Nach freiwilligen Arbeitstagen spenden Haidhausener Schüler 1.500 Euro

Haidhausen · »Schule ist cooler«

Richtig Milch aufschäumen will gelernt sein. Alexa Ilchmann (l.) vom Haidhausener Café Toulouse zeigt Nina und David wie es geht.	 Foto: ko

Richtig Milch aufschäumen will gelernt sein. Alexa Ilchmann (l.) vom Haidhausener Café Toulouse zeigt Nina und David wie es geht. Foto: ko

Haidhausen · Ein Netz aus Wolle steht bei Schülern der Haidhausener Adalbert-Stifter-Realschule seit Freitag symbolisch für erfolgreiches soziales Engagement und Zusammenhalt. Zum Ende der Schulprojektwoche hat Klassenleiterin Silvia Warnke das Fadenknäuel benutzt, um durch Zuwerfen in der Runde abzufragen, welcher Schüler in den zwei Tagen zuvor wo gearbeitet hat.

Nach Warnkes Idee »Wir glauben an die Gesellschaft« haben die Schüler in Münchner Betrieben ausgeholfen. Das verdiente Geld wollen die Jugendlichen Krebspatienten des Haunerschen Kinderspitals stiften (Haidhausener Anzeiger berichtete).

Unter anderem im Architekturbüro, beim Bäcker, beim Friseur, im Café und in einer Filmfirma haben die 13- bis 15-jährigen Achtklässler am vergangenen Mittwoch und Donnerstag erlebt, was es heißt, mitten im Berufsleben zu stehen. »Schule ist cooler« lautet das Fazit von Patrick (15). Er und drei seiner Klassenkameraden haben im Toom Baumarkt an der Grillparzer Straße Paletten geschoben und Müll entsorgt. Allen vier Schülern ist die Arbeit dort zu anstrengend. »Außerdem ist die Schule früher zu Ende«, fügt Patrick hinzu. Später möchte er gerne im Büro etwas Kaufmännisches machen.

Viel Spaß hatten Nina Hansen (14) und David Kittel (14) im Café Toulouse. Milch aufschäumen, Gäste bedienen, Einkaufen, Kuchen backen, »die beiden dürfen alles mal machen«, sagt Cafébesitzerin Alexa Ilchmann. Sie hat den Vorbericht zur Schüleraktion im Haidhausener Anzeiger gelesen und sich spontan gemeldet, um »Arbeitsplätze« zur Verfügung zu stellen. »Das war für mich selbstverständlich, denn so ein Projekt muss man einfach unterstützen.« Nina und David gefällt es im Café, vor allem das Bedienen. Dabei ist den beiden auch kein einziges Malheur passiert, stattdessen haben sie von den Gästen Lob geerntet. Und die beiden haben festgestellt, dass Milch aufschäumen gar nicht so einfach ist.

Obwohl die Schüler ungewohnte körperliche Arbeit verrichten, kommt Nina »von der Schule manchmal erschöpfter heim«. In Ursula Parzingers Friseursalon an der Pariser Straße zeigt die Inhaberin derweil Aleksandra und Maria (beide 14), wie man Haare richtig auf Lockenwickler dreht. Zuvor haben die beiden Abgeschnittenes aufgekehrt und gelernt, wie man beim Haarewaschen gleich auch die Kopfhaut massiert. Richtig glücklich wirken die beiden beim Coiffeur jedoch nicht. »Es macht Spaß, ist aber nicht wirklich meins«, sagt Aleksandra.

Silvia Warnke ist begeistert von ihren Schülern. Sie haben den Arbeitsalltag für einen guten Zweck zwei Tage lang gemeistert. Und mit ihrer Aktion ist die Summe von 1.500 Euro zusammengekommen, die die Schüler nun an die Kinderklinik geben können. Für die Lehrerin war beim Projekt auch wichtig, dass im Klassenzimmer unter den Schülern ein gutes Klima herrscht. Sichtbares Anzeichen der durch die gemeinsame Aktion gewonnenen Eintracht war bei der Nachbesprechung das Wollknäuel, dessen gespannter Faden die Jugendlichen miteinander verbunden hat.

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 24.02.2009
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