Axel Keller wirft wegen EDV-Fragen das Handtuch

Ottobrunn · KKO-Vorsitz vakant

Axel Keller hat mit sofortiger Wirkung seinen Vorsitz des Kulturkreises abgegeben. Entzweit hat er sich mit seinen Vorstandskollegen über die Frage der kostengünstigsten EDV-Ausstattung der Kindereinrichtungen. Foto: nia

Axel Keller hat mit sofortiger Wirkung seinen Vorsitz des Kulturkreises abgegeben. Entzweit hat er sich mit seinen Vorstandskollegen über die Frage der kostengünstigsten EDV-Ausstattung der Kindereinrichtungen. Foto: nia

Ottobrunn · Axel Keller ist nach fast 13 Jahren Amtszeit als Vorsitzender des Kulturkreises Ottobrunn (KKO) zurückgetreten. Der Ottobrunner FDP-Gemeinderat hatte sich mit den übrigen Vorstandsmitgliedern über die EDV-Ausstattung in den Kindertagesstätten des Kulturkreises entzweit. Keller wollte das freie Betriebssystem »Linux« einführen, die anderen an Microsoft festhalten.

»Ich verstehe nicht, warum er sich so auf dieses Thema versteift hat«, sagt Interimsvorsitzende und Kellers bisherige Stellvertreterin Helga Dahl-Dupont. Der KKO, der als Träger auch die Ottobrunner Ballettschule, die Musikschule und die Volkshochschule betreibt, will seine zwölf Kita-Einrichtungen mit einem PC-Arbeitsplatz und einem Verwaltungsprogramm ausstatten. »Hierfür hatte ich einen Paradigmenwechsel gegenüber der bisherigen IT-Infrastruktur des KKO geplant«, sagt Keller, »die Umstellung von Microsoft auf Linux.« Die freie Software garantiere nicht nur Unabhängigkeit von einem einzigen Systemhersteller, sie trage auch zu einer erheblichen Ersparnis bei, da sie kostenfrei zur Verfügung stehe. Die Stadt München habe 1.200 von 12.000 Arbeitsplätzen schon erfolgreich auf Linux umgestellt. Doch dass der Vorstand ihm nicht dabei folgen wollte, sich von Microsoft zu lösen, ist für IT-Fachmann Keller nicht der einzige Grund für seinen Rücktritt gewesen.

Keller stört sich auch daran, dass die Ausstattung und Betreuung der neuen IT-Infrastruktur nicht ausgeschrieben werden soll. Außerdem, moniert er in einer Erklärung, habe die Geschäftsleitung bis zuletzt die EDV-Kosten nicht vollständig vorgelegt. »Leider hat auch der Schatzmeister an der Klärung dieser Aufwände wenig Interesse gezeigt.« Schatzmeister Gerhard Sumper weist die Vorwürfe zurück: »Das stimmt einfach nicht.«

Vielmehr habe Keller die Kosten von Linux nicht richtig eingeschätzt. »Auch bei einem freien Betriebssystem gibt es Kosten für die Betreuung, das hat der Vorsitzende gar nicht berücksichtigt.« Solche verborgene Kosten könne die Stadt München mit ihren IT-Fachkräften abfedern, aber nicht der Kulturkreis Ottobrunn. »Und außerdem hat die Stadt Wien zum Beispiel die Umstellung auf Linux wieder rückgängig gemacht, weil ihr die Kosten davon gelaufen sind.«

Die KKO-Vorstände Karl Heinz Eisfeld, Dahl-Dupont und Sumper verweisen darauf, dass eine Ausschreibung der Betreuung nicht zielführend sei. »Das KKO-Netzwerk läuft unter der jetzi- gen langjährigen Betreuung der Firma Sternberg fehlerfrei und mit allergrößter Akzeptanz.« Gleichzeitig werfen die Vorstandsmitglieder Keller selbst vor, dass er ein Programm für die Verwaltung von Kindertagesstätten entwickeln und »den Vorstand (be)drängen« wollte, »dieses – ohne Wettbewerb – beim Kulturkreis einzuführen«. Dass der Vorstand darauf nicht eingegangen sei, habe Keller womöglich davor bewahrt, sich »einer Art Vorteilsnahme« schuldig zu machen.«

»Unsinn«, entgegnet Keller. Er betont, dass er nie Zeit in Rechnung gestellt habe für die Entwicklung eines eigenen Programms und kritisiert seinerseits, der Vorstand sei »voreingenommen«. Einen Linux-Experten der Stadt München habe er wieder ausladen müssen, weil Eisfeld, Dahl-Dupont und Sumper ihn nicht einmal hätten anhören wollen. »Die Argumente der anderen zeugen von Innovationsfeindlichkeit«, schimpft Keller. Als Diplom-Informatiker sei er Experte für IT-Lösungen. Den Vorwurf des Vorstands, wegen eines Nebenschauplatzes und einer Detailfrage zurückgetreten zu sein, lässt Keller nicht gelten. »Das ist eine Grundsatzfrage, ich bin von der Linux-Lösung überzeugt und habe lange genug angekündigt, dass ich das zur Vertrauensfrage mache.«

Dahl-Dupont ist dennoch der Ansicht, dass der Rücktritt nicht nötig gewesen wäre. Auch Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), der ebenfalls im Vorstand des KKO sitzt, bedauert Kellers Abgang. Er könne jedoch die Ablehnung einer Systemumstellung des geschäftsführenden Vorstands verstehen. Die Nachwahl des Vorsitzenden findet am 27. April statt, Kandidaten für die Nachfolge Kellers stehen noch nicht fest.

nia

Artikel vom 11.03.2009
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