Hansi Kraus über Schulstreiche, Namensänderungen und Parallelen zu Karl Valentin

München – Der „ewige Lausbub“ zeigt seine Fotografien

Nicht nur im Film ein Lausbub: Hansi Kraus.  Foto: Ingrid Theis

Nicht nur im Film ein Lausbub: Hansi Kraus. Foto: Ingrid Theis

Neben der Schauspielerei ist die Fotografie die große Leidenschaft von Hansi Kraus, dem „ewigen Lausbub“ aus den legendären Ludwig-Thoma-Verfilmungen. War ihm der Lausbub in die Wiege gelegt, so hat er die Fofografie ordentlich erlernt. Vergangene Woche eröffnete das Valentin-Karlstadt-Musäum eine Sonderausstellung mit Fotografien von Hansi Kraus zu Zitaten von Karl Valentin.

Wir trafen Hansi Kraus in seiner Wohnung im Lehel, um mit ihm über die Fotografie, das Theaterspielen und sein Lausbuben-Image zu sprechen.

SamstagsBlatt: In Ihren Rollen als Lausbub Ludwig Thoma und später als Pepe Nietnagel in den Lümmelfilmen brachten Sie die Lehrer zur Weißglut. Wie war der Schüler Hansi Kraus?

Kraus: Es war eine Rolle, die mir absolut auf den Leib geschnitten war. Ich war wirklich so. Es haben sogar zwei Streiche, die ich damals in meiner Schule angezettelt habe, Eingang ins Drehbuch gefunden.

SamstagsBlatt: Ist es richtig, dass Sie beim damaligen Casting ursprünglich gar nicht für die engere Auswahl vorgesehen waren?

Kraus: Ja, das stimmt. Bei dem ersten Besetzungsgespräch, heute heißt das ja Casting, waren rund 200 Jungs da. Einige wurden aufgefordert, ihre Adresse zu hinterlassen. Ich war nicht darunter. Dann habe ich mir gedacht, wo ich schon mal da bin, hinterlasse ich meine Adresse auch. Sonst wäre ich gar nicht zu einem zweiten Gespräch eingeladen worden.

SamstagsBlatt: Ihre Eltern hatten eine sehr differenzierte Meinung über Ihre Schauspieler-Karriere. Während Ihre Mutter vor Stolz fast platzte, achtete Ihr Vater sehr genau, dass Sie nicht abheben. War es im Nachhinein für Sie wichtig, dass Sie jemand auf den Boden der Tatsachen zurückholte, immerhin waren sie bereits mit 12 Jahren ein gefeierter Filmstar?

Kraus: Einerseits habe ich ihm zu verdanken, dass ich nicht abgehoben bin, andererseits hätte ich vielleicht anders mehr Geld verdient. Das kann man so und so sehen.

SamstagsBlatt: Ihr bürgerlicher Name Hans Krause wurde in Hansi Kraus geändert, weil der damalige Produzent der Meinung war, dass ein Junge mit einem derart preußischen Namen nicht den bayerischen Nationaldichter Ludwig Thoma darstellen könne. Später änderten sie Ihren Namen selbst in Hans Kraus. Wollten Sie das Lausbuben-Image damit endlich loswerden?

Kraus: Ja, damit wollte ich dokumentieren, dass ich nun endlich erwachsen bin. Aber ich habe schnell festgestellt, dass mich unter dem Namen Hans Kraus niemand kennt, und dann bin ich schnell wieder zu Hansi Kraus übergegangen. Klingt auch irgendwie symphatischer.

SamstagsBlatt: Inzwischen haben Sie ja eine große Menge an Filmen abgedreht, standen unzählige Male im Theater auf der Bühne und haben Hörbücher gesprochen. Was machen Sie am liebsten?

Kraus: Am liebsten spiele ich Theater, im Moment bei der Iberl-Bühne, das macht mir richtig Spaß.

SamstagsBlatt: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Kraus: Am liebsten packe ich den Hund, steige aufs Radl und fahre an der Isar entlang.

SamstagsBlatt: Sie haben ja bereits einige Stadtviertel in München kennen gelernt.

Kraus: Ja, das ist richtig. Meine Kindheit habe ich in Giesing verbracht, meine Jugend in Milbertshofen. Auch in Schwabing und Taufkirchen habe ich mal gewohnt. Nun bin ich seit 24 Jahren im Lehel, es ist für mich die ideale Gegend. Es ist alles in der Nähe, was ich brauche: die Innenstadt, der Englische Garten, die Isar. Seit 1988 habe ich kein Auto mehr. Und vermisse es auch nicht.

SamstagsBlatt: Eine Ihrer Töchter ist auch Schauspielerin. Was konnten Sie ihr aus Ihrer persönlichen Schauspielerei-Erfahrung mit auf den Weg geben?

Kraus: Sie wollte es unbedingt, obwohl sie mitbekommen hat, was es für ein Beruf ist und auch die Schattenseiten kennen gelernt hat. Da habe ich ihr keine Steine in den Weg gelegt.

SamstagsBlatt: Vergangene Woche eröffneten Sie eine Sonderausstellung im Valentin-Karlstadt-Musäum mit Fotografien zu Zitaten von Karl Valentin. Was war dabei die Herausforderung?

Kraus: Richtig, auf die Idee hat mich Petra Perle gebracht. Ich habe eine Sammlung von 2.000 bis 3.000 Fotografien. Die große Herausforderung war, daraus die passenden Bilder zu den Valentin-Zitaten zu finden.

SamstagsBlatt: Wo gibt es Parallelen zwischen Karl Valentin und Hansi Kraus?

Kraus: Er hat einen Humor, der mir sehr liegt. Manche Zitate habe ich auch selber ergänzt.

Die Sonderausstellung „Ansichten“ von Hansi Kraus wird bis 2. Juni im Valentin-Karlstadt-Musäum, Tal 50, gezeigt. Das Museum ist Montag, Dienstag und Donnerstag von 11.01 Uhr bis 17.29 Uhr, am Freitag und Samstag von 11.01 Uhr bis 17.59 Uhr, am Sonntag von 10.01 Uhr bis 17.59 Uhr sowie jeden ersten Freitag im Monat bis 21.59 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 2,99 Euro, ermäßigt 1,99 Euro.

Von Stefanie Moser

Artikel vom 26.02.2009
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