Behindertengerecht und mehr

Brunnthal · Neues Konzept

Brunnthal · Es gibt Situationen und Schicksalsschläge, die einen Umzug nötig machen wie durch Alter, Krankheit oder auch Nachwuchs und die Gründung einer eigenen Familie. Bastian Destler kennt diese Situationen aus eigener Erfahrung. Sein Freund ist bei einem Autounfall verunglückt und seitdem gelähmt.

Seine Großeltern waren beide im Alter körperlich stark beeinträchtigt und bedurften besonderer Pflege. Aus diesen Erfahrungen heraus hat der Brunnthaler zusammen mit seiner Schwester Andrea Destler und seinen Eltern ein Konzept entwickelt, wie Menschen in schwierigen oder auch neuen Lebensphasen trotzdem in gewohnter Umgebung – sprich in Brunnthal – wohnen können. »Flexibles Wohnen in gewohnter Umgebung« heißt das Konzept, das der rührige Elektrotechnikermeister unlängst dem Brunnthaler Gemeinderat vorgestellt hat. Das von der Familie geplante Areal ist wie ein Aussiedlerhof gestaltet und auf insgesamt 30 Wohneinheiten angelegt. Es gibt ein Haupthaus und zwei Nebengebäude, durch ein zentrales Treppenhaus mit Lift sind alle Wohneinheiten barrierefrei zugänglich und sollen mittels regenerativer Energieformen bewirtschaftet werden. »In Brunnthal gibt es fast nur Doppelhaushälften. Das ist ein Problem für ältere oder gehandicapte Menschen«, erläutert Destler den Hintergrund seines Plans. Einige ältere Bekannte und Kunden mussten Brunnthal deshalb bereits verlassen. Für ihn besteht deshalb gerade in seiner Heimatgemeinde Handlungsbedarf. »Brunnthaler bauen für Brunnthaler«, lautet sein Motto für das soziale Wohnprojekt.

Der Gemeinderat und die Bürger, denen er von seinen Plänen berichtet hat, reagierten alle positiv. »Das hat Charme – besonders auch für ältere Mitbürger«, sagte Bürgermeister Stefan Kern. Doch der Plan der Familie Destler hat einen Haken. Sein Grund, auf dem Destler den Gebäudekomplex errichten will, liegt außerhalb der Ortsgrenze an der Flurstraße und ist momentan noch ein Feld. Bauen im Außenbereich ist bekanntermaßen baurechtlich sehr kompliziert, da Sondergenehmigungen und Änderungen von Flächennutzungsplänen nötig werden. »Aber wenn ich einen anderen Bauplatz kaufen muss, kann ich das Projekt finanziell nicht mehr stemmen«, sagt Destler, der nur dieses Grundstück besitzt. Ums Geld geht es ihm, nach eigenen Worten, nicht. Die Wohnungen plant er zu ortsüblichen Quadratmeterpreisen zu vermieten.

Die Organisation und Verwaltung der Anlage wird hauptsächlich seine Schwester Andrea stemmen, eine Soziologiestudentin. Er selbst will sich von Berufs wegen um die Technik kümmern. In dem Areal selbst erhofft sich die Familie Destler ein Zusammenleben, das wie Nachbarschaftshilfe funktioniert. Jung und Alt, Gesund und Krank sollen sich gegenseitig unter die Arme greifen. Soweit die Theorie. Jetzt ist es am Gemeinderat der Familie Destler mitzuteilen, ob und wann ihr Projekt zu realisieren ist. »Ich hoffe, dass man sich Gedanken macht, wie man das Projekt umsetzen und trotzdem keinen baurechtlichen Präzedenzfall schafft«, erklärt Destler, der innerhalb des kommenden halben Jahres wissen muss, ob er die Planungen weiter vorantreiben kann oder nicht. »Wir machen das aus Leidenschaft und Idealismus«, bekennt Destler, der schon viel Arbeit in die Planungen investiert hat.

ekg

Artikel vom 04.03.2009
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