Bürger wollen ländlichen Charakter erhalten

Höhenkirchen-Siegertsbrunn · Gewerbe unerwünscht

Dr. Jens Hoogen, Sprecher der Bürgerinitiative »Siedlung Am Hart«, gibt auf der jüngsten Mitgliederversammlung einen Lagebericht. Foto: Schwarz-Mehrens

Dr. Jens Hoogen, Sprecher der Bürgerinitiative »Siedlung Am Hart«, gibt auf der jüngsten Mitgliederversammlung einen Lagebericht. Foto: Schwarz-Mehrens

Höhenkirchen-Siegertsbrunn · Nur ein ländliches Gewerbegebiet, das sich harmonisch ins Landschaftsbild einpasst und so konfliktfrei wie möglich ans Wohngebiet anschließt, möchte die Bürgerinitiative »Siedlung Am Hart« vor ihrer Haustüre haben.

Nachdem sie ihr vorrangiges Ziel, nämlich die Verlagerung des neuen Gewerbegebiets auf eine andere Fläche, nicht erreichen konnte, kämpft sie jetzt dafür, dass wenigstens ein Premium-Gewerbegebiet mit ländlichem Charakter entsteht. Seit im Februar die Festlegungen des Bebauungsplanentwurfs für ein ländlich angedachtes Gewerbegebiet vom Bauausschuss als zu einschränkend kritisiert worden waren, befürchtet die Bürgerinitiative das Schlimmste.

Sabine Hoogen, Mitbegründerin der Bürgerinitiative, fasst die Sorgen der Anwohner zusammen: Ein »richtiges Gewerbegebiet«, von dem während der Sitzung immer wieder gesprochen worden sei, das wolle man auf keinen Fall. »Wir hätten mit dem Bebauungsplanentwurf, den Gerd Stärk vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München vorgelegt hat, grundsätzlich leben können.«

Wir, das sind die 66 Mitglieder der Bürgerinitiative »Siedlung Am Hart«, die sich im März 2008 als lose Vereinigung gegründet hat und deren Sprecher Dr. Jens Hoogen ist. Rund 20 Mitglieder bilden den aktiven Kern. Um sich mehr Gehör in der Öffentlichkeit zu verschaffen, wandte sich die Initiative an die Presse mit einer schriftlichen Stellungnahme zur Bauausschusssitzung und einer Einladung zu ihrer Versammlung Anfang März im Egmatinger »Tannenhof«.

Dort war zu hören, dass die Neuaufstellung und Überarbeitung des Flächennutzungsplans in den 90er Jahren den meisten Anwohnern entgangen war.

Die Bürgerinitiative versucht nun seit ihrer Gründung, an den Planungen noch zu rütteln oder zumindest den Schaden zu begrenzen, den sie mit dem Gewerbegebiet auf sich zukommen sieht. In der nächsten Sitzung des Bauausschusses will sie ihre Anliegen erneut den Gemeinderäten vortragen.

Vor allem aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage hält die Bürgerinitiative den Bedarf für das Gewerbegebiet »Am Hart« für fraglich. Zumal es im nur einen Steinwurf entfernten Industriegebiet Hohenbrunn eine hohe Leerstandsrate gäbe.

Ein Gewerbegebiet neben einem Wohngebiet sei eine sensible Angelegenheit. Dabei sei es nicht verständlich, dass die Gemeinde kein Gewerbegebiet nahe der Wohngebiete im Norden von Höhenkirchen haben wolle, aber ein Gewerbegebiet direkt neben der »Siedlung Am Hart« realisiere. Jetzt sieht die Bürgerinitiative den ländlichen Charakter des Gewerbegebiets »Am Hart« gefährdet. Nach den Worten von Sabine Hoogen lässt schon der vorliegende Planentwurf zu wenig Sicht- und Lärmschutz befürchten sowie viel Verkehr auf der Zufahrtsstraße zum Wohngebiet, über die auch das Gewerbegebiet erschlossen werden soll.

Hans Kotter, langjähriger CSU-Gemeinderat in Hohenbrunn, sieht eine starke zusätzliche Verkehrsbelastung auf die beiden Kreisstraßen M 24 (Hohenbrunner Straße) und M 11 (Luitpoldstraße) zukommen. Der Äußere Wirtschaftsraum München habe sowohl die Erschließung des Industriegebiets Hohenbrunn als auch die des Gewerbegebiets »Am Hart« geplant. Nach seiner Kenntnis fehlten aber die planerischen Konzepte, um das zu erwartende hohe Verkehrsaufkommen auf beiden Kreisstraßen in den Griff zu bekommen. Bereits jetzt sei die Verkehrsbelastung der Hohenbrunner Dorfstraße enorm.

Auf telefonische Anfrage sagte Bürgermeisterin Ursula Mayer zu den Planungen für das Gewerbegebiet, dass sie einen ländlichen Charakter befürworten würde. Das sei ihre Idee gewesen, die sie dem Planer zur Vorgabe gemacht habe. Der Planer habe zudem alle eingegangenen Stellungnahmen und Wünsche, auch die der Anwohner »Am Hart«, nach Möglichkeit berücksichtigt. Jetzt sei es Sache des Gemeinderats, Änderungen vorzunehmen. Wie ein ländliches Gewerbegebiet aussehen könne, dafür biete Egmating ein gelungenes Beispiel.

Mayer versicherte, dass »Am Hart« das einzige verfügbare Flächenpotential in der Gemeinde ist, um in den nächsten Jahren attraktive Firmen anzusiedeln. Weil am Ort die Arbeitsplätze fehlen und um höhere Gewerbesteuereinnahmen zu erzielen, verwirkliche die Gemeinde jetzt dieses Projekt.

Die Nachfrage sei groß. Fast Dreiviertel der geplanten Fläche sei bereits mit festen Interessenten besetzt.

esm

Artikel vom 11.03.2009
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