Palliative-Care im Klinikum Harlaching auf neuen Wegen

Harlaching · In Würde sterben

Auf der Palliativ-Station im Krankenhaus Harlaching soll den Patienten das Leben so angenehm wie möglich gemacht werden. Fotos: Klinik

Auf der Palliativ-Station im Krankenhaus Harlaching soll den Patienten das Leben so angenehm wie möglich gemacht werden. Fotos: Klinik

Harlaching · Die palliative Betreuung von Patienten mit unheilbaren Erkrankungen hat sich in Deutschland zunehmend entwickelt und stellt eine Verbesserung der Versorgung dar. Das Tumorzentrum München-Süd des Städtischen Klinikums München veranstaltet am Mittwoch, 11. März, von 17.00 bis 20.30 Uhr im Hörsaal des Krankenhauses für Naturheilweisen auf dem Gelände des Klinikums Harlaching, Sanatoriumsplatz 2, ein Symposion zum Thema »Palliative-Care auf neuen Wegen«.

Palliative-Care komme, so die Experten in Harlaching, noch überwiegend unheilbar kranken Tumorpatienten zu gute, bei den meisten anderen nicht heilbaren Leiden bestünde aktuell noch zu wenig Verständnis dafür, dass palliative Behandlungsansätze gerade auch diesen Menschen für die verbleibende Lebenszeit mehr Lebensqualität ermöglichen. Experten schätzen, dass bereits innerhalb des nächsten Jahrzehntes bis zu 50 Prozent der Patienten, die palliativ betreut werden, Nicht-Tumorpatienten sein werden. Das Symposion wird die Herausforderungen beleuchten, die diese schweren Erkrankungen wie fortgeschrittene Herz- oder chronische Lungenerkrankungen an Palliative-Care stellen. Das Symposion beginnt mit einem Vortrag über »Palliative-Care für nicht onkologisch Erkrankte« von Dr. Bernd Alt-Epping, Oberarzt der Palliativstation Georg August Universität Göttingen. Danach zeigt Dr. Hans Pohlmann, Oberarzt der Palliativstation in Harlaching, Aspekte zu Palliative-Care bei fortgeschritten COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease, zu Deutsch: Chronisch obstruktive Lungenerkrankung)-Kranken auf. »COPD ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland.

Jedes Jahr sterben etwa 22.000 Menschen an der Krankheit«, berichtet der Experte. Unter dem Titel »Leben bis zuletzt – Erfahrungsbericht einer Angehörigen« liest Medizinjournalistin Dr. Petra Thorbrietz aus ihrem Buch, indem sie beschreibt, wie sie den Verlust ihres Mannes erlebt hat. Im Anschluss daran folgt der Vortrag »Philosophieren heißt Sterben lernen – Vom Trost des philosophischen Denkens« von Dr. Celina von Besold. Katja Goudinoudis referiert über Spezialisierte Palliativ-Versorgung, wie es sie in naher Zukunft an möglichst allen Kliniken geben soll. Auch die Palliativ-Station des Harlachinger Krankenhauses muss sich auf den neuen Weg der Palliative-Care einstellen. Die Palliativ-Station der Abteilung für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin bietet Betroffenen mit einer nicht mehr heilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung Schmerz- und Symptomlinderung. Sie sorgt für eine ganzheitliche Betreuung in der letzten Phase des Lebens. Ein eingespieltes Team von Pflegekräften, Ärzten, Psychologen, Seelsorgern und ehrenamtlichen Mitarbeitern ermöglicht die Verbesserung oder Erhaltung der Lebensqualität und ein beschwerdefreies Leben bis zuletzt. Mit zehn Betten, in denen jedes Jahr etwa 300 Patienten betreut werden, ist die Station in Harlaching eine der kleineren, aber dafür eine der ältesten in München.

Seit 1997 konnten die Krankenhausmitarbeiter hier Erfahrungen sammeln und wissen daher sehr genau, worauf sie achten müssen, wenn die Patienten bei ihnen ihren letzten Gang antreten. Im Schnitt kümmern sich 12,5 Krankenschwestern um die Patienten. »Das scheint auf den ersten Blick sehr viel, aber wir haben einen hohen Anspruch und sind keine Sparversion«, erklärt Dr. Hans Pohlmann, Oberarzt der Palliativ-Station. Durch die Veränderungen im Bereich der Palliative-Care kommen aber auch auf die geübten Kräfte in Harlaching neue Herausforderungen zu. »Besonders im Bereich der Entscheidungsfindung wird es für uns schwieriger«, ist sich Pohlmann sicher. Vielen Tumorpatienten wird nach einer langen Leidensgeschichte klar, dass sie Palliative-Care in Anspruch nehmen wollen. »Bei anderen unheilbaren Krankheiten geht es oft Auf und Ab« erklärt Pohlmann, dann sei es wesentlich schwieriger, sich dafür zu entscheiden, lebensverlängernde Maßnahmen einzustellen und sich auf den Tod vorzubereiten.

Wie sie den Patienten bei solch schwierigen Entscheidungen zur Seite stehen können, müssten die Angestellten der Palliativ-Station selbst erst noch lernen. Unterstützt werden sie übrigens von zwei ehrenamtlichen Helfern des Christophorus Hospiz Vereins, der auch ganz entscheidend dazu beigetragen hat, die Station aufzubauen. Die Geschäftsführerin des Vereins Angelika Westrich erklärt, dass die Ehrenamtler direkt und ausschließlich für die Patienten da sind und sich weit über die normalen Aufgaben des Klinikpersonals um sie kümmern. Gerne würde sie auch die Ärzte und Schwestern mehr bei ihrer Arbeit unterstützen, das sei rechtlich aber nicht möglich. Als die Palliativ-Versorgung noch in den Kinderschuhen gesteckt hat, sei das anders gewesen. In dieser Zeit unterstützte der Verein die Klinik auch finanziell und schulte das Personal, dass in diesem neuen Aufgabenbereich völlig unerfahren war. Allerdings sei die Zusammenarbeit trotz der juristischen Barrieren weiterhin gut, freut sich Westrich.

Oft übernimmt der Hospizverein Patienten von der Palliativ-Station in seine Einrichtung oder überweist sie umgekehrt nach Harlaching. Denn nur etwa zwei Drittel der Patienten bleiben auch wirklich bis zu ihrem Ableben in der Klinik. Wenn sich der Zustand eines Patienten bessert und er nicht mehr ununterbrochen auf umfassende medizinische Versorgung angewiesen ist, wird er oft wieder in ein Pflegeheim oder Hospiz überwiesen. »In der Regel sind die Patienten höchstens zwei bis drei Wochen bei uns«, berichtet Pohlmann. In dieser Zeit versuchen er und sein Team, den Kranken ihr Leiden so erträglich wie möglich zu machen. Weitere Informationen zur Palliativ-Versorgung am Klinikum Harlaching bekommt man unter Tel. 62 10 28 49.

qs

Artikel vom 04.03.2009
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