Integration geht durch den Magen

Taufkirchen · Noah-Fest gemeinsam gefeiert

Bürgermeister Jörg Pötke (r.) überzeugte sich beim muslimischen Aschura-Fest von der erfolgreichen Integrationsarbeit des Mehrgenerationenhauses in Taufkirchen. Foto: A. Pietsch

Bürgermeister Jörg Pötke (r.) überzeugte sich beim muslimischen Aschura-Fest von der erfolgreichen Integrationsarbeit des Mehrgenerationenhauses in Taufkirchen. Foto: A. Pietsch

Taufkirchen · Bohnen und Aprikosen, Kichererbsen und Feigen, Mais und Granatäpfel – für den deutschen Gaumen klingen die Zutaten des Aschura-Puddings ziemlich exotisch. Doch das Ergebnis kann sich durchaus sehen und vor allem schmecken lassen, wie die etwa 40 Gäste des Noah-Festes im Taufkirchner Mehrgenerationenhaus herausfinden durften.

Das Noah-Fest ist ein muslimisches Fest, bei dem das Ende der Sintflut und die Errettung der Arche Noahs gefeiert wird. Der Geschichte nach, kochte die Familie Noahs an diesem Tag aus allem noch vorhandenen Proviant ein riesiges Mahl: die Aschura. Auch heute ist es noch Brauch in muslimischen Familien, an diesem Tag in großen Mengen die Ashura zu kochen und an Gäste, Verwandte und Nachbarn zu verteilen. In Anlehnung an diesen Brauch hatte die Taufkirchner Familie Güles die Idee, im Mehrgenerationenhaus den Aschura-Tag öffentlich zu feiern. In stundenlanger Arbeit kochte Sevgi Güles unterstützt von ihrem Mann und mehreren Freundinnen und Bekannten den Fest-Pudding. Die Mühe hat sich gelohnt, urteilten die Gäste: »Schön süß und sehr lecker«, lobte auch der Taufkirchner Bürgermeister Jörg Pötke, der die Gelegenheit nutzen wollte die Integrationsarbeit des Mehrgenerationenhauses auch mal selbst zu erleben.

»Jede der in der Ashura verwendeten Zutaten bewahrt ihren eigenen Geschmack und alle Bestandteile zusammen ergeben einen neuen Geschmack«, erklärte Nurgül Güner vom Internationalen Dialogzentrum IDIZEM, die das Fest mit einer kleinen Rede eröffnete. Dies wünsche sie sich auch für die gemeinsame Zukunft: »Dass unsere unterschiedlichen Kulturen und Religionen gemeinsam zu Harmonie finden«. Für dieses Ziel bietet das Mehrgenerationenhaus sicher sehr gute Voraussetzungen. Das Haus, das erst im Oktober 2008 von der Nachbarschaftshilfe eingeweiht wurde, soll eine Begegnungsstätte der Kulturen und der Generationen sein. Das Angebot wird inzwischen recht gut angenommen.

Manche Veranstaltungen, wie zum Beispiel das wöchentliche Singen, der Spielenachmittag, die italienische Kochgruppe oder der Kochkurs für Kinder sind echte Selbstläufer, erklärt Gudrun Weishäupl-Prokisch von der Nachbarschaftshilfe. In Zukunft will das Haus auch zunehmend integrative Angebote fördern. Das Kahvalti, das wöchentlich stattfindende muslimische Frühstück, öffne sich zunehmend, erzählt Andrea Schatz, Geschäftsführerin der Nachbarschaftshilfe und freut sich, »dass auch die türkischen Mitbewohner sich mit dem Mehrgenerationenhaus identifizieren«. Die Feier des Aschura-Festes lobt sie als einen weiteren Schritt in diese Richtung. Auch Sevgi Güles möchte sich weiter engagieren und eventuell ein regelmäßiges Treffen türkischer Frauen im Mehrgenerationenhaus organisieren. Die Gäste des Aschura-Festes hat sie jedenfalls überzeugt. Vielleicht erweist sich der Weg durch den Magen ja nicht nur für die Liebe, sondern auch für die interkulturelle Verständigung als der beste Weg.

Andrea Pietsch

Artikel vom 11.02.2009
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