitiker ist der sogenannte »Shared Space«, eine Regelung, bei der verschiedene Verkehrsteilnehmer Flächen gleichberechtigt nutzen dürfen.

Aus Sicht des Planungsreferates eignet sich ein derartiges Pilotprojekt nur für wenig frequentierte Straßen. Und das trifft auf die Augustenstraße wirklich nicht zu.

»Für Fußgänger ist in der Augustenstraße zu wenig Platz«, kritisierte Martha Hipp (Grüne). Aufgrund der zahlreichen Freischankflächen und Geschäfte sei zu erwarten, dass sich das rege Treiben dort weiter verstärken werde. Dies dürfe durch den Autoverkehr nicht verhindert, sondern müsse vielmehr gefördert werden. »Mehr Kommunikation im öffentlichen Raum ist erwünscht«, sagte Hipp. Daher müsse die Verwaltung für die Einkaufsmeile im Herzen des Viertels ein neues Verkehrskonzept entwickeln. In einem offiziellen Antrag schlugen die Grünen vor, in der Augustenstraße einen »Shared Space« einzurichten. Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff »geteilter Raum«, im verkehrsrechtlichen Sinne steht er für ein Konzept, bei dem sich Fußgänger, Rad- und Autofahrer gleichermaßen auf der Fahrbahn fortbewegen dürfen. »Ich halte das verkehrswissenschaftlich für sehr interessant«, sagte BA-Chef Oskar Holl (SPD). Das Modell stamme wie die Spielstraße ursprünglich aus den Niederlanden und werde dort sowie in einigen norddeutschen Kommunen wie etwa Oldenburg bereits seit Jahren praktiziert.

Einzigartig an dem Konzept sei die Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer, erklärte Michael Bärmann (Grüne). »Bei der Fußgängerzone haben die Fußgänger Priorität, bei der Spielstraße die Kinder«, sagte er. Beim »Shared Space« hingegen gebe es keinerlei Vorrechte für eine bestimmte Gruppe. »Es hat sich gezeigt, dass dies zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme führt«, berichtete er. Verkehrsschilder und Regelungen würden dadurch überflüssig. Auch Silvia Schibalski (FDP) befürwortete den Vorstoß der Grünen, räumt aber ein: »Ganz ohne Vorschriften funktioniert Verkehr in Deutschland nicht, dafür sind wir zu rechthaberisch.« Allerdings habe der Kreisverkehr gezeigt, dass die Reduzierung von Reglementierungen Verbesserungen bringe. »Wo früher Stau war, fließt der Verkehr jetzt wieder«, sagte sie.

Einwände hatte lediglich Sigrid Mathis (SPD). Seit der Einführung des Parklizenzgebiets habe sich die Situation in der Augustenstraße entspannt, sagte sie. Ihre Befürchtung: »Neue Änderungen verschlechtern die Lage vielleicht wieder.« Insgesamt plädierte das Gremium jedoch fraktionsübergreifend für den Vorschlag. Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen, gegen das Vorhaben stimmten lediglich Mathis und Marcel Schnell (CSU).

Das Planungsreferat indes steht dem Projekt skeptisch gegenüber. »So etwas funktioniert nur auf wenig befahrenen Straßen«, sagte Sprecher Thomas Vogel. Im vergangenen Frühjahr hatte die SPD in Vaterstetten bereits versucht, »Shared-Space-Zonen« in einer Straße einzuführen, um das tägliche Verkehrschaos dort zu beenden. Dort ist das Vorhaben allerdings gescheitert, da sich die Gemeinde jetzt für eine Einbahnstraßenregelung als beste Lösung entschieden hat. Julia Stark

Artikel vom 24.03.2009
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