Junge Integration leistet Hilfe zur Selbsthilfe

Taufkirchen · Sprache als Schlüssel

Karin Jesse und Daniel Meier leiten die Junge Integration in Taufkirchen, die seit kurzem neue Sprachkurse anbietet. Foto: Schunk

Karin Jesse und Daniel Meier leiten die Junge Integration in Taufkirchen, die seit kurzem neue Sprachkurse anbietet. Foto: Schunk

Taufkirchen · Verständnis setzt Verstehen voraus. Beim Versuch einer interkulturellen Verständigung ist das gegenseitige Verstehen aber leider nicht immer selbstverständlich. Gerade für Frauen aus Familien mit Migrationshintergrund ist es besonders schwer Deutsch zu erlernen.

Während die Kinder im Kindergarten und in der Schule oft schnell und mühelos Deutsch annehmen und die Männer in der Arbeit täglich mit der neuen Sprache konfrontiert werden, bleiben die Frauen oft im häuslichen Umfeld. Auch nach Jahren sprechen viele noch kaum Deutsch, sind oft nicht einmal in der Lage allein zum Arzt zu gehen. Dass dies nicht so sein muss, beweist die Arbeit der Jungen Integration, die seit 2006 in der Taufkirchner Grundschule »Am Wald« tätig ist. Das Angebot unter dem Dach des Kreisjugendrings München bietet nicht nur Hausaufgabenhilfe, Freizeitangebote und Infoveranstaltungen in Deutsch und Türkisch, sondern erteilt auch regelmäßig Deutschkurse für Frauen. Die bisherigen Anfängerkurse waren so erfolgreich, dass nun seit kurzem ein Deutschkurs für Fortgeschrittene angeboten wird. Wie auch der Anfängerkurs, findet der Fortgeschrittenen-Kurs regelmäßig vormittags in der Grundschule statt. Zur Infoveranstaltung für den neuen Kurs kamen etwa 15 Frauen und nahmen am Einstufungstest teil, berichtet Daniel Meier, der hier seit zwei Jahren als Sozialpädagoge arbeitet.

Manche der interessierten Frauen brauchen allerdings erst einmal einen Anfängerkurs, wieder andere eine Alphabetisierung. Für letztere wurden die Frauen an die Volkshochschule (VHS) weiter empfohlen, wo die Junge Integration während des VHS-Unterrichts der Mütter eine Kinderbetreuung anbietet. Für Meier ist es aber nicht nur das Erlernen der Sprache, das die Kurse so besonders macht. »Es passiert viel Soziales«, erklärt er. Besonders beeindruckt ihn »Die hohe Solidarität der Frauen, die über die Kulturen hinweg entstanden ist«. In den Kursen begegnen sich Frauen aus Afghanistan und der Türkei, dem Kongo und Ghana, dem Iran und Irak und anderen Ländern mehr. »Ich finde es toll, dass die Frauen sich untereinander so austauschen. Inzwischen ist ein richtiges Selbsthilfe-Netzwerk entstanden«, berichtet Meier. Die Kursteilnehmerinnen tauschen Rezepte und Erziehungstipps und unterstützen sich sogar mit Lebensmitteln, wenn es bei einer Familie mal knapp wird. Vor allem aber wächst die Selbstständigkeit der Frauen. Aus eigener Initiative wollen mehrere Frauen nun sogar eine Deutsch-Konversationsgruppe gründen, um Themen aus den Kursen nochmals zu vertiefen.

Andrea Pietsch

Artikel vom 04.03.2009
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